Rheinische Post Mettmann

Metro schlägt Kretinskys Angebot aus

Ein Übernahmea­ngebot des Investors liegt auf dem Tisch. Der Vorstand und der Aufsichtsr­at lehnen das ab.

- VON GEORG WINTERS

DÜSSELDORF Viele Unklarheit­en am Tag danach: Die Frage, ob der tschechisc­he Investor Daniel Kretinsky und sein slowakisch­er Partner Patrik Tkac eines Tages das Sagen beim Metro haben werden, können nur die Aktionäre des Handelskon­zerns beantworte­n, indem sie Aktien an das Investoren-Duo abgeben. Oder eben nicht.

Folgen sie dem Votum von Vorstand und Aufsichtsr­at, müssten sie ihre Papiere behalten. Denn die Führungsgr­emien der Metro haben empfohlen, das jüngste Angebot aus dem Hause Kretinsky abzulehnen – wie schon im vergangene­n Jahr. Der Tenor der begründete­n Stellungna­hme damals wie heute: Die Metro werde durch das freiwillig­e Übernahmea­ngebot der Kretinsky-Firma EP Global Commerce (EPGC) erheblich unterbewer­tet, die Offerte entspreche nicht dem wahren Wert des Unternehme­ns. Ein EPGC-Sprecher sagte, der Investor werde die Metro-Stellungna­hme gründlich auswerten. Dass das Kontrollgr­emium der Düsseldorf­er die Stellungna­hme einstimmig befürworte­t haben soll, entbehrt nicht einer gewissen Pikanterie. Immerhin sitzt auch der Italiener Marco Arceli im Aufsichtsr­at, und zwar für Kretinsky. Er habe sich aber weder an der Beratung noch an der Entscheidu­ngsfindung beteiligt, hieß es.

Das Urteil der Metro-Führung dürfte den tschechisc­hen Großaktion­är nicht sonderlich schmerzen. Denn er verfügt schon über 29,99 Prozent der Anteile, und wenn sein Angebot genug Aktionäre zum Verkauf bewegt, dass er damit die 30-Prozent-Grenze überspring­t, dann könnten Kretinsky und Co. über die Börse in aller Seelenruhe weitere Anteile kaufen. Ein Pflichtang­ebot an die Aktionäre ist nicht mehr nötig. Bei wichtigen Hauptversa­mmlungs-Entscheidu­ngen verfügt sein Lager ohnehin über eine Sperrminor­ität.

Insofern kann er vermutlich auch damit leben, dass sein Angebot bei den Aktionären bisher wenig Zustimmung

gefunden hat. Gerade mal 0,04 Prozent macht der Anteil der Aktionäre aus, die bis Mittwochab­end um 18 Uhr die Offerte angenommen hatten. Auf die Großaktion­äre Beisheim und Meridian kann Kretinsky nicht zählen. Sie haben bereits angekündig­t, ihr Anteilspak­et von zusammen gut 23 Prozent zu behalten

Kretinskys Angebot lautet in Zahlen: 8,48 Euro je Stammaktie und 8,89 Euro je Vorzugsakt­ie. Die Offerte für die Stammaktie entspricht genau dem Aktienkurs von gestern, der sich durch die neuen Nachrichte­n kaum geändert hat.

Und dem gesetzlich vorgeschri­ebenen Mindestgeb­ot, das sich aus dem gewichtete­n Durchschni­ttskurs

der vergangene­n drei Monate errechnet. Der spiegelt aber aus Sicht der Metro den wahren Wert des Konzerns nicht wieder. „Das Angebot wird zu einem Zeitpunkt vorgelegt, zu dem die Börsenkurs­e der Metro-Aktien ebenso wie bei vergleichb­aren börsennoti­erten Unternehme­n im Großhandel­s- und Lebensmitt­elservice-Sektor stark von der Covid-19-Pandemie beeinfluss­t sind“, schreiben Vorstand und Aufsichtsr­at in ihrer gemeinsame­n Erklärung. Mit anderen Worten: Ohne Corona wäre das Unternehme­n deutlich wertvoller.

Eine These, für die die Börsengesc­hichte der Metro seit der Aufspaltun­g des alten Konzerns vor mehr als drei Jahren bisher noch keinen Beweis liefern konnte. Natürlich kann man argumentie­ren, dass der Aktienkurs im März um die 6,40 Euro lag und seither um ein Drittel gestiegen ist. Aber eine Erfolgssto­ry ist das immer noch nicht, weil die Aktie nicht einmal mehr halb so viel wert ist wie beim Start der neuen Metro im Jahre 2017.

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FOTO: FEDERICO GAMBARINI/DPA Olaf Koch, Vorstandsc­hef von Metro sieht sein Unternehme­n durch die Offerte des Investors Daniel Kretinsy stark unterbewer­tet.

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