Schulministerin lockert Regeln für Berufspraktika
In Corona-Zeiten haben es die Neunt- und Zehntklässler schwer, ihren Traumberuf in der Praxis kennenzulernen. Praktika können verschoben werden.
DÜSSELDORF Angesichts knapper Plätze für Schülerpraktika in Corona-Zeiten hat das NRW-Schulministerium die Vorgaben gelockert. Die Praxisphasen im Rahmen der Berufsfelderkundung könnten im Schuljahr 2020/21 verschoben oder verkürzt werden, teilte das Ministerium auf Anfrage mit. Gründe dafür könnten schulische Belange, ein fehlendes Angebot an betrieblichen Plätzen oder sonstige Engpässe sein.
Die neue Regelung kommt vielen Schulen entgegen. Zuletzt hatte es fast verzweifelte Aufrufe an die Elternschaft gegeben, Berufspraktika für Schüler im eigenen beruflichen Umfeld zu ermöglichen. Viele Arbeitgeber fallen zurzeit aus, weil sie den Präsenzbetrieb in engen Grenzen halten oder aus Infektionsschutzgründen keine Praktikanten aufnehmen. Für Schüler ist es aber oft die einzige Gelegenheit, vor der Berufswahl praktische Erfahrungen im Traumberuf zu sammeln.
Das Schulministerium senkt nun die Mindeststandards, um Schülern in Corona-Zeiten überhaupt Praktika zu ermöglichen: Statt drei Wochen genügt im Schuljahr 2020/2021 eine Woche während der Sekundarstufe I oder II. „Diese Abweichung von den Mindeststandards gilt bis zum Ende des Schuljahres 2020/21“, hieß es dazu aus dem Ministerium weiter. Schulen können sich zudem behelfen, indem sie Praktika teilweise in den Ferien laufen lassen. Hierbei sei aber zu beachten, dass die
Schule erreichbar sein müsse und Lehrer die Jugendlichen im Praktikum auch trotz der Ferienzeit zu betreuen hätten. Sollte selbst unter diesen gelockerten Bedingungen ein einwöchiges Praktikum nicht zu realisieren sein, haben die Schüler den Angaben zufolge keine negativen Konsequenzen zu befürchten.
Darüber hinaus bereitet das Schulministerium einen Aufruf vor für die Bereitstellung von Praktikumsplätzen, der zurzeit noch abgestimmt wird. Er soll zeitnah an
Betriebe, Einrichtungen und Institutionen in Nordrhein-Westfalen versendet werden. Dazu Schulstaatssekretär Mathias Richter: „Einblicke in die berufliche Praxis sind im Prozess der beruflichen Orientierung von besonderer Bedeutung. Sie helfen Schülerinnen und Schülern dabei, die richtige Berufswahlentscheidung zu treffen.“In Anbetracht der gegenwärtigen Situation habe das Schulministerium deshalb im Interesse der Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit geschaffen, dass die Praxisphasen in diesem Schuljahr flexibler gestaltet werden könnten. Darüber, wie viele Schüler in NRW bisher keinen Praktikumsplatz haben, hat das Ministerium keine Informationen.
Dieter Cohnen, Vorsitzender der Landeselternschaft NRW, begrüßte die Lockerungen. Wo immer möglich sollten zwar Praktika stattfinden, aber: „Wir haben Verständnis, wenn Schulleiter sagen, sie wollten die Zeit nutzen, um entstandene Wissenslücken zu schließen.“