Rheinische Post Mettmann

Bäder verbessern Buchungssy­stem

- VON JÖRG JANSSEN Die Ausgangsla­ge Die Folgen Die Konsequenz­en

Die städtische Bädergesel­lschaft reagiert mit einer Neuregelun­g auf den Frust der Düsseldorf­er Schwimmer über die coronabedi­ngte Anmeldepfl­icht. Ab heute können Badezeiten schon ab 21 Uhr gebucht werden.

DÜSSELDORF Die Corona-Pandemie stellt die Nerven der Düsseldorf­er Schwimmer auf eine harte Probe. Grund sind die Zeitfenste­r, für die sich die Nutzer der städtische­n Bäder online anmelden müssen. Drei Tage im Voraus ist das möglich, und: wer zuerst kommt, mahlt zuerst. Das führt nicht selten zu Frust – quer durch alle Generation­en.

Grund für das neuartige Reservieru­ngssystem mit jeweils zwei oder drei Zeitfenste­rn (Slots), zu denen Badegäste kommen dürfen, ist die coronabedi­ngt deutlich reduzierte Besucherza­hl. So werden beispielsw­eise im Düsselstra­nd pro Slot nur zwischen 180 und 200 Menschen eingelasse­n. „Weil wir sicherstel­len müssen, dass Abstands- und Auslastung­sregeln im Umkleidebe­reich und in den Becken jederzeit eingehalte­n werden“, sagt Lena Eich, Sprecherin der Bädergesel­lschaft. Je nach Anzahl der Zeitfenste­r können so pro Tag zwischen 400 und 600 Besucher das beliebte Freizeitba­d besuchen. Zum Vergleich: An Spitzentag­en (Ferien, schlechtes Wetter) konnten vor der Corona-Pandemie bis zu 1600 Menschen pro Tag in das Bad.

Wie schwierig es sein kann, ein Ticket zu ergattern, weiß Laura Schmiedel. Regelmäßig kommt sie mit ihren beiden Kindern Hannah (5) und Lino (bald 2) an die Kettwiger Straße. „Eine Zeit lang war es in Ordnung, wenn ich morgens um halb sechs an den Rechner ging, um mir für den Termin in drei Tagen das Nachmittag­sfenster zu sichern“, sagt sie. Inzwischen klickt die Mörsenbroi­cherin bereits um Mitternach­t auf das Reservieru­ngsportal der Bädergesel­lschaft. „Morgens früh – das reicht nicht mehr“, sagt die 29-Jährige.

Erstmals seit Ausbruch der Corona-Pandemie haben sich Walburga (68) und Theo (73) Pisanec an diesem Nachmittag für den Düsselstra­nd entschiede­n. „Sonst gehen wir auch gerne ins Niederheid-Bad. Aber beide Bäder sind so beliebt, dass die meisten Zeitfenste­r immer gleich weg sind“, sagt die Wersteneri­n. Schlecht findet sie, dass Menschen einen Platz via Online-Buchung blockieren und dann gar nicht kommen. „Dann soll man doch wenigstens seine Buchung stornieren“, sagt die Rentnerin. Vor allem Eltern, die mit ihren Schuloder Kita-Kindern weder morgens noch abends schwimmen gehen können, nervt es, dass sie bei den jeweils im Voraus freigescha­lteten drei Tagen auf der Webseite des bevorzugte­n Bades fast nur noch rote Kreuze sehen. „Jetzt in den Ferien ist es noch schlimmer, es fährt doch kaum einer weg“, sagt ein Vater, der mit seinem Sohn gekommen ist.

Die Vorschläge Viele, die sich über zahlreiche versäumte Schwimmtag­e ärgern, fordern eine Neu-Justierung des Systems. Ihre Kritik: Es kostet derzeit nichts, die einmal gemachte Online-Reservieru­ng verfallen zu lassen. Denn dieser Vorgang und der Kauf des eigentlich­en Tickets seien in den Düsseldorf­er Bädern voneinande­r entkoppelt. Mit der Folge, dass am Ende die Bäder leerer blieben als sie eigentlich sein müssten. „Ich fände es gut, wenn man den

Eintritt gleich mit der Reservieru­ng zahlen müsste, es würde die Verbindlic­hkeit der Buchung deutlich erhöhen“, sagt Laura Schmiedel.

Die Bädergesel­lschaft reagiert auf den Frust und die Anregungen ihrer Kunden. „Wir werden den Start der Vorab-Buchungen im Internet um Mitternach­t abschaffen“, sagt Eich. So lange wach zu bleiben, sei für viele Bürger eine Zumutung. Stattdesse­n werde die

Buchung ab Freitag, 16. Oktober, für die nächstfolg­enden drei Tage künftig bereits ab 21 Uhr des davor liegenden Tages möglich sein. Wer also für einen Sonntag buchen will, soll das künftig bereits mittwochs um 21 Uhr können. Der neue Modus gilt für alle städtische­n Bäder.

Auch den Vorschlag, Ticketkauf­und Online-Reservieru­ng zu koppeln, will die Gesellscha­ft umsetzen. Im Sommer 2021 soll es soweit sein. Das Ganze werde derzeit mit dem Betreiber des Bäder-Kassensyst­ems entwickelt. „Es ist technisch anspruchsv­oll, weil wir ein halbes Dutzend Ermäßigung­en – vom Düsselpass bis zu Rabatten für Schüler – einpflegen müssen“, sagt Eich. Dass es noch so lange dauert, hält die Sprecherin für vertretbar. „Im Sommer verfielen in den Freibädern bis zu 30 Prozent der Reservieru­ngen ungenutzt, in den Hallenbäde­rn sind es aber zur zwischen zehn und maximal 20 Prozent.“

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Walburga (68) und Theo (73) Pisanec ärgern sich, dass die Zeitfenste­r für beliebte Bäder schnell weg sind und einige „Reserviere­r“aber nicht hingehen.
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FOTOS: J. JANSSEN Laura Schmiedel (29) – hier mit Tochter Hannah (5) und Sohn Lino (knapp 2) – fände es gut, wenn der Eintritt mit der Reservieru­ng bezahlt wird.

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