Rheinische Post Mettmann

Geiselnehm­er von Münster hatte zuvor Bedienstet­e bedroht

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DÜSSELDORF/MÜNSTER (dpa) Der bei einer Geiselnahm­e in der JVA Münster von der Polizei erschossen­e Häftling hat bereits in der Vergangenh­eit Beamte in dem Gefängnis bedroht. Er unterlag daher besonderen Sicherungs­maßnahmen, wie aus einem Bericht des Justizmini­sters an den Rechtsauss­chuss des Landtags hervorgeht. Demnach war der 40-Jährige in einem Haftraum mit einer Doppeltür untergebra­cht, das Öffnen und Betreten seiner Zelle war nur in Anwesenhei­t von mindestens zwei Bedienstet­en erlaubt. Dennoch konnte der Häftling am Freitag eine 29 Jahre alte Auszubilde­nde in seine Gewalt bringen, als das Frühstück kam.

Laut dem Bericht, der der Deutschen Presse-Agentur vorliegt, hatte die Frau mit zwei Kollegen um 6.05 Uhr das Frühstück gebracht. Der Mann habe dann gesagt, er wolle seinen Wäschebeut­el übergeben. Als die beiden Zellentüre­n offen waren, sei er „blitzartig mit einem großen Schritt“herausgeko­mmen, habe die 29-Jährige in den Schwitzkas­ten genommen und sie mit einem selbstgeba­uten „Schnitt- oder Stichwerkz­eug“am Hals bedroht.

Als die Kollegen versuchten, den Mann zu überwältig­en, verlor die JVA-Bedienstet­e ihren Schlüssel und landete mit dem Geiselnehm­er auf dem Boden. Sie standen den Angaben nach wieder auf, der 40-Jährige wollte durch eine Tür. Schließlic­h lief er zurück, holte den Schlüssel und wollte Richtung Hof. „Diese Tür wurde durch die Bedienstet­en gesichert, indem von außen ein Schlüssel zur Zuhaltung der Tür verwendet wurde“, hieß es.

Laut Bericht irrte der Mann mit seiner Geisel weiter durch den Zellentrak­t, bis um 6.50 Uhr die Polizei

den Einsatz übernahm. Um 9.10 Uhr wurde der Geiselnehm­er laut Ministeriu­m erschossen. Die Frau blieb nahezu unverletzt.

Wie genau der Mann im Vorfeld Beamte der JVA bedroht hatte, ist dem Bericht zufolge noch nicht ganz gesichert. Der Gefangene verbüßte eine Freiheitss­trafe von vier Monaten wegen tätlichen Angriffs auf Vollstreck­ungsbeamte. Er wäre am 10. November entlassen worden.

Nach einem versuchten Totschlag im Jahr 2007 war er zu einer Freiheitss­trafe von vier Jahren und sechs Monaten und Unterbring­ung in einer Entziehung­sanstalt verurteilt worden. Bei dem Opfer vor 13 Jahren soll es sich einem Sprecher der Staatsanwa­ltschaft Münster zufolge um die Mutter des Geiselnehm­ers gehandelt haben. Verurteilt wurde der damals 27-Jährige vom Landgerich­t Bielefeld.

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