Der Faktencheck zum Klopapier
Wie knapp ist Toilettenpapier wirklich? Wir haben uns das Angebot vor Ort angesehen sowie Händler und Hersteller gefragt.
DÜSSELDORF Wird Toilettenpapier wieder zur Mangelware? Wiederholen sich Szenen aus dem Frühjahr von geplünderten Regalen in den Supermärkten? Einige in den sozialen Medien veröffentlichte Fotos vermitteln diesen Eindruck: Ja, auch in Düsseldorf wird wieder Klopapier gehamstert. Doch wie ist die Lage wirklich? Ein Faktencheck.
Wie ist die Lage vor Ort? Wir haben uns am Montagmittag in 20 Supermärkten, Discountern und Drogerie-Märkten umgeschaut. Das beruhigende Ergebnis: In den allermeisten Fällen gibt es (zumindest noch) ein vielfältiges Angebot an Klopapier. Aber: Tatsächlich sind die Regale oft nur halbgefüllt oder ziemlich abgeräumt. Bei Netto an der Lorettostraße in Unterbilk und bei Penny an der Lichtstraße in Flingern gab es sogar überhaupt kein einziges Paket mehr. Eine Mitarbeiterin von Netto sagt auf Nachfrage, dass das Problem seit Ende vergangener Woche bestehen würde und sie auch nicht wisse, wann mit Nachschub zu rechnen sei. Einige Händler rationieren wieder das Toilettenpapier. Bei Real an der Elisabethstraße ist das trotz gut gefüllter Regale der Fall (erlaubt sind zwei Pakete), auch bei Aldi an der Fleher Straße oder der Suitbertusstraße, wo die Paletten ziemlich abgeräumt sind (erlaubt ist ein Paket). Eine Kassiererin berichtet in letztgenannter Filiale, dass man keine andere Wahl habe, da zum Beispiel eine Kundin kürzlich gleich sechs Packungen mitnehmen wollte. Auch bei DM an der Bruchstraße war ein Großteil der Pakete vergriffen. Kaufbeschränkung: ein Paket pro Einkauf.
Deutlich größer ist das Angebot da etwa bei Edeka Paschmann in Bilk. Ein rund zehn Meter langes Regal ist da von oben bis unten gut bestückt. Sehr knapp wird es dagegen bei Rossmann an der Gaußstraße, wo nahezu das komplette Sortiment ausverkauft ist. Vier Pakete gibt es am Montagmittag noch.
Was sagen die Händler? Passend zu unseren Eindrücken bestätigt Aldi: „Wir verzeichnen erstmals wieder einen leichten Anstieg der Nachfrage
nach vereinzelten Produkten“, heißt es. Es gäbe jedoch keinen Anlass für Hamsterkäufe. Auch die Handelskette Real meldet einen „leichten Anstieg im Absatz bestimmter Hygieneartikel“, der jedoch noch weit vom Niveau des Frühjahres entfernt sei. Eine Warenverfügbarkeit sei gewährleistet. Dennoch appelliert Real an seine Kunden, „fair zu belieben und nicht mehr als die haushaltsübliche Menge einzukaufen“. Auch DM stellt eine erhöhte Nachfrage nach
Toilettenpapier, Desinfektionsmitteln sowie Seife fest.
Keine Veränderungen sieht dagegen Edeka: Es gäbe „auch keinen Grund, zusätzliche Vorräte anzulegen“, so das Unternehmen. Die Warenversorgung und Lieferketten seien stabil. Ähnlich äußern sich Rewe und Penny: Eine Veränderung des Einkaufsverhaltens der Kunden zeige sich nicht. Die Nachfrage nach Toilettenpaper sei „normal und entspannt“, teilt Rewe mit. Hamsterkäufe gebe es keine.
Was sagen die Hersteller? Beim Traditions-Unternehmen Julius Schulte, Hersteller von Papprollen für Toilettenpapier in Bilk, sind noch keine Folgen von einer höheren Nachfrage angekommen, wie Thomas Bolle, Mitglied der Geschäftsleitung, sagt. Allerdings erhöhe sich bereits der Aufwand, Transportunternehmen zu finden. Durch regionale Shutdowns hätten Unternehmen nicht mehr so viele Lastwagen auf der Straße, die Preise hätten sich zum Teil auch erhöht. In seinem Unternehmensnetzwerk
habe er deshalb schon davon gehört, dass Lieferungen von Toilettenpapier an Märkte vor Ort ausgefallen seien. Zudem sei dort die Nachfrage gestiegen.
Toilettenpapierhersteller Hakle meldete sich am Montag nicht auf Anfrage unserer Redaktion. Eine Neuheit gibt es allerdings vor der Verwaltung des Unternehmens an der Kappeler Straße. Dort steht jetzt ein Automat, an dem sich jetzt rund um die Uhr Toiletten-Papier ziehen lässt. Zwei vierlagige Rollen kosten zwei Euro, zwei dreilagige Rollen 1,50 Euro. Dieser Automat war am Montagnachmittag gut gefüllt.