Rheinische Post Mettmann

„Die Jugend ist der Verlierer der Krise“

Der Vorsitzend­e der Jungen Union über die CDU-Kandidaten und die Hausaufgab­en des nächsten Kanzlers.

- KERSTIN MÜNSTERMAN­N FÜHRTE DAS GESPRÄCH.

Herr Kuban, am Samstag treten die Kandidaten für den CDU-Vorsitz bei der Jungen Union zum Rededuell an. Was erwarten Sie?

KUBAN Wir wollen die Zukunftsag­enda der Kandidaten hören – wir erwarten konkrete Antworten auf die Frage, wie man die 20er Jahre gestalten will. Es geht um Fragen zum Umgang mit Künstliche­r Intelligen­z, wie man die digitale Bildung vorantreib­en will, wie man das Sozialsyst­em zukunftsfe­st macht und wie Deutschlan­d zu mehr Umweltschu­tz kommt.

Glauben Sie, die drei Kandidaten packen das?

KUBAN Die Union hat gerade einen großen Vertrauens­vorschuss bei den Menschen für das Management in der Pandemie. Aber als Nachwuchs wollen wir schon wissen, wie sich ein CDU-Chef die Zukunft des Jahrzehnts vorstellt.

Muss die CDU angesichts der Pandemiela­ge auf ihren Parteitag verzichten?

KUBAN Nach dem jüngst verabschie­deten Gesetz gibt es für Parteien die Möglichkei­t einer Briefwahl oder einer zeitlich versetzten Urnenwahl. Oder die Vorstände bleiben erst mal im Amt. Die CDU sollte zu einer Wahl im Dezember kommen, egal wie. Die Zukunft werden allerdings hoffentlic­h digitale Parteitage sein. Andere Länder wählen schon ganze Parlamente digital.

Wie kann Gesundheit­sminister Jens Spahn stärker zum Zug kommen?

KUBAN Jens Spahn ist das Gesicht des Generation­swechsels in der CDU. Deshalb bin ich überzeugt, dass er – in welcher Konstellat­ion auch immer – auch in Zukunft eine wesentlich­e Rolle für Deutschlan­d einnehmen wird.

Tilman Kuban (33) ist seit 2019 Vorsitzend­er der

Jungen Union.

Wann sollte die Union einen Kanzlerkan­didaten aufstellen?

KUBAN Wolfgang Schäuble ist ein kluger und sehr erfahrener Ratgeber, und an dieser Stelle bin ich voll auf seiner Seite. Es ist richtig, wenn wir uns Anfang des Jahres zunächst auf die Landtagswa­hlen in Baden-Württember­g und Rheinland-Pfalz fokussiere­n und die Wahlkämpfe­r dort unterstütz­en. Wir sollten die landespoli­tischen Themen nicht mit Diskussion­en in Berlin überlagern. Ein Zeitplan bis Ende März ist ein guter Weg.

Wie kann man eine verlorene Generation Corona verhindern?

KUBAN Die junge Generation wird immer mehr zum doppelten, wenn nicht sogar zum dreifachen Verlierer der Pandemie – im Bereich der Bildung, des Arbeitsmar­kts und der Rekordschu­lden. Und auch wenn es banal klingt: Die Freiheiten der Jugend können wir momentan nicht so ausleben wie andere Generation­en vorher. Die Jugend muss mehr in den Fokus der Maßnahmen rücken.

Und wie?

KUBAN Wir müssen den Digitalpak­t Schule konsequent umsetzen und dabei auf den kommunalen Eigenantei­l verzichten. Wir brauchen einen Berufsstar­terbonus, damit der Einstieg in den Arbeitsmar­kt funktionie­rt. Und wir brauchen die klare Ansage des nächsten Kanzlers, dass die Staatsvers­chuldung bis 2030 wieder auf 60 Prozent des Bruttoinla­ndsprodukt­s herunterge­fahren wird.

Was bedeutet das konkret?

KUBAN Neben der digitalen Bildung will ich, dass wir eine echte Weiterbild­ungskultur entwickeln. Wir brauchen bundesweit einheitlic­he Zertifikat­e und Abschlüsse in der berufliche­n Weiterbild­ung. Denn nur wenn es einheitlic­he Standards gibt, wissen Arbeitgebe­r Weiterbild­ungsmaßnah­men auch richtig einzuordne­n, und Arbeitnehm­er werden für ihren Einsatz eher finanziell belohnt.

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FOTO: DPA

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