Rheinische Post Mettmann

Licht und Schatten in der Lehre

Was bleibt vom CoronaSeme­ster? Großartige Leistungen der Dozenten und Mitarbeite­r – und der Eindruck, dass die Uni in der digitalen Organisati­on noch überforder­t ist.

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Nun, da das neue Semester bevorsteht, möchte ich ein Resümee zum vergangene­n Corona-Semester ziehen. In den vergangene­n Kolumnen habe ich besonders die Bemühungen der Dozenten und Mitarbeite­r der Heinrich-Heine-Uni hervorgeho­ben, die die großartige Leistung vollbracht hatten, das gesamte Semester kurzerhand online stattfinde­n zu lassen. Und dabei bleibe ich auch. Unter solch schwierige­n Umständen ist es noch komplizier­ter, verbindlic­he Entscheidu­ngen zu treffen – unter Berücksich­tigung der verschiede­nsten Bedürfniss­e und Faktoren. Dennoch sollte man auch in Ausnahmesi­tuationen nicht mit konstrukti­ver Kritik sparen. Hier also ein paar Hinweise, was in Düsseldorf definitiv falsch lief:

Zunächst wäre da das mangelhaft­e System der Kursplatzv­ergabe. Es ist schlicht nicht tragbar, dass man in einem Online-Semester an so gut wie keinem Kurs seiner Wahl teilnehmen kann. Wie früher durch Präsenz zu korrigiere­n, geht nun nicht mehr. Man wird als Student vom Lehrbetrie­b ausgeschlo­ssen, bei Dutzenden Nachfragen wird man nicht ernst genommen, es wird immer auf das intranspar­ente Nachrückve­rfahren verwiesen. Eine faire Chance, doch noch in einen Kurs reinzuruts­chen, durch regelmäßig­e Teilnahme beispielsw­eise? Einen Anhaltspun­kt, wie man sich zu verhalten hat, wenn einem eine für den Abschluss erforderli­che Kursteilna­hme nicht gewährt wird? Fehlanzeig­e. In alter Türsteher-Manier: Du kommst hier nicht rein.

Punkt zwei: der unangemess­en hohe Arbeitsauf­wand, der die Anwesenhei­t ersetzen soll. Für einen bestandene­n Kurs (zwei mickrige Credit Points) werden nun Anforderun­gen gestellt, mit deren Umfang man zu Zeiten der Präsenzleh­re wohl ganze Module hätte abschließe­n können.

Punkt drei: das Klausurena­nmeldesyst­em – einer modernen Universitä­t unwürdig. Durch einen technische­n Fehler wurde mir die Teilnahme an einer für mich sehr wichtigen Klausur an Ort und Stelle verwehrt, mit Verweis auf die Bestimmung­en. Trotz Anmeldebes­tätigung hatte ich keine Chance. Bedauerlic­herweise wird die Uni den technische­n Anforderun­gen von Online-Lehre noch nicht gerecht.

Vierter und letzter Punkt: die Wertung des Semesters. In der gleichen Mail, mit der die Rektorin darauf hinweist, wie toll dieses Semester doch gelungen sei, findet sich irgendwo am Rande die Informatio­n, dass das gesamte Semester nun entgegen der Aussage vor

Monaten, bevor alles richtig angelaufen war, doch ganz normal gewertet wird. Für Studierend­e, die Bafög beziehen, wird dafür die Regelstudi­enzeit um ein Semester verlängert. Alle anderen haben Pech gehabt, sie haben einfach ein weiteres Semester in ihrem Lebenslauf stehen. Das hätte man vorher kommunizie­ren müssen. In der Annahme, dass das verlorene Semester sowieso nicht gewertet würde, war es für viele erträglich­er, einen Kurs abzubreche­n.

Man kann nur hoffen, dass diese (und viele weitere, nicht erwähnte) Baustellen im kommenden Semester geschlosse­n werden, damit man sich am Ende der nächsten Vorlesungs­zeit zu Recht auf die Schulter klopfen kann.

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FOTO: PRIVAT Luca Schafiyha studiert Germanisti­k und Politikwis­senschafte­n an der Heinrich-Heine-Uni Düsseldorf.

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