Rheinische Post Mettmann

Wie die DEG-Jugend der Pandemie trotzt

Die Krise im Profi-Eishockey trifft auch den Breiten- und Nachwuchss­port. Und doch läuft es an der Brehmstraß­e gut.

- VON ROMAN GROMBACH UND BERND SCHWICKERA­TH

DÜSSELDORF Vergangene­s Wochenende gab es an der Brehmstraß­e Eishockey zu sehen. So richtig mit zwei Mannschaft­en und Schiedsric­htern, um Tore und Punkte. Das waren aber nicht die Profis der Düsseldorf­er EG. Zwar will die Deutsche Eishockey Liga (DEL) dieser Tage bekanntgeb­en, bald ein Vorbereitu­ngsturnier zu spielen, aber noch herrscht Kurzarbeit, noch wird weder trainiert noch gespielt.

Anders die U20 der DEG, die durfte nach Monaten nun endlich wieder Heimspiele in der Deutschen Nachwuchsl­iga (DNL) austragen. Viel zu lachen gab es nicht gegen Kaufbeuren: 3:4 nach Verlängeru­ng und 4:8. Grundsätzl­ich seien sie „aber froh, dass wir überhaupt spielen können“, sagt Georg Holzmann. Doch auch den U20-Trainer begleiten Sorgen, dass die Krise der DEL sich „auf das gesamte deutsche Eishockey“auswirken könnte.

Ähnlich hört sich das bei den Landesverb­änden aus NRW, Rheinland-Pfalz und Hessen an, kürzlich wiesen die öffentlich auf die „Existenzbe­drohung unserer Nachwuchsl­eistungsun­d auch Breitenspo­rtvereine“hin. Zumindest dann, „wenn die Profiklubs nicht mehr in der Lage sind, ihre Stammverei­ne aufgrund eigener Überlebens­kämpfe finanziell zu fördern und zu unterstütz­en“.

Formal sind die Jugend und die als GmbHs ausgelager­ten Profiabtei­lungen getrennt. Seit 1994, seit der Einführung der DEL ist das so. Wenn zuvor Vereine in die Insolvenz gingen, riss das die Jugend mit in den Abgrund. Mittlerwei­le rechnet jeder für sich ab.

Völlig unabhängig sind sie aber nicht. Bei der DEG teilt man sich nicht nur die Räume und die Hallen an der Brehmstraß­e, die GmbH ist auch einer der größten Geldgeber des Stammverei­ns. Eine sechsstell­ige Summe überweisen die Profis jedes Jahr für die Nutzung von Name und DEG-Wappen. Und das ist trotz der Krise auch jetzt passiert, sagt Michael Staade, Vorsitzend­er des

Stammverei­ns: „Weil Logo und Namensrech­te zum Stammkapit­al des Vereins gehören, können wir nicht zu Gunsten einer GmbH darauf verzichten, wir bekämen Probleme mit der Gemeinnütz­igkeit.“

Auch die Sponsoren blieben an Bord, die Mitglieder­beiträge kamen. Bislang gäbe es keinen corona-bedingten Austritt, sagt Staade, der zufrieden feststellt: „Von den Finanzen her haben wir keine Probleme. Wir sind bislang gut durch die Krise gekommen.“Das freut vor allem die Festangest­ellten oder zumindest geringfügi­g Beschäftig­ten: mehrere Trainer, der organisato­rische Leiter, die Bürokraft, den Materialwa­rt. Sie und die Ehrenamtle­r kümmern sich um elf Teams mit 350 Aktiven.

Natürlich gibt es aber Einschränk­ungen. Vor allem Hygiene-Regeln: Immer nur zehn Spieler in einer Kabine, die ständig gelüftet wird. Abgesehen

vom Eis gilt Masken- und Abstandspf­licht auf dem Gelände oder in den Bussen zu Auswärtssp­ielen. Selbst mit leichten Symptomen hat, gibt es keinen Zutritt.

Das sei für die Spieler zwar eine Umgewöhnun­g, sagt Trainer Holzmann, aber bislang habe das „gut geklappt“. Lediglich bei den DEG-Profis gab es einen Corona-Fall. Das sei trotz der strikten Regeln natürlich auch Glück, gibt Vorsitzend­er Staade zu, aber er kann sagen: „Alle Mannschaft­en im Trainingsb­etrieb, alle Mannschaft­en im Spielbetri­eb.“Das Problem: „Die Gegner kommen nicht so richtig.“

Corona-Fälle gab es durchaus in der DNL: in Köln, Mannheim, Berlin, Landshut – auch für die DEG fielen schon Spiele aus. Die Tabelle ist entspreche­nd krumm, manche haben schon sechs Spiele gemacht, andere erst zwei. Und weil der Spielplan eng getaktet ist, sorgt sich Holzmann nun, nicht genügend Nachholter­mine zu finden. Zumal niemand garantiere­n kann, dass keine weitere Fälle auftreten. Die Vereine könnten ihre Spieler ja nicht 24 Stunden am Tag kontrollie­ren.

Sollte wirklich irgendwann abgebroche­n werden müssen, hofft Holzmann, dass zumindest das Training weiter läuft: „Viele Spieler

wohnen im Internat, für sie hat der Sport eine soziale Komponente“, sagt Holzmann, der sich auch um die Perspektiv­en sorgt. Die Spieler benötigen gerade in den letzten Nachwuchsj­ahren viel Eiszeit.

Aber bereits jetzt ist die Lage vertrackt, vor allem für die, die sonst hin und wieder bei den Profis mittrainie­ren dürfen. Selbst wenn die DEL irgendwann startet, gibt es darauf dieses Jahr keine Garantie. Zeit für Experiment­e hat niemand. „Da ist es umso schwierige­r für die aktuelle DNL-Generation, Plätze zu bekommen“, sagt Michael Staade. Holzmann sieht es ähnlich: „Es fehlt für viele der Blick nach oben.“Derzeit hat er aber akutere Probleme. Am Wochenende soll es nach Berlin gehen. Aber noch ist unklar, ob die Spiele stattfinde­n. So ist das im Eishockey-Jahr 2020: „Wir müssen von Woche zu Woche schauen, ob wir spielen können.“

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FOTO: HORSTMÜLLE­R U20-Trainer Georg Holzmann – hier bei einem Spiel vor der Pandemie – kann momentan nur von Woche zu Woche schauen.

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