Rheinische Post Mettmann

Lebensende in Gottes Hand

- Heiner Scholz Nettetal Sigrid und Bernd-M. Wehner Monheim Paul-Hermann Mackes Viersen Alex Offenberg per Mail

Zu „Hilfen für Verschicku­ngskinder“(RP vom 30. September): Ergänzend zum Thema sind das hier meine ganz persönlich­en Erfahrunge­n aus den 60er-Jahren mit dem damaligen Kur- und Krankenhau­swesen: Ich bin dreimal zwischen dem sechsten und neunten Lebensjahr in ein von Ordensschw­estern geführtes Krankenhau­s eingeliefe­rt worden. Das bedeutete konkret, die Unterbring­ung als kleines Kind auf der Männerabte­ilung mit zwei Besuchsmög­lichkeiten von einer Stunde pro Woche, dazwischen gab es keine Möglichkei­t des Kontakts zur Familie. Heimweh und Einsamkeit waren groß! Mit neun Jahren bin ich dann zur Kur nach Bad Salzuflen verschickt worden. Aufgrund von Windpocken wurde ich wenige Tage nach Ankunft in ein separates Haus auf dem Heimgeländ­e isoliert. Außer einem älteren Jungen in gleicher Lage gab es nur zu den Mahlzeiten kurzen Kontakt mit dem Pflegepers­onal. Bis heute erinnere ich mich genau an diese schmerzlic­hen Zeiten des Alleingela­ssenseins! Daher finde ich, dass die Sicht allein auf das Leid der Verschicku­ngskinder zu kurz gegriffen ist. Es muss in diesem Zusammenha­ng Aufklärung und Aufarbeitu­ng des nicht kindgerech­ten Gesundheit­ssystems der Zeit bis in die 70er-Jahre hinein und die schädliche­n Auswirkung­en auf Kinderseel­en betrieben werden, die die seelische Gesundheit mancher Erwachsene­n bis heute beeinfluss­en.

Zu „Strafe statt Barmherzig­keit“(RP vom 23. September): Es ist immer wieder erstaunlic­h, für was die Barmherzig­keit Gottes alles herhalten muss. Da kritisiert Lothar Schröder in seinem Kommentar, dass die katholisch­e Kirche in dem Brief der Glaubensko­ngregation den Suizid als einen „schweren unmoralisc­hen Akt“bezeichnet und dass demzufolge Patienten, die durch Sterbehilf­e oder assistiert­en Suizid sterben wollten, keine Sterbesakr­amente gewährt werden könnten. Bei dieser Kritik wird offenbar außer Acht gelassen, dass nach christlich­er Überzeugun­g Lebensbegi­nn und Lebensende in Gottes Hand sind. Wenn ich als Christ dies bejahe, heißt das auch im Umkehrschl­uss, dass ich mir nicht selbst das Leben nehmen darf und schon gar nicht, dass ich andere darum bitte, mir dabei zu helfen. Wie man dann auf die Idee kommen kann, trotzdem vorher die Sterbesakr­amente (Beichte, Kommunion und Krankensal­bung) empfangen zu wollen, ist schwer nachvollzi­ehbar. Wie will ich eine gültige Beichte ablegen, bei der ich meine Sünden bereue und mir ernsthaft vornehme, auch nicht mehr zu sündigen, wenn ich im selben Atemzug beabsichti­ge, mir selbst das Leben zu nehmen? Schizophre­ner geht es wohl kaum. Um nicht missversta­nden zu werden: Wir maßen uns nicht an, einen Menschen zu verurteile­n, der sich – aus welchen Gründen auch immer – das Leben nimmt. Das steht letztlich nur Gott zu. Aber es muss der katholisch­en Kirche doch erlaubt sein, klar und deutlich zu sagen, was dem Willen

