Rheinische Post Mettmann

Aus Roberts Bistro wird die Hafen-Meisterei

Das Kult-Restaurant in Unterbilk hat einen Nachfolger. Paul Meister tischt weiterhin Bistro-Küche auf.

- VON UWE-JENS RUHNAU

UNTERBILK Eine gute Nachricht in schwierige­n Zeiten: Paul Meister steht seit diesem Freitag wieder am Herd – und zwar an gewohnter Stelle. Roberts Bistro an der Wupperstra­ße gibt es nicht mehr, dafür wird im gleichen Lokal nun in der Hafen-Meisterei aufgetisch­t. Meister, der 24 Jahre Chef von Roberts Bistro war, verspricht authentisc­he Bistro-Küche und hofft, ein für die Corona-Krise taugliches Betriebsko­nzept gefunden zu haben.

Für Liebhaber der französisc­hen Küche und der besonderen Ausgehatmo­sphäre, wie sie Pariser Bistros bieten, war der 14. Juli in diesem Jahr kein gutes Datum. Ausgerechn­et am französisc­hen Nationalfe­iertag stellte Paul Meister den Insolvenza­ntrag für Roberts Bistro. 31 Jahre lang war die Adresse eine Institutio­n des lockeren Savoir Vivre, eröffnet am Hafen, als dort noch nichts schick war. Dicht gedrängt saßen die Gäste an den Tischen und genossen das Leben, vor allem die gute, herzhafte Küche und leckere Weine. Die Portionen waren keinesfall­s übersichtl­ich, sondern eher üppig, das Preis-Leistungs-Verhältnis mehr als akzeptabel.

Als Roberts Bistro für immer schloss und Paul Meister sich mit einem Post auf Facebook verabschie­dete, gab es ein großes Echo. Hunderte Gäste zeigten sich entsetzt, schwärmten in ihren Kommentare­n von unvergessl­ichen Stunden. „Wir waren überwältig­t“, sagt Meister, der irgendwann das Telefon abstellte und offline ging. In diesen Tagen hätte der 54-Jährige in jeder TalkShow den traurigen Corona-Koch geben können, so viele Angebote gab es, aber darauf hatte er keine Lust. Nach einer Erholungsp­ause wollte er eher überlegen, mit welchem Konzept seine Art der Gastlichke­it eine Zukunft haben könnte.

Nach vielen Gesprächen ist klar, wie die Hafen-Meisterei trotz Pandemie eine Zukunft haben kann. In

Roberts Bistro ging der Arbeitstag um sechs Uhr los, die Fonds für die Saucen wurden aufgesetzt. 30 Personen arbeiteten nahezu rund um die Uhr, tatsächlic­h sah der Mitarbeite­r, der irgendwann nach einer langen Nacht in der zum Bistro zugehörige­n Bar die Tür abschloss, den ersten Koch zum Dienst kommen.

Nun gibt es andere Betriebsze­iten und eine kleinere Belegschaf­t, die finanziell­en und weiteren juristisch­e Fragen konnten mit dem vorläufige­n Insolvenzv­erwalter, Rechtsanwa­lt Christian Holzmann aus der Kanzlei CMS Hasche Sigle, geklärt werden. Greta Woldt-Meister, die Geschäftsf­ührerin der neuen GmbH ist, hat zehn Mitarbeite­r eingestell­t. Alle waren auch schon in Roberts Bistro dabei und hatten noch keinen neuen Arbeitspla­tz gefunden. Paul Meister ist froh, dass sie das neue Team bilden. Eröffnet wird heute um 18 Uhr, ab dann sind die Küchenzeit­en des neuen Restaurant­s dienstags bis donnerstag­s 16 bis 22.30 sowie freitags und samstags 12 bis 22.30 Uhr. Sonntag und Montag ist geschlosse­n. Die Bar soll in einigen Wochen als Kleine Hafen-Meisterei eröffnen, kann aber für private Feiern gemietet werden – solange das unter Corona-Bedingunge­n geht.

Die neue Karte ist etwas kleiner als die alte, bietet aber eine gute Auswahl. Die Preise haben etwas angezogen, sind aber noch im Rahmen. So kostet bei den Vorspeisen ein ganzer Kopfsalat mit Kräuter-Vinaigrett­e und Croûtons 9,80 Euro, eine Auster Fines de Claire drei Euro. Wer Lust auf Vegetarisc­hes verspürt, findet Taglierini mit Pilz-Ragout (16,50 Euro) oder Malfati (ein Spinat-Quark-Kloß

mit Pinienkern­en, 12,50 Euro) auf der Karte, Fleischess­er rangieren mit Hirschrück­en (28,50 Euro) und Lamm-Carree (30,50 Euro) am oberen Ende der Preisskala. Klassiker der Bistroküch­e wie Entenconfi­t (22,50 Euro) oder Steak Frites (26,50 Euro) fehlen nicht. Die Fischgeric­hte (z.B. Dorade, Rotbarschf­ilet, lauwarme Forellenfi­lets) liegen um 20 Euro.

Der Name Hafen-Meisterei ist ein Wortspiel, in dem vieles anklingt, auch in der optischen Gestaltung des Schriftzug­s. „Die Hafen-Meisterei soll der Anlaufpunk­t sein, an dem niemand vorbeikomm­t, der in den Hafen will“, sagt Paul Meister. Zwischen dem Wort Hafen und dem Wort Meisterei ist ein Anker zu sehen. Der Schriftzug steht über dem Tresen und ziert die transparen­ten Trennwände zwischen den Tischen. Der Anker soll für den nahen Hafen, aber auch für Bodenständ­igkeit und Ehrlichkei­t stehen. „Es geht hier nicht etepetete zu, sondern eher rau“, sagt der Küchenchef, der vom gewohnten Umgang mit den Gästen nicht abweichen möchte. In der Hafen-Meisterei werden keine Plätze reserviert und alle Gäste gleich behandelt. „Bei uns sind alle Promis“lautet die Losung.

Der Anker erinnert aber auch an die Familienge­schichte: Meisters Großmutter Finchen Rothaus führte über Jahrzehnte den Schwarzen Anker an der Bolker Straße, baute das zerbombte Haus, in dem der Großvater ums Leben kam, nach dem Krieg wieder auf. Eine Gastronomi­e-Familie, auch heute noch. Tochter Lilli (22) hat im Breidenbac­her Hof Restaurant­fachfrau gelernt und abeitet derzeit beim Sylter Sternekoch Johannes King im Söl’ring Hof, Tochter Paula (24) erwirbt ihre kaufmännis­chen Kenntnisse bei JKP, der Plattenfir­ma der Toten Hosen. Gute Aussichten für die Familien-Meisterei.

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FOTO: HANS-JÜRGEN BAUER Paul Meister und seine Frau Greta Woldt-Meister eröffnen heute die Hafen-Meisterei an der Wupperstra­ße.

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