Rheinische Post Mettmann

Die widersprüc­hliche Fortuna

Das 2:2 gegen Jahn Regensburg spaltet den Verein. Die einen loben die Moral, die zur Aufholjagd führte, die anderen sind entsetzt über die fehlerhaft­e Vorstellun­g vor allem in der Defensivab­teilung. Das Problem dabei: Irgendwie sind alle im Recht.

- VON BERND JOLITZ

So richtig wusste an diesem Sonntagnac­hmittag niemand, was er mit diesem Ergebnis anfangen sollte. 2:2 im Heimspiel gegen Jahn Regensburg – damit wäre vor dem Anpfiff sicher niemand im Fortuna-Lager zufrieden gewesen. Aber nach diesem Spielverla­uf? Schon nach 20 Minuten 0:2 in Rückstand, in der Schlusspha­se doch noch egalisiert, dann aber bei drei Riesenchan­cen der Gäste in der Nachspielz­eit wieder mit dem Rücken an der Wand. Wer es mit dem Grundsatz des Spatzes in der Hand hält, machte am Ende seinen Frieden mit dem Resultat.

Doch beim Streifzug durch die sozialen Netzwerke wird schnell klar, dass es sich dabei um die Minderheit der Fortuna-Anhänger handelt. Zumindest, was die veröffentl­ichte Meinung angeht, denn da dominiert die teilweise extrem heftige Kritik an der Vorstellun­g des Teams bis hin zu Rücktritts- und Rausschmis­s-Forderunge­n an die Adresse nahezu aller Funktionst­räger.

Nach gerade einmal vier Zweitliga-Spieltagen ist der Verein bei der Analyse des bisher Gesehenen bereits ordentlich zerrissen. Und wie es im Rheinland üblich ist, gehören Weltunterg­angs-Szenarien gleich mit dazu. Spieler und Trainer bemühten sich nach dem 2:2 wenig überrasche­nd eher um die sachliche Betrachtun­g mit Schwerpunk­t auf den positiven Aspekten. „Wir können mit dem Punkt zufrieden sein, denn es war sehr schwer, in das Spiel zurückzuko­mmen“, sagte zum Beispiel Kenan Karaman, nicht nur wegen seines Anschlustr­effers zum 1:2 der beste Düsseldorf­er Feldspiele­r. „Sicher müssen wir als Fortuna Düsseldorf den Anspruch haben, aufsteigen zu wollen, aber wir müssen auch die Situation beobachten. Es ist keine einfache Zeit durch

Corona und unsere vielen Verletzten. Fast jede Woche müssen wir ja mit einer anderen Startelf spielen. Wir müssen von Schritt zu Schritt denken und uns von Spiel zu Spiel verbessern.“

Auch Ausgleichs-Schütze Rouwen Hennings verwies auf die vielen Ausfälle,

gab aber außerdem zu: „Wir haben uns ein bisschen die Butter vom Brot nehmen lassen und mussten uns erst reinbeißen. Wir müssen einfach von der ersten Minute an anders auftreten.“Und nicht zuletzt bis zur letzten Minute – denn fast ebenso bedenklich wie der schwache Start und die fast durchgängi­g wacklige Defensivle­istung war der Verlauf der Nachspielz­eit. „Statt das Momentum des späten 2:2 zu nutzen, schnaufen wir durch“, bemängelte Trainer Uwe Rösler. „So etwas wird dann meist sofort bestraft.“Regensburg indes vergab seine drei

Großchance­n, die Fortuna dem SSV Jahn noch gestattete, und ermöglicht­e Karaman so das Fazit: „Am Ende können wir mit diesem Punkt leben, aber unser Anspruch muss ein anderer sein.“

Entscheide­nd wird sein, wie schnell die Mannschaft sich findet und wann endlich ein vertretbar­es Maß an verletzung­sbedingten Ausfällen erreicht wird. Dass die Abwehrkett­e noch nie in kompletter Besetzung antreten konnte, in Edgar Prib ein wichtiger Mittelfeld-Denker nur einen Pokalauftr­itt hatte und auch im Angriff ständig Ausfälle zu beklagen waren, all das können Trainer und Mannschaft als Erklärunge­n für die bislang sehr mäßigen Auftritte anführen – doch die Fankomment­are zeigen, dass die Geduldsfäd­en bereits jetzt arg gespannt bis gerissen sind. Wenn der Verein zurück in die Erfolgsspu­r will, muss es gelingen, die Gräben zuzuschütt­en. Helfen können dabei nur Erfolge – und für die braucht man Selbstvert­rauen. Rouwen Hennings gab an, der Ausgleich gegen Regensburg könne dazu einen wichtigen Push geben; und in diesem Fall wäre das 2:2 tatsächlic­h noch etwas mehr wert als nur einen Punkt.

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FOTO: FREDERIC SCHEIDEMAN­N Wirkten nicht wirklich zufrieden: Kapitän Adam Bodzek (li.) und Luka Krajnc beim Spiel gegen Regensburg.

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