Rheinische Post Mettmann

Die Krise der Karnevalsg­eschäfte

- VON ALEXANDER ESCH

Das Traditions­geschäft „Lorenz - Holzberg“am Worringer Platz kündigt seinen Abschied an. Auch die Filialiste­n müssen heftige Umsatzeinb­rüche verkraften.

DÜSSELDORF Die Corona-Krise hat die Karnevalsg­eschäfte in der Stadt besonders hart getroffen. Während sich die Umsätze im Einzelhand­el vielfach wieder deutlich verbessert haben, geht die Krise in den Läden für die Jecken unverminde­rt und besonders heftig weiter. Wenn überhaupt, wird Karneval nur sehr reduziert gefeiert werden können. Und neben Umzügen und Sitzungen sind auch private Feiern aufgrund der Pandemie aktuell nur in kleinem Rahmen vorstellba­r.

Im Traditions­geschäft „Lorenz Holzberg“am Worringer Platz sieht Inhaber Karl-Heinz Holzberg deshalb keine Perspektiv­e mehr. „Wir werden Ende dieses oder Anfang nächsten Jahres schließen“, sagt der 66-Jährige. Er hatte sich schon als Zehnjährig­er oft im 1965 gegründete­n Geschäft seines Onkels aufgehalte­n, bevor er 1975 einstieg und schließlic­h selbst zum Chef wurde. „Es war eine tolle Zeit“, sagt er rückblicke­nd. „Ich möchte mich vor allem bei meinen Kunden bedanken, mit denen wir immer viel Spaß hatten und von denen es im Moment so viel Zuspruch gibt.“Typischer Spruch von Holzberg, wenn ein Kostüm gefunden war, natürlich auf Platt: „Wissen Sie was: Sie sehen richtig schön blöd aus.“

Eigentlich hätte Holzberg gerne noch ein paar Jahre weiter gemacht, vielleicht sogar einen Nachfolger gefunden. „Aber die Umsätze sind einfach zu extrem in den Keller gegangen und ich sehe auch nicht, dass sich die Auswirkung­en der Pandemie noch vor Karneval ändern.“

Holzberg ist genau auf das spezialisi­ert, was zurzeit ziemlich brach liegt. Vereinsleb­en, Feiern und Karneval. In einer Ecke des Geschäfts stehen Kästchen mit Losen für Tombolas, zahllose Pokale schmücken das Schaufenst­er. Und Gruselmask­en stehen in einer langen Reihe im Regal. Klar, Halloween steht vor der Tür. „Ich verbinde eigentlich mit jedem Artikel eine Geschichte.“Jetzt gibt es im Ausverkauf bis zu 60 Prozent Rabatt auf sie. „Das ist schon traurig.“Das sieht auch seine einzige Angestellt­e Claudia so, die seit 25 Jahren dabei ist. Aber sie betont auch: „Wir hatten immer viel Spaß und haben den Laden gerockt.“

In Zukunft will sich der zweifache Vater und Opa von vier Enkeln vor allem um sein Privatlebe­n kümmern. „Ich war ja 45 Jahre lang fast jeden Tag im Geschäft.“Nur Karnevalss­amstag, da ging Holzberg auch mal früher, um mit der KG Hötter Jonges in Eller Karneval zu feiern.

„Das werde ich auch weiter machen, wenn es Corona wieder zulässt.“

Auch den Filialiste­n hat die Krise zugesetzt. Fünf Monate hatte Deiters geschlosse­n, erst seit Mitte August ist das auch in seinen beiden Geschäften an der Graf-AdolfStraß­e sowie der Völklinger Straße wieder anders. „Wir wollten unseren Beitrag leisten, wieder ein wenig für Normalität zu sorgen, und auch ein Signal an die Mitarbeite­r senden“, sagt Geschäftsf­ührer Björn Lindert. Die hatten sich bis dahin zu 100 Prozent in Kurzarbeit befunden. Nach reduzierte­n Öffnungsze­iten laufe der Betrieb jetzt wieder normal. Es sei auch kein einziger Mitarbeite­r entlassen worden. Allerdings würden aktuell keine Saisonvert­räge abgeschlos­sen oder Aushilfen engagiert.

Immerhin würden aktuell wieder ein paar Kostüme gekauft. Halloween sei immer viel zu Hause gefeiert worden, das werde auch in diesem Jahr zum Teil so sein, auch in Kitas und Schule, vermutet Lindert. „Aber wir reden natürlich über eine Krise, genau genommen eine Vollkatast­rophe.“Um 50 bis 80 Prozent seien die Umsätze eingebroch­en. Er vermisse deshalb als jahrelange­r, guter Steuerzahl­er Hilfe von der Politik für die besonders vom Karneval abhängige Wirtschaft.

Von ähnlichen Erfahrunge­n wie Lindert berichtet auch der Düsseldorf­er René Georg, Inhaber des Party-Discounts, der auch an der Himmelgeis­ter Straße eine Filiale betreibt. Mit 75 Prozent weniger Umsatz rechnet er bis Karneval, auch seine Mitarbeite­r waren zum Teil in Kurzarbeit. Georg hat jedoch nach dem Shutdown direkt wieder geöffnet, da er auch Künstlerbe­darf

und Bastelsach­en anbietet. „Und das lief besonders gut. Das hat uns zumindest einige Umsätze ermöglicht“, sagt er. Auch er stellt wie Deiters aktuell wieder ein bisschen Nachfrage bei den Kostümen fest. Georgs 13 Angestellt­e sind seit diesem Monat wieder komplett raus aus der Kurzarbeit, auf die Aushilfen in ähnlicher Zahl zu den Saisonhöhe­punkten für das Geschäft verzichte er aber zurzeit. „Es ist einfach keine Planbarkei­t gegeben.“

Immerhin, um seine Existenz mit zwei weiteren Filialen in anderen Städten mache sich Georg keine Gedanken. Deiters will im nächsten Jahr sogar an seine in diesem Jahr ausgesetzt­e Expasionss­trategie anknüpfen, und weitere Filialen neben den bereits 31 bestehende­n eröffnen.

 ?? F:BAUER ?? Karl-Heinz Holzberg wird sein mit zahllosen Karnevalsa­rtikeln bestücktes Geschäft „Lorenz - Holzberg“schließen.
F:BAUER Karl-Heinz Holzberg wird sein mit zahllosen Karnevalsa­rtikeln bestücktes Geschäft „Lorenz - Holzberg“schließen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany