Mehr Platz zum Wohnen
Für Eigentümer wächst die verfügbare Fläche allerdings schneller als für Mieter.
BERLIN Die Wohnflächen, die Eigentümern in ihren Haushalten zur Verfügung stehen, sind in Deutschland in den vergangenen Jahren deutlich stärker gestiegen als die Flächen in Mieterhaushalten. Das geht aus der Antwort der Bundesregierung auf eine kleine Anfrage der Grünen-Bundestagfraktion hervor, die unserer Redaktion vorliegt. Demnach wuchs die durchschnittliche Wohnfläche pro Kopf in Eigentümerhaushalten zwischen 2002 und 2018 um rund elf Prozent auf 52 Quadratmeter. In Mieterhaushalten gab es dagegen nur einen Zuwachs um knapp neun Prozent auf 39 Quadratmeter pro Kopf. Überhaupt keinen Zuwachs bei den Wohnflächen gab es der Antwort zufolge seit 2008 bei Mieterhaushalten, deren Einkommen unterhalb der Armutsrisikoschwelle von 60 Prozent des Durchschnittseinkommens liegt.
Die Regierung beruft sich auf Daten des Mikrozensus und des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung. Den Anstieg erklärt sie mit der guten wirtschaftlichen Entwicklung und der Zunahme der Zahl der Ein-Personen-Haushalte. Ihr Anteil stieg von 36,7 Prozent aller Haushalte 2002 auf 41,9 Prozent 2018. Zudem blieben viele Familien in ihren größeren Wohnungen, obwohl erwachsene Kinder ausgezogen sind.
Die Grünen beklagen jedoch die zunehmenden Unterschiede zwischen Eigentümer- und Mieterhaushalten bei den zur Verfügung stehenden Wohnflächen. „Angesichts steigender Corona-Infektionszahlen wird die eigene Wohnung als Rückzugsund Lebensraum für viele Menschen gerade noch wichtiger als ohnehin schon“, sagte der baupolitische Sprecher Chris Kühn. „Die soziale Schere beim Wohnen klafft nicht allein aufgrund von Rekordmieten auseinander.“
Über zwei Millionen Menschen gingen zudem ohne ausreichende Wärmeversorgung in die kalte Jahreszeit, wie ebenfalls aus der Regierungsantwort hervorgehe. „Dass über 300.000 Wohnungen in Deutschland weder über ein WC noch über eine Dusche oder Badewanne verfügen, ist angesichts der zurzeit geltenden Hygieneregeln untragbar“, sagte Kühn.