Deutschland will WM 2027 im Frauenfußball ausrichten
FRANKFURT (dpa) Die Ausrichtung der Weltmeisterschaft 2027 soll dem stagnierenden Frauenfußball in Deutschland einen neuen Boom bescheren. Der Deutsche Fußball-Bund gab am Montag die Bewerbung für den internationalen Titelkampf bekannt, gemeinsam mit den Niederlanden und Belgien. Die Initiative dafür war von den Niederlanden ausgegangen. Der DFB war bereits Gastgeber der Frauen-WM 2011. Ein Zeitpunkt der WM-Vergabe steht noch nicht fest.
„Nach der EURO 2024 in Deutschland wäre die Frauen-WM 2027 ein weiterer Höhepunkt in der Geschichte des Fußballs, dem wir in Deutschland gemeinsam mit unseren Nachbarn gerne eine Heimat geben würden“, sagte DFB-Präsident Fritz Keller. In einer Zeit, da der größte Einzelsportverband der Welt mit vielen Negativschlagzeilen aufwartet, kommt die Bewerbung gerade zum richtigen Zeitpunkt.
Gesicht der deutschen Bewerbung wird Silvia Neid, die als Co-Trainerin und Bundestrainerin 2003 und 2007 Weltmeisterin wurde und 2016 den Olympiasieg errang. „Es macht Spaß, für eine Sache zu kämpfen. Nämlich, dass wir diese WM 2027 in unsere Länder bekommen“, sagte Neid in einem DFB-Video. Vor allem für die Entwicklung an der Basis
sei es enorm wichtig. „Wir haben seit vier Jahren keinen Titel mehr gewonnen. Wir müssen aber Titel gewinnen. Die Zuschauer müssen in die Stadien kommen, die Mädels brauchen Vorbilder“, betonte Neid. Dafür wäre die Präsenzzeit mit der Nationalmannschaft im Fernsehen sehr wichtig genauso wie ein erfolgreiches Abschneiden.
Die DFB-Auswahl hatte bei der WM 2015 Kanada den vierten Platz belegt und war 2019 in Frankreich im Viertelfinale ausgeschieden. Derzeit versucht Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg ein schlagkräftiges Team für die EM 2022 in England aufzubauen. Die nächste WM steht 2023 in Australien und Neuseeland an.
Zudem erhofft sich Neid einen Hype wie 2011, als das Interesse am Frauenfußball vornehmlich medial gewaltig Fahrt aufnahm. Das aber stagniert seit einiger Zeit – vor allem in der Bundesliga, die durchschnittlich nicht einmal 1000 Zuschauer pro Spiel hat. Zwar hat die Zahl der weiblichen Mitglieder im DFB im Vorjahr von 813 104 auf 821 920 leicht zugenommen, die Frauen-Mannschaften aber gingen innerhalb eines Jahres von 5952 auf 5385 zurück, die der Mädchen-Teams bis 16 Jahre von 4842 auf 4525.