„Thema Einsamkeit war spürbar“
DÜSSELDORF Mit zwei Uraufführungen und einer schmalen Besetzung von je acht Tänzern gestaltete das Ballett am Rhein „Far and near are all around“. Thematisiert wurden soziale Isolation und Einsamkeit. Zwischen „Spectrum“von Juanjo Arqués und „A Simple Piece“von Demis Volpi spielte ein Streichquartett im seltsam ausgedünnten Opernhaus. Trotz aller Einschränkungen erlebten unsere Ballett-Scouts einen genussvollen Abend.
Charlotte Kaup, Ärztin
„Eine spannende Aufführung mit zwei kontrastreichen Stücken. Das erste war einfach nur schön. Ein schlichtes Bühnenbild, die Kostüme mit den bunten Farben auf den Punkt passend. Fließende Stoffe und Bewegungen, dazu die wunderbare Musik. Es gab nur einen Pas de deux, aber manchmal reicht das schon. Mit den weit auseinander tanzenden Gruppen und den Schattenspielen
wurde eine geschickte Lösung gefunden. Beim Ballett von Demis Volpi brauchte ich eine Weile, um reinzukommen. Aber dann entfaltete es eine hypnotisierende Wirkung. Das harte Bühnenbild und die strengen Kostüme spiegelten die derzeitige Lage wider, es schwang eine Beklemmung mit.“
Michael Langenberger, Wirtschaftsmediator
„Das erste Stück stellte auf raffinierte Art Synchronitäten her. Nicht nur allein beim Tanz, auch bei den schnellen Wechseln und den Schattenspielen. Das Streichquartett danach überbrückte die Pause, ganz ohne Tanz. Aber wir leben ja in speziellen Corona-Zeiten. Überraschend, was die Musiker aus ihren Instrumenten herausgeholt haben. Aufgrund der Kostümierung bei Volpis Choreografie hatte ich den Eindruck, die ganze Energie kommt aus dem Boden und wird in Bewegungsmuster umgesetzt. Der sehr schöne Gesang bot eine Vielfalt an
Vokaltechniken, wie ich sie in dieser Zusammenstellung noch nie gehört habe.“
Karolina Wais, Steuerfachangestellte
„Das Thema der neuen Einsamkeit war spürbar. Wir fangen gerade an, das alles aufzuarbeiten. Das erste schöne Stück ist ein guter Anfang: der Schattentanz, die Tänzer, die einzeln auf die Bühne kamen, jeder in eine andere Farbe gekleidet. Und jeder stellte seine Einsamkeit unterschiedlich dar, ich entdeckte Wut oder Verzweiflung. Das tanzende Paar zu beobachten, tat gut. Berührungen sehen wir zur Zeit nur selten. Die Pause hätte nicht besser gefüllt werden können als mit dem Streichquartett. Dann kam „A Simple Piece“von Demis Volpi. Zuerst war ich irritiert: Wie will man in diesen schweren Kostümen tanzen? Doch trotz der visuellen Härte gab es diese Leichtigkeit. Ich bin begeistert und dankbar, dass ich dabei sein durfte.“