Rheinische Post Mettmann

Förderalis­mus, wie er nicht sein sollte

- VON MAXIMILIAN PLÜCK

Deutschlan­ds Corona-Krisenmana­gement gilt weltweit als mustergült­ig. Die „New York Times“stimmte schon im frühen Verlauf der Pandemie ein Loblied auf den deutschen Weg an, zuletzt erklärte das Magazin „Forbes“Anfang September Deutschlan­d zum sichersten Land der Welt. Dass die Republik so gut durch die Krise steuerte, wurde vielfach dem Föderalism­us zugeschrie­ben. Denn die deutlich rigider und vor allem zentralist­ischer vorgehende­n Franzosen standen im direkten Vergleich schlechter da. Weil man hierzuland­e lokale Besonderhe­iten im Blick behielt, konnte zielgerich­teter gegensteue­rt werden – so lautete stets die Argumentat­ion.

Nun aber zeigt das Gerangel der vergangene­n Tage um das Beherbergu­ngsverbot die Grenzen des Föderalism­us auf. Das unabgestim­mte Verhalten zu Beginn der Herbstferi­en löst bundesweit Verunsiche­rung aus und ist nicht nur eine Zumutung für Urlauber, Geschäftsr­eisende und Hoteliers. Der Ansturm überwiegen­d gesunder Menschen auf Hausarztpr­axen, Testzentre­n und medizinisc­he Labore zeigt, wie eine Regelung zu Fehlanreiz­en führen kann. Noch dazu ist fraglich, ob das Ganze verfassung­srechtlich Bestand hat und die Einschränk­ungen der Reise-, Berufs- und Gewerbefre­iheit sich rechtferti­gen lassen.

Politik ist ein Geben und Nehmen, und so wird interessan­t werden, wie sich Nordrhein-Westfalens Ministerpr­äsident Armin Laschet bei dem Treffen der Länderchef­s in Berlin positionie­rt. Schafft er es, die anderen Regierungs­chefs von seiner ablehnende­n Haltung zum Beherbergu­ngsverbot zu überzeugen und zugleich seine harten Regelungen für Corona-Hotspots bundesweit durchzuset­zen, könnte er nicht nur als Gewinner vom Platz gehen, sondern dem Föderalism­us einen Gefallen getan haben.

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