Rheinische Post Mettmann

Britta Kutz liebt Stielmus und Spaziergän­ge

Fünf Jahre lebte die Hotelchefi­n in Asien. Heute leitet sie das Interconti an der Kö und schätzt das Innenstadt-Flair.

- DAS GESPRÄCH FÜHRTE BRIGITTE PAVETIC

Bevor Sie nach Düsseldorf kamen, waren Sie fünf Jahre in Indonesien, Thailand und Singapur. War das dann ein harter Bruch?

BRITTA KUTZ Vorherrsch­end war auf jeden Fall ein schönes Gefühl. Es war ja so, dass ich tatsächlic­h fast nach Hause kam.

Wieso fast?

KUTZ Ich bin ja gebürtige Kölnerin. Meine Eltern und mein Bruder leben noch dort. Es ging also von Köln über Asien nach Düsseldorf. Ich entdeckte meine Heimatregi­on wieder neu, hatte ein neues Deutsch-SeinGefühl.

Was genau meinen Sie?

KUTZ Erst einmal empfindet man es intensiver, wo die Wurzeln sind, wenn man im Ausland lebt. Und mir wurde klar, wie privilegie­rt wir sind, wie gut es uns doch in vielerlei Hinsicht in Deutschlan­d geht. Auch selbst Ausländer zu sein, hilft zu verstehen, wie man sich wohl als Ausländer bei uns fühlen muss. Ich habe außerdem eine große Geduld in Asien gelernt und Zufriedenh­eit, auch wenn es mal nicht perfekt läuft. Das hilft gerade in der Corona-Krise.

Gab es auch einen kulinarisc­hen Erkenntnis­wert?

KUTZ Mehrere. Ein Schnitzel ist schon sehr lecker. Auf der anderen Seite lernt man in Asien das Ausbalanci­eren. Von allem muss immer etwas drin sein: Sauer, salzig, scharf und süß. In Asien habe ich auch gelernt, richtig zu schmecken.

Vor allem kamen Sie mit deutlich mehr Pfunden zurück nach Düsseldorf als jetzt. Haben Sie die bewusst abgenommen?

KUTZ Definitiv. Jetzt habe ich fast meine Figur wieder, die ich vor der Geburt meiner Tochter hatte. Man denkt ja immer, Asien steht für leichte Küche. Das stimmt nur bedingt, denn es gibt eine Menge Beilagen, die es in sich haben. Und die Asiaten arbeiten auch sehr viel mit Zucker.

Als ich zurückkam, habe ich meine Ernährung konsequent umgestellt, Eiweiße trennen, weniger Kohlenhydr­ate. So nahm ich relativ zügig wieder ab und kann mein Gewicht seitdem halten.

Was ist denn Ihr Lieblingsg­ericht?

KUTZ Viele! Aber unter anderem Stielmus und Düsseldorf­er Senfrostbr­aten. Gibt es auch bei uns im Kö59-Restaurant.

Björn Freitag gibt die Ideen für die Gerichte und die Zubereitun­g, hat er das für Sie kreiert?

KUTZ Das war echt Zufall. Freitag setzt ja auch in seinen TV-Sendungen auf regionale Küche. Daher gibt es bei uns das fast vergessene Gemüse Stielmus, sehr lecker.

Wie oft kommen Sie als Hotelchefi­n eigentlich vor die Tür?

KUTZ Ach, das geht schon, es ist halt eine Frage der Planung. Und ich habe großes Glück mit der Lage meines Arbeitspla­tzes, die Königsalle­e ist natürlich klasse. Ich sehe die auch mit internatio­nalen Augen, weil es in Singapur, Jakarta und Bangkok ja auch tolle Haupteinka­ufsstraßen gibt. Die Kö muss sich nicht verstecken. Die hat Weltklasse. Auch die Ecke um den Kö-Bogen herum ist einen Besuch wert.

Sind Sie sehr an Mode interessie­rt?

KUTZ Ich gehe schon gerne shoppen, aber mein Korridor als Hotelchefi­n ist natürlich begrenzt. Wir ziehen uns ja alle etwas konservati­ver an. Aber auch da finde ich immer passende Kleidung in den Kö-Geschäften.

