„Die Jugend ist der Verlierer der Krise“
Der Vorsitzende der Jungen Union über die CDU-Kandidaten und die Hausaufgaben des nächsten Kanzlers.
Herr Kuban, am Samstag treten die Kandidaten für den CDU-Vorsitz bei der Jungen Union zum Rededuell an. Was erwarten Sie?
KUBAN Wir wollen die Zukunftsagenda der Kandidaten hören – wir erwarten konkrete Antworten auf die Frage, wie man die 20er Jahre gestalten will. Es geht um Fragen zum Umgang mit Künstlicher Intelligenz, wie man die digitale Bildung vorantreiben will, wie man das Sozialsystem zukunftsfest macht und wie Deutschland zu mehr Umweltschutz kommt.
Glauben Sie, die drei Kandidaten packen das?
KUBAN Die Union hat gerade einen großen Vertrauensvorschuss bei den Menschen für das Management in der Pandemie. Aber als Nachwuchs wollen wir schon wissen, wie sich ein CDU-Chef die Zukunft des Jahrzehnts vorstellt.
Muss die CDU angesichts der Pandemielage auf ihren Parteitag verzichten?
KUBAN Nach dem jüngst verabschiedeten Gesetz gibt es für Parteien die Möglichkeit einer Briefwahl oder einer zeitlich versetzten Urnenwahl. Oder die Vorstände bleiben erst mal im Amt. Die CDU sollte zu einer Wahl im Dezember kommen, egal wie. Die Zukunft werden allerdings hoffentlich digitale Parteitage sein. Andere Länder wählen schon ganze Parlamente digital.
Wie kann Gesundheitsminister Jens Spahn stärker zum Zug kommen?
KUBAN Jens Spahn ist das Gesicht des Generationswechsels in der CDU. Deshalb bin ich überzeugt, dass er – in welcher Konstellation auch immer – auch in Zukunft eine wesentliche Rolle für Deutschland einnehmen wird.
Tilman Kuban (33) ist seit 2019 Vorsitzender der
Jungen Union.
Wann sollte die Union einen Kanzlerkandidaten aufstellen?
KUBAN Wolfgang Schäuble ist ein kluger und sehr erfahrener Ratgeber, und an dieser Stelle bin ich voll auf seiner Seite. Es ist richtig, wenn wir uns Anfang des Jahres zunächst auf die Landtagswahlen in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz fokussieren und die Wahlkämpfer dort unterstützen. Wir sollten die landespolitischen Themen nicht mit Diskussionen in Berlin überlagern. Ein Zeitplan bis Ende März ist ein guter Weg.
Wie kann man eine verlorene Generation Corona verhindern?
KUBAN Die junge Generation wird immer mehr zum doppelten, wenn nicht sogar zum dreifachen Verlierer der Pandemie – im Bereich der Bildung, des Arbeitsmarkts und der Rekordschulden. Und auch wenn es banal klingt: Die Freiheiten der Jugend können wir momentan nicht so ausleben wie andere Generationen vorher. Die Jugend muss mehr in den Fokus der Maßnahmen rücken.
Und wie?
KUBAN Wir müssen den Digitalpakt Schule konsequent umsetzen und dabei auf den kommunalen Eigenanteil verzichten. Wir brauchen einen Berufsstarterbonus, damit der Einstieg in den Arbeitsmarkt funktioniert. Und wir brauchen die klare Ansage des nächsten Kanzlers, dass die Staatsverschuldung bis 2030 wieder auf 60 Prozent des Bruttoinlandsprodukts heruntergefahren wird.
Was bedeutet das konkret?
KUBAN Neben der digitalen Bildung will ich, dass wir eine echte Weiterbildungskultur entwickeln. Wir brauchen bundesweit einheitliche Zertifikate und Abschlüsse in der beruflichen Weiterbildung. Denn nur wenn es einheitliche Standards gibt, wissen Arbeitgeber Weiterbildungsmaßnahmen auch richtig einzuordnen, und Arbeitnehmer werden für ihren Einsatz eher finanziell belohnt.