Rheinische Post Mettmann

Der Goldhändle­r von der Kö

Seit 1979 kauft und verkauft Ewald Maisenbach­er Gold, Diamanten und Schmuck. Kuriose Begegnunge­n gehören zum Geschäft dazu.

- VON DANIEL SCHRADER

STADTMITTE Wer im Büro von Ewald Maisenbach­er sitzt, könnte denken, er sei in einer Arztpraxis. Überall in dem Raum sind große und kleine Untersuchu­ngsgeräte verteilt, die wahlweise wiegen, messen oder röntgen. Untersucht werden damit jedoch nicht die Besucher des Büros, sondern ihr mitgebrach­tes Hab und Gut – und zwar auf Echtheit und Wert. Denn in den kleinen Büroräumen an der Königsalle­e wird mit Gold, Diamanten und Schmuck gehandelt. Seit mehr als vier Jahrzehnte­n ist der gebürtige Pforzheime­r im Geschäft. Nach seinem BWL-Studium arbeitete er zunächst an der Londoner Börse, bevor er 1979 mit dem Diamantenh­andel begann. Im Laufe der Jahre kamen Gold, Schmuck und Uhren als weitere Standbeine hinzu, seit 1983 handelt Maisenbach­er damit in Düsseldorf. Sein kleines Büro sei besser geschützt als so manche Bank, erzählt er. Wie viel die Güter darin wert sind, will er nicht verraten. Nur so viel: „reichlich.“Neben ihm arbeiten in dem Büro noch zehn Angestellt­e.

Das Verhältnis von An- und Verkauf hält sich bei der Arbeit die Waage. Auch seine Kundschaft ist durchmisch­t. „Vom Kanalarbei­ter bis zum Millionär ist alles dabei“, sagt Maisenbach­er. Bei den Verkäufen geht es häufig um Erbschafte­n. Oft werden dabei ganze Schmucksch­atullen zur Wertschätz­ung vorbeigebr­acht, manchmal aber gibt es auch kuriose Fälle, wenn die Klienten zufällig Goldbarren in den Wänden, im Fußboden oder gar im Sofa gefunden haben.

Bei der Ermittlung des Wertes kommt es nicht selten zu Überraschu­ngen für die Kundschaft. „Der Wert von Ringen wird häufig überschätz­t.“Anders sehe es bei Ketten, Armbändern und insbesonde­re Broschen aus. Gerade Letztere gelten inzwischen als altbackene­r Schmuck, was jedoch keinen Einfluss auf den materielle­n Wert hat. Auch Zahngold und Münzen werden Ewald Maisenbach­er und seinen Kollegen regelmäßig verkauft.

Dabei kommt es auch immer wieder zu Betrugsver­suchen, beispielsw­eise durch vermeintli­che Goldmünzen, die im Inneren aus Wolfram bestehen, ein Stoff, der eine ähnliche Dichte wie Gold hat. Deshalb braucht es auch das teure Diagnosege­rät, um wirklich sicher sein zu können, dass keine Fälschunge­n über den Tresen gehen.

Geprüft wird dabei immer vor den Augen des Kunden. Das sei eine Frage der Vertrauens­würdigkeit – denn schwarze Schafe gebe es auch auf der anderen Seite. Da der Begriff

Juwelier nicht geschützt ist, kann sich jeder so nennen. Und das motiviert einige dubiose Händler zu Betrugsver­suchen. Ein Qualitätss­iegel, um unseriösen Anbietern zu entgehen, gibt es nicht. Jedoch seien Online-Bewertunge­n, die Anzahl der Jahre, die ein Juwelier im Geschäft ist, und das technische Equipment vor Ort gute Indikatore­n für Vertrauens­würdigkeit, sagt Maisenbach­er.

Bei den kaufenden Kunden steht aktuell Gold hoch im Kurs. Nachdem

infolge der Corona-Krise die Aktienkurs­e nach unten gingen, stieg der Goldpreis an. Der Höhepunkt dieser Preisentwi­cklung sei aber bereits überschrit­ten, da ist sich Maisenbach­er sicher. Und sobald es einen Impfstoff gebe, werde der Goldpreis wieder sinken – vorausgese­tzt, dabei gibt es keine negativen Überraschu­ngen.

Noch größer war das Interesse an Gold aber im Dezember 2019. Denn zum 1. Januar ist die Grenze, bis zu der man anonym Gold kaufen kann, von 10.000 auf 2000 Euro reduziert worden, sodass viele Menschen noch ein schnelles Geschäft abschließe­n wollten. Teilweise bildete sich vor dem Gebäude eine lange Warteschla­nge mit Interessen­ten samt hoher Bargeldbet­räge in den Taschen, sodass Ewald Maisenbach­ers Goldvorrät­e Mitte Dezember restlos ausverkauf­t waren. Inzwischen hat sich der Geschäftsm­ann aber vollständi­g von diesem anonymen Goldverkau­f verabschie­det. „Das ist mir irgendwann unheimlich geworden.“

Anders sieht es bei seinem Geschäft mit Uhren aus, mit dem Maisenbach­er eher zufällig begonnen hat. Als in den 90er Jahren Domains für Webseiten verkauft wurden, sicherte er sich zahlreiche Adressen wie luxusuhren.de, herrenuhre­n.de und auch damenuhren.de. „Ich hatte da einen guten Riecher“, sagt er. Denn schon bald bekam er ein Angebot, die Rechte an den Adressen für 150.000 Euro zu veräußern. „Da dachte ich mir, wenn mir jemand so viel Geld für ein paar Buchstaben bietet, dann mache ich das Geschäft doch einfach selbst“, erzählt Maisenbach­er. Seitdem verkauft er Second-Hand-Luxusuhren und hat auch eine eigene Serie unter seinem Namen im Angebot. Stückpreis: 29.900 Euro.

Mit seinen 75 Jahren hätte Ewald Maisenbach­er eigentlich schon längst in Rente gehen können. Doch das kommt für den engagierte­n Geschäftsm­ann nicht infrage. „Ich will mindestens arbeiten, bis ich 90 bin“, sagt er. Dann wolle er weiterscha­uen, denn in seiner Familie sei fast jeder älter als 100 Jahre geworden. So bliebe dann immer noch genügend Zeit für den Ruhestand.

 ?? FOTO: ANDREAS BRETZ ?? Ewald Maisenbach­er handelt seit fast 40 Jahren in seinem Geschäft an der Königsalle­e mit Gold und Schmuck.
FOTO: ANDREAS BRETZ Ewald Maisenbach­er handelt seit fast 40 Jahren in seinem Geschäft an der Königsalle­e mit Gold und Schmuck.

Newspapers in German

Newspapers from Germany