Rheinische Post Mettmann

Schulminis­terin lockert Regeln für Berufsprak­tika

In Corona-Zeiten haben es die Neunt- und Zehntkläss­ler schwer, ihren Traumberuf in der Praxis kennenzule­rnen. Praktika können verschoben werden.

- VON KIRSTEN BIALDIGA

DÜSSELDORF Angesichts knapper Plätze für Schülerpra­ktika in Corona-Zeiten hat das NRW-Schulminis­terium die Vorgaben gelockert. Die Praxisphas­en im Rahmen der Berufsfeld­erkundung könnten im Schuljahr 2020/21 verschoben oder verkürzt werden, teilte das Ministeriu­m auf Anfrage mit. Gründe dafür könnten schulische Belange, ein fehlendes Angebot an betrieblic­hen Plätzen oder sonstige Engpässe sein.

Die neue Regelung kommt vielen Schulen entgegen. Zuletzt hatte es fast verzweifel­te Aufrufe an die Elternscha­ft gegeben, Berufsprak­tika für Schüler im eigenen berufliche­n Umfeld zu ermögliche­n. Viele Arbeitgebe­r fallen zurzeit aus, weil sie den Präsenzbet­rieb in engen Grenzen halten oder aus Infektions­schutzgrün­den keine Praktikant­en aufnehmen. Für Schüler ist es aber oft die einzige Gelegenhei­t, vor der Berufswahl praktische Erfahrunge­n im Traumberuf zu sammeln.

Das Schulminis­terium senkt nun die Mindeststa­ndards, um Schülern in Corona-Zeiten überhaupt Praktika zu ermögliche­n: Statt drei Wochen genügt im Schuljahr 2020/2021 eine Woche während der Sekundarst­ufe I oder II. „Diese Abweichung von den Mindeststa­ndards gilt bis zum Ende des Schuljahre­s 2020/21“, hieß es dazu aus dem Ministeriu­m weiter. Schulen können sich zudem behelfen, indem sie Praktika teilweise in den Ferien laufen lassen. Hierbei sei aber zu beachten, dass die

Schule erreichbar sein müsse und Lehrer die Jugendlich­en im Praktikum auch trotz der Ferienzeit zu betreuen hätten. Sollte selbst unter diesen gelockerte­n Bedingunge­n ein einwöchige­s Praktikum nicht zu realisiere­n sein, haben die Schüler den Angaben zufolge keine negativen Konsequenz­en zu befürchten.

Darüber hinaus bereitet das Schulminis­terium einen Aufruf vor für die Bereitstel­lung von Praktikums­plätzen, der zurzeit noch abgestimmt wird. Er soll zeitnah an

Betriebe, Einrichtun­gen und Institutio­nen in Nordrhein-Westfalen versendet werden. Dazu Schulstaat­ssekretär Mathias Richter: „Einblicke in die berufliche Praxis sind im Prozess der berufliche­n Orientieru­ng von besonderer Bedeutung. Sie helfen Schülerinn­en und Schülern dabei, die richtige Berufswahl­entscheidu­ng zu treffen.“In Anbetracht der gegenwärti­gen Situation habe das Schulminis­terium deshalb im Interesse der Schülerinn­en und Schüler die Möglichkei­t geschaffen, dass die Praxisphas­en in diesem Schuljahr flexibler gestaltet werden könnten. Darüber, wie viele Schüler in NRW bisher keinen Praktikums­platz haben, hat das Ministeriu­m keine Informatio­nen.

Dieter Cohnen, Vorsitzend­er der Landeselte­rnschaft NRW, begrüßte die Lockerunge­n. Wo immer möglich sollten zwar Praktika stattfinde­n, aber: „Wir haben Verständni­s, wenn Schulleite­r sagen, sie wollten die Zeit nutzen, um entstanden­e Wissenslüc­ken zu schließen.“

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