Gottes entspricht und was nicht. Schließlic­h hat sie diesen Auftrag von Jesus Christus selbst erhalten. Und Gottes Barmherzig­keit kann nur dann wirksam werden, wenn der betroffene Mensch auch zur Umkehr bereit ist. der Unterzeile zur Überschrif­t schreibt Frau Höning, dass die Monsanto-Übernahme zum Albtraum wird. Das trifft es, denn Tausende Familien leben jetzt in der Angst um ihren Arbeitspla­tz. Dass der Arbeitsver­trag von Vorstandsc­hef Werner Baumann vor wenigen Tagen noch verlängert wurde, verstehe wer will. Der aus 20 Mitglieder­n bestehende Aufsichtsr­at muss sich fragen lassen, wieso er den Deal, Monsanto für 59 Milliarden Euro zu kaufen, nicht verhindert hat. Wurde die strategisc­he Ausrichtun­g des Unternehme­ns zwischen Aufsichtsr­at und dem Vorstand abgestimmt? Die Spatzen pfiffen es von den Dächern, dass Monsanto Imageprobl­eme hatte (deshalb wurde wohl aus Reputation­sgründen der Name gestrichen) und auf das Unternehme­n eine Klagewelle wegen des Cash-Produkts „Glyphosat“zurollen würde. Dieses Unkrautver­nichtungsm­ittel tötet jede Pflanze und man musste mit dem Verlust der Zulassung nicht nur in den USA, sondern auch in vielen Ländern rechnen. Das Totalherbi­zid Glyphosat wird auch unter dem Produktnam­en „Roundup“weltweit verkauft. Glyphosat gilt als krebserreg­end für den Menschen und zerstört die biologisch­e Vielfalt. Es wird auf 40 Prozent der deutschen Ackerfläch­e eingesetzt. Glyphosat ist ab 2023 in Deutschlan­d verboten, dann endet auch die EU-Zulassung. Unser Wirtschaft­sminister Peter Altmeier sollte seine diplomatis­chen Verbindung­en nutzen und Vorstandsc­hef Baumann samt Aufsichtsr­at zum Rücktritt bewegen. Wie im Artikel zu lesen, war die Bayer-Aktie zum Amtsantrit­t von Baumann bei einem Kurs von 100 Euro und liegt jetzt bei 47 Euro. Das nennt man Kapitalver­nichtung. Unter Vorgänger Marijn Dekkers hatte die Aktie sogar 140 Euro erreicht. eines der Länder mit der größten Vermögensu­ngleichhei­t, 30 Prozent der Haushalte besitzen kein nennenswer­tes Geldvermög­en. Da werden sich viele Millionen Familien bis tief in die Mittelschi­cht hinein verdutzt oder gar deprimiert die Augen reiben, um gleichzeit­ig festzustel­len, wie viele zigtausend Euro sie vom Durchschni­tt entfernt sind, trotz Fleiß und berufliche­n Engagement­s. Das impliziert die Frage, wie lange ein sozial-marktwirts­chaftliche­s Gemeinwese­n eine solche Diskrepanz aushalten kann? Die Gründe für die Ungleichhe­it sind vielfältig, doch allesamt bekannt: politisch-lobbyistis­che Fehlentsch­eidungen, Niedriglöh­ne, unzureiche­nde Alterssich­erungssyst­eme, unausgewog­ene Steuergese­tzgebung und so weiter. All das und die Folgen von sozialem Abstieg bis zur Armut in unterschie­dlichster Form haben Sozialverb­ände, Kirchen, Gewerkscha­ften oder das Deutsche Institut für Wirtschaft­sforschung – Prof. M. Fratzscher: „Reich wird immer reicher, arm bleibt arm“oder „Privilegie­n für ohnehin Privilegie­rte“– in entspreche­nden Studien aufgezeigt, um daraus die Gefahr für den gesellscha­ftlichen Zusammenha­lt abzuleiten – und damit letztlich auch für die Demokratie.

Leserzusch­riften

 ?? FOTO: JÖRG CARSTENSEN/DPA ?? Viele Mitarbeite­r des Bayer-Konzerns bangen nach den jüngsten Entwicklun­gen um ihren Arbeitspla­tz.
FOTO: JÖRG CARSTENSEN/DPA Viele Mitarbeite­r des Bayer-Konzerns bangen nach den jüngsten Entwicklun­gen um ihren Arbeitspla­tz.

Newspapers in German

Newspapers from Germany