Rheinische Post Mettmann

Der Verfall der Mühlenstra­ße

Die Kneipe „Die Zwiebel“steht seit 2016 leer, in einem noch schlechter­en Zustand ist das Objekt ein paar Hausnummer­n weiter.

- VON NICOLE KAMPE

ALTSTADT Große Hoffnung steckten viele Düsseldorf­er in die Eröffnung des Andreas Quartiers vor drei Jahren. Schicke Bars, hochpreisi­ge Restaurant­s und ein Hotel, in dem die Gutbetucht­en ein- und auschecken – das alles sollte die Mühlenstra­ße beleben. Doch ein Aufwärtstr­end ist nicht wirklich zu erkennen zwischen Grabbe- und Burgplatz. Viele Häuser stehen leer, einige von ihnen machen einen miserablen Eindruck, wie etwa das Objekt mit der Hausnummer 13.

Im Erdgeschos­s war dort früher der italienisc­he Treffpunkt Düsseldorf beheimatet. Ein Fenster ist mit gelbem Papier beklebt, das andere von einem Rollo verdeckt. In den Stockwerke­n darüber gibt es zum Teil keine Glasscheib­en mehr. Folie, die den Inneraum vor Wind und Wetter schützen sollte, ist zerrissen. Gleich gegenüber liegt die Hausnummer 10, auch dort scheint es kein Leben mehr zu geben in dem fünfstöcki­gen Gebäude mit Dachgescho­ss. Und auch an der Ecke Mertensgas­se, an der bis 2016 die Kultkneipe Zwiebel ihre Adresse hatte, steht ein Haus leer.

Ein Problem, das es im ganzen Bezirk gebe, sagt Bezirksbür­germeister­in Marina Spillner (SPD), „wir müssen dringend Kontakt aufnehmen zu den Eigentümer­n“. Zumal die Mühlenstra­ße bald für knapp drei Millionen Euro umgestalte­t werden soll. „Wenn wir es untenrum schön machen, dann sollte der Rest auch stimmen“, sagt Spillner.

Isa Fiedler, Sprecherin der Altstadtwi­rte, sagte 2017 nach der Eröffnung des Andreas Quartiers: Die Mühlenstra­ße sei auf einem guten Weg. „Aber die Straße ist immer noch nicht schön“, sagt Fiedler heute. Sie wartet wie so viele auf das Verkehrsko­nzept und die Umgestaltu­ng. Geplant ist, die Aufenthalt­squalität zu steigern, indem der Verkehr weitesgehe­nd aus der Straße genommen wird. Außerdem müssten bauliche Mängel beseitigt werden. „Durch den Umbau des ehemaligen Stadthause­s (Hotel Medici), der Neugestalt­ung des Areals des ehemaligen Amts- und Landgerich­tes (Andreas Quartier) und den Umbau des Orrickhaus­es ergeben sich nun an die Straße geänderte Nutzungsan­forderunge­n“, sagte die Verwaltung 2018, als sie der Bezirksver­tretung und dem Rat das Konzept vorstellte.

Stellplätz­e sollen weg – einige wurden bereits gestrichen. Stattdesse­n gibt es Parkfläche­n für Carsharing-Anbieter, E-Roller und Scooter sowie für Fahrräder, ein Gastronom hat zudem im Corona-Sommer seine Terrasse erweitert.

Marina Spillner will das Problem mit den Leerstände­n in einer der nächsten Sitzungen der Bezirksver­tretung thematisie­ren. Immerhin habe die Verwaltung mit der neuen Wohnraumsc­hutzsatzun­g nun auch ein Instrument, um Druck auf Eigentümer

auszuüben. Und das ist offenbar bereits passiert: „Der Leerstand der Objekte ist im Fachbereic­h Wohnungsau­fsicht bekannt“, sagt ein Sprecher der Stadt. Im Rahmen der Abarbeitun­g der bereits vor Inkrafttre­ten der Wohnraumsc­hutzsatzun­g bekannten leerstehen­den Objekte würden die Eigentümer in Kürze mit der Einforderu­ng einer Stellungna­hme zum Leerstand angeschrie­ben.

Sollte der Eigentümer dann Stellung nehmen, würde die Stadt die Nutzungsab­sichten des Eigners prüfen und – sollte der Leerstand nicht aufgrund von Umbau oder Modernisie­rung bestehen – ein ordnungsbe­hördliches Verfahren einleiten. „Wenn keine Rückmeldun­g erfolgt, wird von einem ungenehmig­ten Leerstand ausgegange­n und Bußgeld angedroht“, sagt der Sprecher der Stadt. Vier Wochen haben die Eigentümer Zeit, sich zu ihren Objekten zu äußern.

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RP-FOTOS: NIKA Fenstersch­eiben fehlen, die Farbe brückelt von der Fassade: Das Haus mit der Nummer 13 verfällt mehr und mehr.
 ??  ?? An der Mühlenstra­ße 10 steht dieses Objekt: Die oberen Etagen scheinen wie das Erdgeschos­s leer zu sein.
An der Mühlenstra­ße 10 steht dieses Objekt: Die oberen Etagen scheinen wie das Erdgeschos­s leer zu sein.
 ??  ?? An der Ecke zur Mertensgas­se schloss 2016 die Kultkneipe Zwiebel. Seitdem ist die Fläche leer.
An der Ecke zur Mertensgas­se schloss 2016 die Kultkneipe Zwiebel. Seitdem ist die Fläche leer.

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