China zeigt der Welt, wie Wachstum geht
Die Volksrepublik trotzt der Krise. Dafür gibt es viel Applaus von der deutschen Wirtschaft.
PEKING/BERLIN (rtr/dpa) China schlägt sich bei der Bewältigung der Corona-Krise besser als viele Rivalen auf dem Weltmarkt. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) legte laut jetzt vorgelegten Zahlen im Sommer im Vergleich zum Frühjahr zwar nur noch um 2,7 Prozent zu. Im zweiten Quartal lag es dem chinesischen Statistikamt NBS zufolge noch bei einem Plus von 11,7 Prozent. Dennoch wuchs die Wirtschaft der Volksrepublik im Vergleich zum Vorjahr in den Sommermonaten um 4,9 Prozent. China kommt laut Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) und dem Vorsitzenden des Asien-Pazifik-Ausschusses der deutschen Wirtschaft, Joe Kaeser, damit besser aus der Krise als viele andere Wettbewerber. Das liege an der Größe des chinesischen Marktes, aber auch am Handeln der chinesischen Regierung, sagte Siemens-Chef Kaeser in Berlin am Rande der virtuellen Asien-Pazifik-Konferenz. Es sei erkennbar, „dass das chinesische System, was die Krisenbekämpfung angeht, westlichen Systemen überlegen war“, auch wenn dies mit nach westlichen Maßstäben extrem harten Maßnahmen einherging.
China sei die einzige große Volkswirtschaft der Welt, die „einigermaßen unbeschadet“aus der Corona-Krise herauskomme, so die Einschätzung von Union-Investment-Chefvolkswirt Jörg Zeuner. Er erwartet, dass 2020 ein Wachstum des chinesischen BIP um etwa zwei Prozent erreicht wird. Laut VPBank-Ökonom Thomas Gitzel profitiert China besonders von einer coronabedingten Sonderkonjunktur. Die Exporte florierten angesichts einer „schier nicht zu stillenden Nachfrage“nach Medizinausrüstung. Dazu gehörten Masken, Gummihandschuhe und Desinfektionsprodukte. „China versorgt derzeit die Welt mit Hygieneprodukten“, sagte er. Die Regierung in Peking hatte einige weitere Maßnahmen ergriffen, um die angegriffene Volkswirtschaft anzukurbeln und die Beschäftigung zu sichern. Sie bemüht sich erfolgreich darum, die Exportlastigkeit des Wirtschaftsmodells zu verringern und die Potenziale der Binnenwirtschaft zu heben.
Als Lehre aus der Krise muss es laut Altmaier aus deutscher Sicht darum gehen, Lieferketten widerstandsfähiger zu machen: „Das bedeutet aber nicht, sich zurückzuziehen – sondern im Gegenteil: mehr Handel, mehr internationale Zusammenarbeit.“
Ungeachtet dessen sieht der Bundeswirtschaftsminister bei den Verhandlungen zwischen der EU und China über ein Investitionsabkommen noch „große Brocken“, die den Weg zu einer Einigung blockierten. Altmaier betonte bei der Konferenz, es gebe zwar ein großes Wachstumspotenzial bei den Beziehungen mit Asien. Wichtig sei aber ein gleichberechtigter Zugang zu Märkten.
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) machte in einer Videobotschaft deutlich, sie sehe großes Potenzial in den Wirtschaftsbeziehungen mit asiatischen Ländern. Die Kanzlerin betonte zugleich, die Rahmenbedingungen dafür müssten verbessert werden. Dabei gehe es um Transparenz, um Rechtssicherheit und den Schutz des geistigen Eigentums.