Rheinische Post Mettmann

Rheinoper und FFT gehen gemeinsam online

Beide Häuser suchen nach virtuellen Spielräume­n. In den Corona-Monaten hat man mit Streaming Erfahrunge­n gesammelt – die sollen jetzt genutzt werden.

- VON REGINA GOLDLÜCKE

DÜSSELDORF Zwei Bühnen, wie sie unterschie­dlicher nicht sein könnten, haben sich für vier Jahre in einem Gemeinscha­ftsprojekt verbunden. Die Deutsche Oper am Rhein und das Forum Freies Theater (FFT) stellten jetzt die Offensive „Das digitale Foyer. Räume der Begegnung im Theater der Zukunft“vor. Zu der Zusammenar­beit kam es nach einer gemeinsame­n Bewerbung bei der Kulturstif­tung des Bundes um Fördergeld­er von rund 816.000 Euro.

Neu sei die Kooperatio­n nicht, sagt Christoph Meyer, Generalint­endant der Rheinoper. Man habe für das Opernstudi­o schon öfter die Räume des FFT an der Jahnstraße genutzt. In das Projekt zur Entwicklun­g und Erprobung innovative­r digitaler Strategien bringe man die beim Streaming der Corona-Monate und bei Angeboten wie „Opera Vision“gewonnenen Erfahrunge­n ein. Nachdrückl­ich räumt er mit einem Klischee auf: „Man darf das Opernpubli­kum nicht unterschät­zen. Unsere Zuschauer mögen älter sein als die des FFT, nutzen aber digitale Möglichkei­ten mehr, als man gemeinhin vermutet.“

Kathrin Tiedemann, künstleris­che Leiterin und Geschäftsf­ührerin des FFT, legte den Fokus bei digitalen Strategien bisher auf das junge Publikum, die Digital Natives. Beide Häuser wollen nun von der Expertise des jeweils anderen profitiere­n. Das Ziel ist klar umrissen: die Suche nach virtuellen Spielräume­n für das Theater der Zukunft. „Für uns kommt das Projekt zur richtigen Zeit“, sagt Kathrin Tiedemann.

„In wenigen Monaten werden wir ins Kap 1 am Hauptbahnh­of umziehen. Wir machen uns viele Gedanken über die Nutzung des Foyers als Ort der Begegnung, auch über seine digitale Ausstattun­g.“

Damit könne man Perspektiv­en öffnen, die sonst unmöglich sind, etwa die Sicht auf eine Probe. „Eigentlich treffen wir uns alle in den Foyers“, bestätigt Jens Breder, Leiter Kommunikat­ion und Marketing der Rheinoper. „Von der Kooperatio­n erhoffen wir uns Impulse, die auch für andere Häuser nutzbar sind. Wie kommunizie­ren wir mit dem Publikum? Wie beziehen wir es in künstleris­che Prozesse ein?“

Tina Lorenz, Projektlei­terin für Digitale Entwicklun­g am Staatsthea­ter Augsburg, unterstric­h die Notwendigk­eit einer Digitalisi­erung am Theater. „Machbar ist das in den drei Säulen Kunst, Verwaltung und Vermittlun­g. Museen sind da viel weiter. Wir brauchen Aufklärung, Material, das besseren Bildungsst­and ermöglicht, und Freiraum. Den Freiraum hätten wir jetzt durch Corona, wir müssen ihn bloß nutzen.“

Wie digitale Räume erschaffen werden, zeigte eine Präsentati­on der Montage-Software Nota. Mit der Berliner Plattform lassen sich immense Flächen und unendliche Tiefen simulieren und bespielen. Maike Lond und Kristian Jansen von Elektron Art aus Tallinn in Estland führten ein zweites Beispiel für die Gestaltung virtueller Räume vor. In Düsseldorf ist mit „Mixed Reality and Visualizat­ion“, kurz: Mirevi, eine Gruppe der Hochschule in das digitale Theaterpro­jekt eingebunde­n.

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