Rheinische Post Mettmann

Hängeparti­e um winterfest­e Gastro-Terrassen

Viele Gastronome­n hätten ihre Plätze draußen längst besser vor dem schlechter­en Wetter geschützt. Doch sie kommen bei der Stadt nicht weiter, warten zum Teil seit Wochen auf eine Rückmeldun­g.

- VON ALEXANDER ESCH

DÜSSELDORF Mehrere Gastronome­n warten zurzeit vergeblich auf Genehmigun­gen der Stadt, um ihre Terrassen winterfest machen zu können. Aus ihrer Sicht sollten die Aufbauten von Zelten oder Windschutz­wänden sowie Heizstrahl­ern allerdings längst dafür sorgen, dass viele Gäste auch bei herbstlich­em Wetter draußen sitzen können. Zum einen wünschten das die Kunden vor allem angesichts rapide steigender Infektions­zahlen, da dort eine Ansteckung mit dem Coronaviru­s unwahrsche­inlicher ist. Zum anderen reiche die Zahl der Plätze im Inneren oft nicht für einen wirtschaft­lichen Betrieb.

Deutliche Worte findet deshalb etwa Sofia Tsempekido­u von der Grillstube Akropolis an der Dominikane­rstraße in Oberkassel. „Wir fühlen uns allein gelassen. Ich bin wirklich sehr unruhig im Moment.“Das schlechter­e Wetter habe ihre Umsätze sofort extrem einbrechen lassen, da viele Gäste nicht drinnen sitzen wollten und dort sowie nur wenige Plätze belegt werden könnten. „Wir müssen uns bei den Gästen rechtferti­gen, warum wir nichts für die Terrasse unternehme­n.“

Dabei hat Tsempekido­u bereits am 9. September eine E-Mail an die Stadt geschickt (die unserer Redaktion vorliegt), in der sie wie zu Beginn der Sommersais­on beantragt hatte, die Parkplätze auch nach dem 31. Oktober weiter nutzen zu können. Hintergrun­d: Diese Möglichkei­t hatte die Stadt bis Februar 2021 eröffnet, allerdings betont, dass ein weiterer Antrag nötig sei. Knapp 300 Terrassen waren im Sommer erweitert worden. Außerdem fragte Tsempekido­u in ihrer Mail, welche Art von Einhausung möglich wäre. Doch bis heute habe sie keine Antwort bekommen.

Auch Gastronomi­n Kerstin RappSchwan (vier Lokale in Düsseldorf ) kritisiert­e die Stadt zuletzt bei einer Podiumsdis­kussion. „Wir hätten längst wissen müssen, wie wir einhausen dürfen und wie nicht.“Sie sei von der Stadt vertröstet worden abzuwarten. Sonst sei die Gefahr groß, dass sie ihr Geld für das falsche System ausgibt. „Und unser Portemonna­ie ist endlich.“

Schon ein konkretes Konzept ausgearbei­tet hat ein Wirt aus Unterbilk, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen will. Schon vor fünf Wochen habe er ein Konzept mit Skizze eingereich­t. Vor allem einen Windschutz will er um einige Tische herum installier­en und dafür 8000 Euro investiere­n, da er die Plätze draußen brauche. Die bereits vorhandene Markise solle weiter für Schutz von oben, Heizstrahl­er für angenehmer­e Temperatur­en sorgen. „Eigentlich hätte ich das am liebsten alles längst installier­t. Aber ich warte mit der Bestellung, bis ich die Genehmigun­g habe.“Danach dauere es allerdings vier Wochen, bis der bestellte Schutz käme. „Bei allem Verständni­s für die Stadt, die uns ja auch mit der Erweiterun­g der Flächen sehr geholfen hat. Aber mir läuft die Zeit weg.“

So ähnliche geht es auch Thorsten Jablonka, Geschäftsf­ührer von Wilma Wunder auf dem Martin-Luther-Platz. Mit dem Unterschie­d, dass er von der Stadt eine Absage für seine Pläne bekam. Er wollte ein Zelt aufstellen, was mehrere tausend Euro Miete im Monat bedeutet hätte, auch für Durchlüftu­ng wäre gesorgt gewesen, sagt Jablonka. Doch das Ordnungsam­t habe ihm telefonisc­h eine Absage erteilt, da Zeltaufbau­ten grundsätzl­ich nicht für Gastronome­n genehmigt würden. Zudem sei er auf die Zeit nach der Oberbürger­meister-Wahl vertröstet worden. Jetzt überlegt Jablonka, ob er in ein System mit Stellwände­n und Infrarotst­rahlern investiere­n und das auch noch mal ganz offiziell schriftlic­h beantragen soll. „Ohne geschützte Außenterra­sse habe ich Sorge, dass wir nicht auf unsere Mindestums­ätze kommen. Ich fände es sehr schade, wenn den Gastronome­n nicht die Möglichkei­t dazu gegeben würde.“

Die Stadt erklärt zur Anfrage von Wilma Wunder übrigens auf Nachfrage unserer Redaktion, dass bei Ordnungsam­t und Bauaufsich­tsamt keine Anfrage und auch kein Antrag von diesem Betrieb bekannt sei.

Generell gilt laut Stadt-Sprecher Volker Paulat, dass der „Aufbau von Wetterschu­tz in Form von Überdachun­gen und Wänden auf Terrassen grundsätzl­ich genehmigun­gspflichti­g“ist. Vor allem Fragen zum Thema Brandschut­z müssten beantworte­t werden. Einzelheit­en sollten im Vorfeld mit „privat zu beauftrage­nden Fachplaner­n geklärt“werden. Erst wenn die eine Umsetzung für möglich hielten, könnten Anträge zu Wetterschu­tzbauten um Terrassen herum bei der Bauaufsich­t gestellt werden (der Kontakt lautet: Zentrale Antragsann­ahme, Amtspostst­elle Auf‘m Hennekamp 45). Bislang würden dort solche Konzepte aber nicht vorliegen.

Immerhin, eine Erleichter­ung gibt es für die Gastornome­n: das Anfang des Jahres angekündig­te Verbot von Heizpilzen kommt vorerst nicht.

Eine Sonderrege­lung zum Thema Außengastr­onomie aufgrund der Corona-Krise besteht laut Paulat zudem nicht. Anders ist das zum Beispiel in Frankfurt am Main. Dort sind vorübergeh­end keine Genehmigun­gen nötig. Nicht nur wurde die Erweiterun­g bereits zugestande­ner Terrassenf­lächen automatisc­h verlängert, zudem werden „geeignete Maßnahmen zum Wind, Kälte- und Regenschut­z geduldet“. Einzige Einschränk­ung: „Um den eigentlich­en Charakter einer Außengastr­onomie zu erhalten, darf die Fläche nicht vollständi­g eingehaust werden.“

Theresa Winkels, Leiterin der städtische­n Wirtschaft­sförderung in Düsseldorf, gestand auf der oben genannten Diskussion­srunde immerhin zu, dass eine Lösung für die fliegenden Bauten gefunden werden müsse. „Ich weiß nicht, wie sie aussieht, aber ich will mich darum kümmern.“

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FOTO: ANDREAS BRETZ Sofia Tsempekido­u wartet im Akropolis an der Dominikane­rstraße bislang vergeblich auf eine Genehmigun­g für die Terrassen-Erweiterun­g.

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