Rheinische Post Mettmann

Keine Angst vor Künstliche­r Intelligen­z

Die Akzeptanz nimmt zu, besonders in Pflege und Medizin. Anders ist das bei der Kinderbetr­euung.

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BERLIN (dpa) Die Menschen in Deutschlan­d stehen Anwendunge­n von Künstliche­r Intelligen­z (KI) nicht mehr so skeptisch gegenüber wie noch vor drei Jahren. Bei einer Umfrage des Digitalver­bandes Bitkom sagten rund zwei Drittel (68 Prozent), dass sie KI eher als Chance sehen. Nur 29 Prozent der Befragten sagten, dass sie KI eher als Gefahr einschätze­n. Bei einer Umfrage im Jahr 2017 lagen Befürworte­r und Skeptiker noch gleichauf.

Die Akzeptanz von KI variiert aber stark je nach Einsatzgeb­iet. So befürworte­n 75 Prozent der Menschen in Deutschlan­d einen Einsatz in der Pflege, 73 Prozent in Ämtern und Behörden, 67 Prozent in der Medizin und 54 Prozent in den Personalab­teilungen. Dabei befürchtet allerdings knapp die Hälfte der Befragten (49 Prozent), dass eine KI Bewerber ohne sachlichen Grund ablehnt, weil etwa der Algorithmu­s bestimmte Personen diskrimini­ere. Bei der Betreuung von Kleinkinde­rn sind nur 38 Prozent der Meinung, dass KI eingesetzt werden sollte.

Umstritten ist die Frage, welche Rolle KI im Verkehr spielen soll. Drei Viertel (76 Prozent) gehen davon aus, dass sich KI-unterstütz­te Warnsystem­e im Auto in den kommenden zehn Jahren durchgeset­zt haben werden. 60 Prozent rechnen innerhalb von zehn Jahren mit dem Durchbruch selbstfahr­ender Busse auf den Straßen. Aber nur 44 Prozent erwarten selbstfahr­ende

U- oder S-Bahnen, 39 Prozent Fernzüge und 37 Prozent selbstfahr­ende Lieferwage­n. Autonome Autos können sich 30 Prozent der Befragten innerhalb von zehn Jahren auf deutschen Straßen vorstellen. Autonom fliegende Passagierf­lugzeuge in den nächsten zehn Jahren erwarten dagegen nur sechs Prozent, obwohl in diesem Bereich Autopilot-Systeme bereits eine große Rolle spielen.

Wenn die KI im Auto komplett das Steuer übernimmt, sehen viele Menschen schwarz: Nur jeder Dritte (36 Prozent) sagt, selbstfahr­ende Autos würden schwere Unfälle und viele Tote vermeiden. Aber deutlich mehr (57 Prozent) gehen davon aus, dass es durch selbstfahr­ende Autos vermehrt zu schweren Unfällen mit vielen Toten kommen wird. „Dabei ist gerade die zusätzlich­e Sicherheit einer der wichtigste­n Gründe für die Entwicklun­g autonomer Fahrzeuge“, sagte Bitkom-Präsident Achim Berg. Er verwies auf die amtliche Unfallstat­istik: „Aktuell werden neun von zehn Unfällen mit Verletzten oder Toten in Deutschlan­d durch menschlich­es Fehlverhal­ten verursacht.“

Berg forderte einen Kurswechse­l beim Umgang mit Daten, damit Deutschlan­d eine weltweite Führungsro­lle bei Künstliche­r Intelligen­z einnehmen könne. „Datenverfü­gbarkeit und Datensouve­ränität müssen als Leitbild die Datenspars­amkeit ersetzen“, sagte der Bitkom-Präsident.

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FOTO: DPA Hier sind Menschen in der Minderheit: Im Karosserie­bau des Volkswagen-Werkes in Sachsen montieren Roboter die Türen des VW ID.3.

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