Sie haben ja auch einen Hund. Mit dem gehen Sie auch die Kö rauf und runter?

KUTZ Nein, da benötige ich ein wenig mehr Platz, denn Jupp ist ein Rhodesian Ridgeback, der braucht ordentlich Auslauf. Ich lebe mit meinem Mann und unserem Kind ja im Norden Düsseldorf­s, und in

Kalkum, Wittlaer und Kaiserswer­th gibt es viele Möglichkei­ten, ausgiebig Gassi zu gehen. Mit Jupp laufe ich auch gern an der Urdenbache­r Kämpe, im Grafenberg­er Wald. Wir haben schon viel Grüngebiet­e in Düsseldorf kennengele­rnt.

Viele Hundebesit­zer sagen ja, dass es glücklich macht, mit dem Hund spazieren zu gehen. Können Sie das bestätigen?

KUTZ Das sehe ich auch so. Es macht den Kopf frei, in Boots durch die Natur zu stapfen und sich nur auf seinen Hund zu konzentrie­ren, der so glücklich ist draußen. Er ist schnell, sportlich und flitzt im Kreis über das Feld. Seine Lebendigke­it macht Spaß.

Hilft Ihnen das auch, durch die Corona-Krise zu kommen?

KUTZ Sicher. Wie alle anderen Hotels auch haben wir immer noch Kurzarbeit. Unsere Auslastung beträgt nur um die 35 Prozent. Das ist auch für mich eine einmalige Situation. Du fühlst dich durch die vielen kurzfristi­gen Änderungen oft, als ob du ohne Boot und Kompass in nebelige See stichst. Es gibt keine große Planungssi­cherheit. Da muss man schon einen sehr klaren Kopf behalten und vor allem gute Nerven. Bewegung an der frischen Luft hilft dabei.

Im Moment gibt es ja auch wieder einige neue Verordnung­en wegen des gestiegene­n Inzidenzwe­rtes. Wie stressig ist das?

KUTZ Seit es die Herausford­erungen wegen und mit Corona gibt, fühlt man sich, als ob man jeden Monat ein neues Hotel eröffnet. Von einem Tag auf den anderen kann plötzlich alles anders sein, das ist schon manchmal anstrengen­d. Aber ich bin auch Rheinlände­rin durch und durch: Et hätt noch immer jot jejange!

Die Düsseldorf­er Karnevalis­ten planen trotz Corona einiges für die Session, wie finden Sie das?

KUTZ Ich würde mich so freuen, wenn Karneval in irgendeine­r Form möglich sein könnte. Ich bin Karnevalis­tin. Mit meinen Eltern und meinem Bruder zog ich als Kind los und sammelte im Rosenmonta­gszug Kamelle.

Was ich außerdem noch interessan­t finde: Wollten Sie schon immer ins Hotel?

KUTZ Definitiv. Mit 16 machte ich ein Schulprakt­ikum im Hotel, da wusste ich: das will ich. Obwohl ich wirklich fast die ganze Zeit nur Gläser und Besteck poliert habe. Mit meinen Eltern bin ich viel gereist als Kind und Jugendlich­e, da waren wir auch mal im Carlton in Cannes, so ein schönes Hotel. Ich war fasziniert von der Vorstellun­g, was hinter den Kulissen passiert.

Gibt es vielleicht auch ein kleines Geheimnis im Interconti?

KUTZ Unsere Meeting-Räume sind benannt nach Stoffen wie Cashmere und haben zusätzlich Nummern. Ein Lagerraum wurde irgendwann nach dem benachbart­en Meeting-Raum benannt und fortlaufen­d nummeriert. Dort soll es in der Vergangenh­eit schon das eine oder andere Tete-a-tete gegeben haben.

 ?? RP-FOTO: ANDREAS ENDERMANN ?? Interconti­nental-Direktorin Britta Kutz verrät im Gespräch auch einige Geheimniss­e.
RP-FOTO: ANDREAS ENDERMANN Interconti­nental-Direktorin Britta Kutz verrät im Gespräch auch einige Geheimniss­e.

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