Die Krise der Karnevalsgeschäfte
Das Traditionsgeschäft „Lorenz - Holzberg“am Worringer Platz kündigt seinen Abschied an. Auch die Filialisten müssen heftige Umsatzeinbrüche verkraften.
DÜSSELDORF Die Corona-Krise hat die Karnevalsgeschäfte in der Stadt besonders hart getroffen. Während sich die Umsätze im Einzelhandel vielfach wieder deutlich verbessert haben, geht die Krise in den Läden für die Jecken unvermindert und besonders heftig weiter. Wenn überhaupt, wird Karneval nur sehr reduziert gefeiert werden können. Und neben Umzügen und Sitzungen sind auch private Feiern aufgrund der Pandemie aktuell nur in kleinem Rahmen vorstellbar.
Im Traditionsgeschäft „Lorenz Holzberg“am Worringer Platz sieht Inhaber Karl-Heinz Holzberg deshalb keine Perspektive mehr. „Wir werden Ende dieses oder Anfang nächsten Jahres schließen“, sagt der 66-Jährige. Er hatte sich schon als Zehnjähriger oft im 1965 gegründeten Geschäft seines Onkels aufgehalten, bevor er 1975 einstieg und schließlich selbst zum Chef wurde. „Es war eine tolle Zeit“, sagt er rückblickend. „Ich möchte mich vor allem bei meinen Kunden bedanken, mit denen wir immer viel Spaß hatten und von denen es im Moment so viel Zuspruch gibt.“Typischer Spruch von Holzberg, wenn ein Kostüm gefunden war, natürlich auf Platt: „Wissen Sie was: Sie sehen richtig schön blöd aus.“
Eigentlich hätte Holzberg gerne noch ein paar Jahre weiter gemacht, vielleicht sogar einen Nachfolger gefunden. „Aber die Umsätze sind einfach zu extrem in den Keller gegangen und ich sehe auch nicht, dass sich die Auswirkungen der Pandemie noch vor Karneval ändern.“
Holzberg ist genau auf das spezialisiert, was zurzeit ziemlich brach liegt. Vereinsleben, Feiern und Karneval. In einer Ecke des Geschäfts stehen Kästchen mit Losen für Tombolas, zahllose Pokale schmücken das Schaufenster. Und Gruselmasken stehen in einer langen Reihe im Regal. Klar, Halloween steht vor der Tür. „Ich verbinde eigentlich mit jedem Artikel eine Geschichte.“Jetzt gibt es im Ausverkauf bis zu 60 Prozent Rabatt auf sie. „Das ist schon traurig.“Das sieht auch seine einzige Angestellte Claudia so, die seit 25 Jahren dabei ist. Aber sie betont auch: „Wir hatten immer viel Spaß und haben den Laden gerockt.“
In Zukunft will sich der zweifache Vater und Opa von vier Enkeln vor allem um sein Privatleben kümmern. „Ich war ja 45 Jahre lang fast jeden Tag im Geschäft.“Nur Karnevalssamstag, da ging Holzberg auch mal früher, um mit der KG Hötter Jonges in Eller Karneval zu feiern.
„Das werde ich auch weiter machen, wenn es Corona wieder zulässt.“
Auch den Filialisten hat die Krise zugesetzt. Fünf Monate hatte Deiters geschlossen, erst seit Mitte August ist das auch in seinen beiden Geschäften an der Graf-AdolfStraße sowie der Völklinger Straße wieder anders. „Wir wollten unseren Beitrag leisten, wieder ein wenig für Normalität zu sorgen, und auch ein Signal an die Mitarbeiter senden“, sagt Geschäftsführer Björn Lindert. Die hatten sich bis dahin zu 100 Prozent in Kurzarbeit befunden. Nach reduzierten Öffnungszeiten laufe der Betrieb jetzt wieder normal. Es sei auch kein einziger Mitarbeiter entlassen worden. Allerdings würden aktuell keine Saisonverträge abgeschlossen oder Aushilfen engagiert.
Immerhin würden aktuell wieder ein paar Kostüme gekauft. Halloween sei immer viel zu Hause gefeiert worden, das werde auch in diesem Jahr zum Teil so sein, auch in Kitas und Schule, vermutet Lindert. „Aber wir reden natürlich über eine Krise, genau genommen eine Vollkatastrophe.“Um 50 bis 80 Prozent seien die Umsätze eingebrochen. Er vermisse deshalb als jahrelanger, guter Steuerzahler Hilfe von der Politik für die besonders vom Karneval abhängige Wirtschaft.
Von ähnlichen Erfahrungen wie Lindert berichtet auch der Düsseldorfer René Georg, Inhaber des Party-Discounts, der auch an der Himmelgeister Straße eine Filiale betreibt. Mit 75 Prozent weniger Umsatz rechnet er bis Karneval, auch seine Mitarbeiter waren zum Teil in Kurzarbeit. Georg hat jedoch nach dem Shutdown direkt wieder geöffnet, da er auch Künstlerbedarf
und Bastelsachen anbietet. „Und das lief besonders gut. Das hat uns zumindest einige Umsätze ermöglicht“, sagt er. Auch er stellt wie Deiters aktuell wieder ein bisschen Nachfrage bei den Kostümen fest. Georgs 13 Angestellte sind seit diesem Monat wieder komplett raus aus der Kurzarbeit, auf die Aushilfen in ähnlicher Zahl zu den Saisonhöhepunkten für das Geschäft verzichte er aber zurzeit. „Es ist einfach keine Planbarkeit gegeben.“
Immerhin, um seine Existenz mit zwei weiteren Filialen in anderen Städten mache sich Georg keine Gedanken. Deiters will im nächsten Jahr sogar an seine in diesem Jahr ausgesetzte Expasionsstrategie anknüpfen, und weitere Filialen neben den bereits 31 bestehenden eröffnen.