Mundart zum Erntedank
Die Wanderung zu Christi Himmelfahrt und die Jahresfahrt nach Remagen sind ausgefallen. Jetzt haben die Aulen ihre Aktivitäten wieder aufgenommen. Mit einem Erntedankfest im Johannes-Haus.
METTMANN Die „Aulen Mettmanner“haben sich zu ihrer ersten Veranstaltung nach sechs Monaten Corona-Pause getroffen. Das Erntedankfest fand nicht wie geplant in der Stadthalle, sondern im Johannes-Haus an der Düsseldorfer Straße statt. Wegen der Kontaktbeschränkungen bleibt das Stadtgeschichtshaus, das „Hauptquartier“des Vereins, weiterhin geschlossen. Im großen Saal des Johannes-Hauses war mehr als ausreichend Platz für die 30 Gäste, die sich gruppenweise an den schön gedeckten und weit auseinanderstehenden Tischen niederlassen konnten.
„Ich freue mich besonders, dass dieses Fest nicht ausfällt“, sagte
„Mundart ist zu schade, um vergessen zu
werden“Friedel Liesenkloß
Vorsitzender
der Vorsitzende Friedel Liesenkloß zur Begrüßung. „Das verdanken wir der Hausherrin Annette Droste“.
Liesenkloß erinnerte daran, dass das Erntedankfest eines der ältesten Feste der Katholischen Kirche ist, das schon seit dem dritten Jahrhundert gefeiert werde. Obwohl die Versorgung der Menschen in der westlichen Welt heute weitgehend gesichert ist, sei eine gute Ernte auch heute nicht selbstverständlich. „Wer erinnert sich nicht an den Dürre-Sommer 2018, als ein Großteil der Ernte vertrocknet ist?“, sagte Liesenkloß. Weltweit würden Millionen Menschen hungern, und auch in Deutschland sei es noch gar nicht so lange her, dass Familien es schwer hatten, über den Winter zu kommen.
„Das dürfen wir nicht vergessen“, mahnte der Vorsitzende. Angesichts der industrialisierten Landwirtschaft sollte man den Wert von Naturprodukten schätzen und nachhaltig damit umgehen. „Fleisch ist zur Ramschware geworden, Milch wird weggeschüttet, weil zu viel produziert wird.“
Das sollte es aber auch gewesen sein mit dem nachdenklichen Teil, meinte Friedel Liesenkloß und eröffnete dann das gemütliche Kaffeetrinken.
Klaus Haxel spielte auf der Drehorgel „Großer Gott, wir loben dich“, und die Damen des Johanneshauses servierten Apfelkuchen mit Sahne, den das Stadtwaldhaus den Aulen gespendet hatte. Passend dazu lagen an jedem Platz ein frischer Apfel und eine Schriftrolle mit dem Gedicht „Apfellese“von August Heinrich Hoffmann von Fallersleben.
Das Erntedankfest, das von den Aulen schon seit ihren Gründungstagen in den 1950er Jahren gemeinsam begangen wird, steht traditionell im Zeichen der Mundart. „Mundart ist zu schade, um vergessen zu werden“sagt Friedel Liesenkloß, so steht es auch auf der Website des Vereins. Weil junge
Menschen heute kaum noch Berührungspunkte mit dem Mettmanner Platt haben, liegt es an den Älteren, die Erinnerung zu pflegen.
In Vertretung trug diesmal Rolf Julius Gedichte und selbstverfasste Anekdoten über den Alltag in der Neandertalstadt vor. „Mein Vater sprach Platt, aber meine Mutter wollte, dass ich Hochdeutsch lerne, damit ich in der Schule besser zurechtkomme“, erinnert sich der Ingenieur. Das sei so weit gegangen, dass der Vater einmal meinte: „Wat hät dä Jong jeseit? Ech verstonn hem nit.“
Die Mundart lebendig zu halten, ist eines der Ziele des Bürger- und Heimatvereins. Die Aulen leben jedoch nicht in der Vergangenheit: In Zusammenarbeit mit dem Jugendhaus und den „Stadtwaldkids“setzen sie sich auch für soziale Projekte ein.