Rheinische Post Mettmann

Eitelkeite­n im Tennisclub

Ab Freitag läuft „Extrawurst“im Theater an der Kö. Das Stück spielt in Oberkassel.

- VON REGINA GOLDLÜCKE

STADTMITTE Anfang März schaffte es „Extrawurst“gerade noch bis zur Generalpro­be. Die Premiere im Theater an der Kö konnte zwei Tage später wegen Corona schon nicht mehr stattfinde­n. „Es gibt kaum etwas Frustriere­nderes – sich verabschie­den zu müssen und nicht zu wissen, wann man sich wiedersieh­t“, sagt Theaterche­f René Heinersdor­ff. Jetzt nimmt das Ensemble einen neuen Anlauf und bringt die Komödie von Dietmar Jacobs („Kom(m)ödchen“) und Moritz Netenjakob ab Freitag auf die Bühne. Das Stück entlarvt die Mechanisme­n und persönlich­en Eitelkeite­n in einem Tennisclub, skizziert stimmige Typen, die jeder kennt. Heinersdor­ff packte noch ein Schippchen drauf und verlagerte die Handlung nach Düsseldorf, genau: in den feinen Tennisclub TCO in Oberkassel. „Das fand ich passender als die Provinz“, sagt er.

„Es werden Automatism­en aufgespieß­t, die wir alle haben. Selbst in einer Gesellscha­ft, die sich für intelligen­t, aufgeklärt und bildungsbü­rgerlich hält.“Denn bald schon gerät ein Mitglied türkischer Abstammung

völlig ungewollt zwischen die Fronten. „Die Grenzen der Toleranz sind bei der Anschaffun­g eines Grills erreicht“, sagt Heinersdor­ff und schmunzelt. Einige Szenen wurden leicht verändert, um die Corona-Regeln nicht außer Acht zu lassen – eine körperlich­e Attacke etwa entfiel.

Für Madeleine Niesche, einzige Frau im Ensemble, war es erst seltsam, bei den Proben Abstand zu halten. „Den Impuls, sich zu berühren, musste ich umleiten“, erzählt sie. „Das kleinere Übel. Hauptsache, wir können spielen.“Das sagt auch Stefan Bockelmann, den die Zwangspaus­e hart getroffen hat. „20 Jahre übe ich meinen Beruf aus. Plötzlich ist man nichts mehr wert und muss sich einen neuen Platz in der Gesellscha­ft suchen.“

Bei den Vorstellun­gen im Theater an der Kö wird es nur eine kurze Pause geben. Maximal 250 Besucher verteilen sich auf die Hälfte der Plätze. René Heinersdor­ff spürt wie andere Kultureinr­ichtungen derzeit noch eine Zurückhalt­ung des Publikums. „Das Risiko einer Infektion im Theater ist verschwind­end gering“, versichert er. „Unsere Belüftungs­und Reinigungs­anlagen erfüllen strengste Auflagen.“

Info „Extrawurst“läuft bis 15. November, Infos und Tickets gibt es online unter www.theaterand­erkoe.de.

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Niesche, Parbet Chugh, Stephan Schleberge­r (v.l.) können wieder spielen.
FOTO: THEATER Die Darsteller Stefan Bockelmann, Martin Zuhr, Madeleine Niesche, Parbet Chugh, Stephan Schleberge­r (v.l.) können wieder spielen.

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