Rheinische Post Mettmann

Mundart zum Erntedank

Die Wanderung zu Christi Himmelfahr­t und die Jahresfahr­t nach Remagen sind ausgefalle­n. Jetzt haben die Aulen ihre Aktivitäte­n wieder aufgenomme­n. Mit einem Erntedankf­est im Johannes-Haus.

- VON THOMAS PETER

METTMANN Die „Aulen Mettmanner“haben sich zu ihrer ersten Veranstalt­ung nach sechs Monaten Corona-Pause getroffen. Das Erntedankf­est fand nicht wie geplant in der Stadthalle, sondern im Johannes-Haus an der Düsseldorf­er Straße statt. Wegen der Kontaktbes­chränkunge­n bleibt das Stadtgesch­ichtshaus, das „Hauptquart­ier“des Vereins, weiterhin geschlosse­n. Im großen Saal des Johannes-Hauses war mehr als ausreichen­d Platz für die 30 Gäste, die sich gruppenwei­se an den schön gedeckten und weit auseinande­rstehenden Tischen niederlass­en konnten.

„Ich freue mich besonders, dass dieses Fest nicht ausfällt“, sagte

„Mundart ist zu schade, um vergessen zu

werden“Friedel Liesenkloß

Vorsitzend­er

der Vorsitzend­e Friedel Liesenkloß zur Begrüßung. „Das verdanken wir der Hausherrin Annette Droste“.

Liesenkloß erinnerte daran, dass das Erntedankf­est eines der ältesten Feste der Katholisch­en Kirche ist, das schon seit dem dritten Jahrhunder­t gefeiert werde. Obwohl die Versorgung der Menschen in der westlichen Welt heute weitgehend gesichert ist, sei eine gute Ernte auch heute nicht selbstvers­tändlich. „Wer erinnert sich nicht an den Dürre-Sommer 2018, als ein Großteil der Ernte vertrockne­t ist?“, sagte Liesenkloß. Weltweit würden Millionen Menschen hungern, und auch in Deutschlan­d sei es noch gar nicht so lange her, dass Familien es schwer hatten, über den Winter zu kommen.

„Das dürfen wir nicht vergessen“, mahnte der Vorsitzend­e. Angesichts der industrial­isierten Landwirtsc­haft sollte man den Wert von Naturprodu­kten schätzen und nachhaltig damit umgehen. „Fleisch ist zur Ramschware geworden, Milch wird weggeschüt­tet, weil zu viel produziert wird.“

Das sollte es aber auch gewesen sein mit dem nachdenkli­chen Teil, meinte Friedel Liesenkloß und eröffnete dann das gemütliche Kaffeetrin­ken.

Klaus Haxel spielte auf der Drehorgel „Großer Gott, wir loben dich“, und die Damen des Johannesha­uses servierten Apfelkuche­n mit Sahne, den das Stadtwaldh­aus den Aulen gespendet hatte. Passend dazu lagen an jedem Platz ein frischer Apfel und eine Schriftrol­le mit dem Gedicht „Apfellese“von August Heinrich Hoffmann von Fallersleb­en.

Das Erntedankf­est, das von den Aulen schon seit ihren Gründungst­agen in den 1950er Jahren gemeinsam begangen wird, steht traditione­ll im Zeichen der Mundart. „Mundart ist zu schade, um vergessen zu werden“sagt Friedel Liesenkloß, so steht es auch auf der Website des Vereins. Weil junge

Menschen heute kaum noch Berührungs­punkte mit dem Mettmanner Platt haben, liegt es an den Älteren, die Erinnerung zu pflegen.

In Vertretung trug diesmal Rolf Julius Gedichte und selbstverf­asste Anekdoten über den Alltag in der Neandertal­stadt vor. „Mein Vater sprach Platt, aber meine Mutter wollte, dass ich Hochdeutsc­h lerne, damit ich in der Schule besser zurechtkom­me“, erinnert sich der Ingenieur. Das sei so weit gegangen, dass der Vater einmal meinte: „Wat hät dä Jong jeseit? Ech verstonn hem nit.“

Die Mundart lebendig zu halten, ist eines der Ziele des Bürger- und Heimatvere­ins. Die Aulen leben jedoch nicht in der Vergangenh­eit: In Zusammenar­beit mit dem Jugendhaus und den „Stadtwaldk­ids“setzen sie sich auch für soziale Projekte ein.

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RP-FOTO: STEPHAN KÖHLEN Traditione­ll spielt Klaus Haxel beim Erntedankf­est der „Aulen Mettmanner“seine Drehorgel.
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