Metro schlägt Kretinskys Angebot aus
Ein Übernahmeangebot des Investors liegt auf dem Tisch. Der Vorstand und der Aufsichtsrat lehnen das ab.
DÜSSELDORF Viele Unklarheiten am Tag danach: Die Frage, ob der tschechische Investor Daniel Kretinsky und sein slowakischer Partner Patrik Tkac eines Tages das Sagen beim Metro haben werden, können nur die Aktionäre des Handelskonzerns beantworten, indem sie Aktien an das Investoren-Duo abgeben. Oder eben nicht.
Folgen sie dem Votum von Vorstand und Aufsichtsrat, müssten sie ihre Papiere behalten. Denn die Führungsgremien der Metro haben empfohlen, das jüngste Angebot aus dem Hause Kretinsky abzulehnen – wie schon im vergangenen Jahr. Der Tenor der begründeten Stellungnahme damals wie heute: Die Metro werde durch das freiwillige Übernahmeangebot der Kretinsky-Firma EP Global Commerce (EPGC) erheblich unterbewertet, die Offerte entspreche nicht dem wahren Wert des Unternehmens. Ein EPGC-Sprecher sagte, der Investor werde die Metro-Stellungnahme gründlich auswerten. Dass das Kontrollgremium der Düsseldorfer die Stellungnahme einstimmig befürwortet haben soll, entbehrt nicht einer gewissen Pikanterie. Immerhin sitzt auch der Italiener Marco Arceli im Aufsichtsrat, und zwar für Kretinsky. Er habe sich aber weder an der Beratung noch an der Entscheidungsfindung beteiligt, hieß es.
Das Urteil der Metro-Führung dürfte den tschechischen Großaktionär nicht sonderlich schmerzen. Denn er verfügt schon über 29,99 Prozent der Anteile, und wenn sein Angebot genug Aktionäre zum Verkauf bewegt, dass er damit die 30-Prozent-Grenze überspringt, dann könnten Kretinsky und Co. über die Börse in aller Seelenruhe weitere Anteile kaufen. Ein Pflichtangebot an die Aktionäre ist nicht mehr nötig. Bei wichtigen Hauptversammlungs-Entscheidungen verfügt sein Lager ohnehin über eine Sperrminorität.
Insofern kann er vermutlich auch damit leben, dass sein Angebot bei den Aktionären bisher wenig Zustimmung
gefunden hat. Gerade mal 0,04 Prozent macht der Anteil der Aktionäre aus, die bis Mittwochabend um 18 Uhr die Offerte angenommen hatten. Auf die Großaktionäre Beisheim und Meridian kann Kretinsky nicht zählen. Sie haben bereits angekündigt, ihr Anteilspaket von zusammen gut 23 Prozent zu behalten
Kretinskys Angebot lautet in Zahlen: 8,48 Euro je Stammaktie und 8,89 Euro je Vorzugsaktie. Die Offerte für die Stammaktie entspricht genau dem Aktienkurs von gestern, der sich durch die neuen Nachrichten kaum geändert hat.
Und dem gesetzlich vorgeschriebenen Mindestgebot, das sich aus dem gewichteten Durchschnittskurs
der vergangenen drei Monate errechnet. Der spiegelt aber aus Sicht der Metro den wahren Wert des Konzerns nicht wieder. „Das Angebot wird zu einem Zeitpunkt vorgelegt, zu dem die Börsenkurse der Metro-Aktien ebenso wie bei vergleichbaren börsennotierten Unternehmen im Großhandels- und Lebensmittelservice-Sektor stark von der Covid-19-Pandemie beeinflusst sind“, schreiben Vorstand und Aufsichtsrat in ihrer gemeinsamen Erklärung. Mit anderen Worten: Ohne Corona wäre das Unternehmen deutlich wertvoller.
Eine These, für die die Börsengeschichte der Metro seit der Aufspaltung des alten Konzerns vor mehr als drei Jahren bisher noch keinen Beweis liefern konnte. Natürlich kann man argumentieren, dass der Aktienkurs im März um die 6,40 Euro lag und seither um ein Drittel gestiegen ist. Aber eine Erfolgsstory ist das immer noch nicht, weil die Aktie nicht einmal mehr halb so viel wert ist wie beim Start der neuen Metro im Jahre 2017.