Haftbefehl gegen abwesenden Angeklagten
Der wegen gefährlicher Körperverletzung angeklagte 33-Jährige kam nicht zum Prozess. Auch sein mitangeklagter Vater fehlte.
DÜSSELDORF Vor leerer Anklagebank gescheitert ist am Dienstag das Amtsgericht mit einem Prozessversuch gegen einen 33-Jährigen und dessen Vater (66). Dem Duo aus Mönchengladbach wird vorgeworfen, vor zwei Jahren abends in einem Regionalzug nach Düsseldorf einen damals 19-jährigen Fahrgast angegriffen und durch Messerstiche in Kopf und Oberkörper erheblich verletzt zu haben. Vater und Sohn hatten sich laut Anklage über die Lautstärke geärgert, mit der eine Gruppe von feiernden Jugendlichen im Zug unterwegs war. Bei der Ankunft in Düsseldorf soll der Vater den 19-jährigen Widersacher plötzlich umklammert, der Sohn auf das Opfer eingestochen haben.
Doch weil außer den beiden Verteidigern beim Verhandlungstermin jetzt beide Angeklagte nicht erschienen sind, muss der Prozess demnächst neu aufgerollt werden.
Das damalige Opfer hatte es – wie fünf andere Zeugen auch – am Dienstag pünktlich zum Amtsgericht geschafft, angeblich aber nur „unter großer Überwindung“. Der junge Koch gab im Gespräch auf dem Gerichtsflur weiter an, er leide immer noch unter den Folgen der Tat, wache nachts plötzlich auf und „sehe die Bilder von damals wieder vor mir“. Zugfahrten meide er seitdem, sagte er.
Die Messerstiche gegen Kopf und
Oberkörper des laut Anklage zumindest zeitweise wehrlosen, weil vom Vater festgehaltenen Opfers, wertet die Staatsanwaltschaft derzeit als gefährliche Körperverletzung des
Sohnes unter Beihilfe seines Vaters.
Der Verteidiger des Sohnes gab an, sein Mandant habe vor zwei Wochen bereits einen Prozesstermin in Mönchengladbach geschwänzt und werde deshalb seitdem per Haftbefehl gesucht. Im dortigen Verfahren soll es angeblich um einen Raubvorwurf gegen den bereits mehrfach vorbestraften 33-Jährigen gehen.
Da der Angeklagte jetzt wieder vergeblich auf sich warten ließ, erließ nun auch das Düsseldorfer Amtsgericht einen Haftbefehl gegen ihn. Damit wird der 33-Jährige bereits von zwei Justizbehörden gesucht, um ihm den Prozess zu machen. Sobald es gelingt, ihn festzunehmen, soll die Verhandlung auch wegen des Messerangriffs im Zug neu angesetzt werden.
Der Vater wird, wie die Richter außerdem verfügten, zu diesem neuen Prozesstermin dann von der Polizei vorgeführt.