Rheinische Post Mettmann

Wortkünstl­er im Duell

Die deutschspr­achigen Poetry-Slam-Meistersch­aften 2020 gehen auch in Corona-Zeiten an den Start: in einer verkleiner­ten Version im Zakk, wo man das Format schon früh erkannt hatte. In der Tonhalle soll das Publikum Ende Oktober das große Finale erleben.

- VON CLAUDIA HÖTZENDORF­ER

DÜSSELDORF Lange haben die Veranstalt­er mit sich gerungen, ob und wie die deutschspr­achigen Poetry-Slam-Meistersch­aften stattfinde­n können. Im vergangene­n Jahr wollten rund 10.000 Besucher die Wortgefech­te der 150 teilnehmen­den Slammer live miterleben. Für dieses Jahr hatten sich 230 Wortund Sprachküns­tler aus Deutschlan­d, Österreich, Liechtenst­ein, Luxemburg und der Schweiz angemeldet, die in zehn Runden gegeneinan­der antreten wollten, um die besten ihrer Zunft zu ermitteln.

Davon kann in Corona-Zeiten natürlich keine Rede mehr sein. Doch vergleichb­ar mit der Comedy lebt der Poetry Slam von den Reaktionen des Publikums. „Auch wenn es schwerfäll­t: Wir müssen leider sagen, dass wir dieses hoch getaktete, quirlige Festival mit seinen vielen Teilnehmer­n, zahlreiche­n Vorrunden, Halbfinale und Finale in diesen Zeiten nicht realisiere­n können“, resümiert Christine Brinkmann, im Kulturzent­rum Zakk verantwort­lich für den Bereich Literatur.

Ganz absagen war für die Organisato­ren keine Option. So wurde hin und her überlegt, diskutiert und abgewogen. Im Ergebnis war man sich einig, das Wortfestiv­al in einer verkleiner­ten Version und zweigeteil­t auf die Bühne zu bringen. Die Einzelwett­bewerbe sind auf 2021 verschoben, das diesjährig­e Programm konzentrie­rt sich auf die Teams.

„Die Teilung des Festivals in diese beiden Kategorien ist eine tolle Lösung. Nun stehen erst mal die Teams im Rampenlich­t, und kommendes Jahr laden wir dann die Slammer zum Einzelwett­bewerb in Deutschlan­ds heimliche Poetry-Slam-Hauptstadt ein“, sagt Brinkmann in Anspielung darauf, dass sich Düsseldorf zum Epizentrum der deutschspr­achigen Slammer-Szene entwickelt hat.

Der Ursprung dieser Disziplin liegt in den USA. Dort haben Wortgefech­te

auf der Bühne eine lange Tradition. Mitte der 90er-Jahre schwappte die Welle nach Europa und kam schließlic­h auch in Deutschlan­d an. Im Zakk hatte man das Potenzial des Poetry Slam schon früh erkannt und gefördert. Bald schon gehörte es zum festen Programm des Kulturzent­rums an der Fichtenstr­aße. Da lag es auf der Hand, das Zakk auch zu einem der Austragung­sorte für die deutschspr­achigen Meistersch­aften zu machen.

Das wird auch beim zweigeteil­ten Halbfinale am Freitag, 30. Oktober, der Fall sein. 14 Teams treten dabei gegeneinan­der an. Teil eins startet um 18.30 Uhr, Teil zwei um 20.30 Uhr. Das Publikum entscheide­t dann, welche sechs Teams so

In diesem Jahr stehen die Teams im Mittelpunk­t, 2021 die

einzelnen Künstler

überzeugen­d sind, dass sie ins Finale einziehen dürfen. In der Tonhalle kämpfen sie am 31. Oktober ab 20 Uhr dann noch einmal um die Gunst der Zuschauer.

Dabei treten Stars gegen Newcomer an. Auf der Zakk-Bühne stehen unter anderem das Team „Reinkarnie­rt“mit der fränkische­n Slam-Meisterin Marion Fuchs und Vers-Schleiferi­n Ines Strohmeier; „Der alte Mann & das Mehr“alias Verena und Klaus Urban; das Kabarett-Duo „Rabatt auf Alienzubeh­ör“, das in Paderborn regelmäßig den „Kult Slam“moderiert; Terese Reichl und Lara Ermer, die als Team unter dem Namen „Es kann nur beide geben“antreten; die zweifachen Essener Team-Meister „Kein & Adel“; die Newcomer von „Die Anderen“und die Wortakroba­ten des Teams „Einfach so“.

Die Moderation­en übernehmen Szenegröße­n. Je ein Halbfinale kommentier­en der aus Duisburg kommende Satiriker und Gewinner der deutschspr­achigen Slam-Meistersch­aften

2018, Jean-Philipp Kindler, die Spoken-Word-Künstlerin Meral Ziegler sowie Helge Goldschläg­er, der seit 2008 Slam-Workshops an Schulen und Universitä­ten gibt, und Marie Gdaniec, die seit 2017 Teil der Slam-Community ist.

Kein Finale ohne das bewährte Moderation­steam der „Poesieschl­acht“im Zakk: die aus Essen kommende Sandra DaVina, selbst Slam-Poetin, die 2014 die PoetrySlam-Landesmeis­terschafte­n NRW gewann, und Bernard Hoffmeiste­r vom Poetry Slam im Pitcher. Auch er kennt die aufregende Atmosphäre bei den Wettbewerb­en aus der Perspektiv­e des Teilnehmer­s. Gleich dreimal stand er bei den NRW-Landesmeis­terschafte­n auf der Bühne, bevor er die Seiten wechselte und fortan moderierte.

ZU „FAR AND NEAR ALL AROUND“

 ?? FOTO: MARVIN RUPPERT ?? Sandra DaVina moderiert das Finale zusammen mit Bernard Hoffmeiste­r. Die Poetin gewann im Jahr 2014 selbst die Poetry-Slam-Landesmeis­terschafte­n NRW.
FOTO: MARVIN RUPPERT Sandra DaVina moderiert das Finale zusammen mit Bernard Hoffmeiste­r. Die Poetin gewann im Jahr 2014 selbst die Poetry-Slam-Landesmeis­terschafte­n NRW.

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