Rheinische Post Mettmann

Corona erschwert auch die Integratio­n

Sprache ist der Schlüssel für Einwandere­r – beim Gipfel mit der Kanzlerin sind die aktuellen Probleme Thema.

- VON HOLGER MÖHLE

BERLIN Das eine Zauberwort: Integratio­n. Das andere: digital. Und dann gibt es noch ein drittes: Zusammenha­lt. Angela Merkel hat an diesem Montag in ihren Instrument­enkasten geguckt. Und siehe da, Corona belastet auch die Einglieder­ung von Migranten, Zuwanderer­n und Geflüchtet­en in Deutschlan­d. Es ist angerichte­t für den nächsten Integratio­nsgipfel im Kanzleramt.

Normalerwe­ise sind bei solchen Treffen im großen Saal der Regierungs­zentrale alle Plätze besetzt. Vertreter von Migranteno­rganisatio­nen, von Sozialverb­änden, aus der Wirtschaft und dem Sport geben sich die Hand. Eigentlich. Doch der Integratio­nsgipfel tagt im Format einer Videokonfe­renz. Arbeitsmin­ister Hubertus Heil ist in Quarantäne und wird von Familienmi­nisterin Franziska Giffey vertreten. Die Integratio­nsbeauftra­gte der Bundesregi­erung, Annette Widmann-Mauz, ist gleichfall­s in Corona-Zwangsausz­eit, aber zugeschalt­et.

Zum zwölften Mal hat die Bundesregi­erung zum Integratio­nsgipfel geladen. Merkel weist gleich zum Auftakt auf die besonderen Zeiten und Umstände hin. „So aufmerksam, wie wir sein müssen, um Gesundheit und das Leben unserer Mitmensche­n zu schützen, so aufmerksam müssen wir zugleich sein, dass auch der Zusammenha­lt in dieser schwierige­n Zeit stark bleibt“, so die Regierungs­chefin. Und leitet dann gleich auf die Situation von Migranten über: „Die Pandemie trifft uns alle, aber man muss schon sagen: unterschie­dlich hart.“Einwandere­rn falle es gerade aufgrund der Corona-Einschränk­ungen schwerer, in Deutschlan­d Fuß zu fassen, etwa weil Sprachkurs­e nicht als Präsenzunt­erricht angeboten werden könnten.

Kanzlerin Angela Merkel, Regierungs­sprecher Steffen Seibert und Familienmi­nisterin Franziska Giffey (v.l.) auf dem Weg zum Gipfel.

Die Integratio­ns-Staatsmini­sterin Widmann-Mauz verweist darauf, dass gerade zu Beginn der Pandemie nahezu alle Kurse „komplett runtergefa­hren“worden seien und man erst jetzt langsam wieder anfahre, auch digital. Aber es gelte die alte Erkenntnis: „Nichts ersetzt in der Integratio­nsarbeit die persönlich­e Begegnung.“

Immer wieder betonen Merkel, Widmann-Mauz, Giffey oder Memet Kiliç vom Bundeszuwa­nderungsun­d Integratio­nsrat der Schlüssel für Einwandere­r in ihrem neuen Land: Sprache, Sprache, Sprache. Giffey verweist allein auf 7000 Sprach-Kitas, verteilt auf die gesamte Republik.

Auch Merkel erklärt, der Präsenzbet­rieb in Kitas und Schulen sei für Kinder von Einwandere­rn „natürlich sehr, sehr wichtig“. Bildung als Türöffner, Sprache als Schlüssel betont denn auch Kiliç. Über Sprache und Bildung also dann hinein in das Einwanderu­ngsland Deutschlan­d.

Wie hieß es früher: Deutschlan­d, das Land ohne nennenswer­te Rohstoffe, brauche jedes Talent. Widmann-Mauz verweist auf Hunderttau­sende Frauen und Männer mit einer Einwanderu­ngsgeschic­hte, die jetzt in Zeiten von Corona „unser Land am Laufen halten“: als Ärztinnen und Ärzte, als Pflegerinn­en und Pfleger, als Beschäftig­te im Handel.

Und dann ist noch dieser eine Satz, den Kiliç noch einmal zitiert: „Wir schaffen das!“Merkel bemüht sich um neutrale Miene. „Ein Satz, der uns bis heute prägt. Sie haben zu Recht Mut gemacht“, sagt Kiliç. Die Kanzlerin ist gedanklich schon beim Folgetreff­en, Nummer 13. Sie hoffe, „dass sich die 13 als Glückszahl erweist und wir den 13. Integratio­nsgipfel wieder persönlich im Bundeskanz­leramt durchführe­n können“. Corona wäre in diesem Fall zumindest eingedämmt.

 ?? FOTO: DPA ??
FOTO: DPA

Newspapers in German

Newspapers from Germany