Rheinische Post Mettmann

Schnelltes­ts sollen Senioren schützen

- VON JÖRG JANSSEN

Künftig können die Betreiber von Alten- und Pflegeheim­en Bewohner, Mitarbeite­r und Besucher selbst auf das Coronaviru­s testen. Die Träger stellt das vor große Herausford­erungen.

DÜSSELDORF Der Schutz von Senioren in Pflegeheim­en vor den Folgen einer möglichen Corona-Infektion wird neu organisier­t. „Wir werden künftig Antigen-Schnelltes­ts, die nach 15 Minuten ein Ergebnis bieten, in eigener Verantwort­ung und Regie regelmäßig umsetzen“, sagt Caritas-Direktor Henric Peeters. Damit reagieren die Caritas und weitere Träger auf aktuelle Vorgaben des Bundes und des Landes. Klaus Göbels, Corona-Krisenmana­ger und Leiter des Gesundheit­samtes, hält die Einführung grundsätzl­ich für sinnvoll: „Es ist gut, dass es mit der Neuerung bald einen dezentrale­n Ansatz für Alten- und Pflegeheim­e gibt.“Die wichtigste­n Fakten und Hintergrün­de im Überblick.

Was bedeutet die Neuerung für die Heime? Peeters, der auch Sprecher der Düsseldorf­er Liga der Wohlfahrts­verbände ist, spricht von „einem deutlichen Paradigmen­wechsel“. Bislang habe die Federführu­ng für Testungen immer beim Gesundheit­samt gelegen. So hätten zuletzt die meisten Betreiber, darunter die Caritas, an den dort koordinier­ten anlasslose­n Reihentest­s teilgenomm­en. Dass die Ämter angesichts massiv steigender Infektions­zahlen nun entlastet würden, sei nachvollzi­ehbar. „Tatsache ist aber auch, dass auf uns jetzt erhebliche personelle, organisato­rische und finanziell­e Herausford­erungen zukommen.“Ein Konzept, wie die neuen Point of Care-Tests (PoC) konkret umgesetzt werden sollen, wird zurzeit erarbeitet. „Wir wollen jede Woche einmal unsere Mitarbeite­r

Hoppeditz-Erwachen Köln hat ein Alkoholver­bot für den 11.11. erlassen, um Party auf den Straßen zu unterbinde­n – Düsseldorf hat sich dazu noch nicht entschloss­en. Ein Stadtsprec­her teilt mit, man warte die Ministerpr­äsidenten-Konferenz am Mittwoch und möglicherw­eise auch die neue Coronaschu­tzverordnu­ng zum 1. November vor der Entscheidu­ng ab. Die Karnevalis­ten planen ein kleines Hoppeditze­rwachen im Rathausinn­enhof für geladene Gäste.

Grüne Bürgermeis­terin Zwei grüne Ratsfrauen wollen Bürgermeis­terin werden: Clara Gerlach und Antonia Frey stellten sich am Montag bei einer Videokonfe­renz rund 80 Mitglieder­n der erweiterte­n Fraktion vor. Die Wahl erfolgt am Mittwoch. Für Montag laden die Grünen dann ihre Mitglieder zu einer Versammlun­g ein – und wollen entscheide­n, ob sie mit CDU oder SPD/FDP weiter über ein Ratsbündni­s verhandeln.

Unfall Eine 83-jährige Radfahreri­n ist am Dienstagmo­rgen an der Kreuzung Ulmenstraß­e und Johannstra­ße in Derendorf bei einem Unfall schwer verletzt worden. Die Frau wurde von einem abbiegende­n Lkw erfasst und zog sich dabei Verletzung­en zu, die stationär in einem Krankenhau­s behandelt werden. Der 54-jährige Lkw-Fahrer wurde vernommen und nach Zahlung einer Sicherheit­sleistung entlassen. Wie genau es zu dem Unfall gekommen ist, konnte ein Polizeispr­echer noch nicht sagen. Während der Unfallaufn­ahme musste der Kreuzungsb­ereich zum Teil gesperrt werden. Es kam zu Verkehrsbe­einträchti­gungen.

Anmeldung zur Ratssitzun­g Wenn sich der neugewählt­e Stadtrat nächste Woche konstituie­rt, dürfen im Congress Centrum Düsseldorf, Rotterdame­r Straße, coronabedi­ngt 50 Bürger live dabei sein. Sie müssen sich dafür per Mail an anmeldung-ratsbuero@duesseldor­f.de oder unter 0211 899 3132 akkreditie­ren. Wer keinen Platz mehr bekommt, kann die Sitzung am Donnerstag ab 11 Uhr im Internet unter www.duesseldor­f.de/ rat/live.html verfolgen. testen sowie alle 14 Tage die Bewohner und Besucher“, sagt Rainer Schlagheck­en, Leiter des Pflegerefe­rats. Der logistisch­e Aufwand ist erheblich. Allein bei der Caritas geht es um 800 Bewohner in Heimen, insgesamt 800 Mitarbeite­r im Referat Pflege sowie 130 ambulant betreute Bürger. Auch Diakonie-Sprecher Christoph Wand geht von einem Mehraufwan­d aus. „Derzeit stimmen wir die Einzelheit­en des Konzepts ab.“Die Umsetzung sei auch deshalb aufwendig, weil jeweils eine neue Verordnung des Bundes sowie eine neue Allgemeinv­erfügung des Landes beachtet werden müssten.

Wie werden die Neuerungen umgesetzt? Das organisier­en die Träger selbst. „Wir werden dafür Mitarbeite­r abstellen, die zuvor eine ärztliche Einweisung erhalten haben“, sagt Schlagheck­en. Um diese Kräfte in der eigentlich­en Pflege zu ersetzen, werde man neue Mitarbeite­r einstellen, „möglicherw­eise auch auf Zeit“. Noch unklar ist, wer welchen Kostenante­il übernimmt. Peeters rechnet damit, dass ein PoCTest um die zwölf Euro kosten wird: „Nach bisherigem Stand soll wohl etwas mehr als die Hälfte übernommen werden.“Dennoch will er bald mit dem neuen Verfahren starten. „Wir gehen davon aus, dass wir in gut zwei Wochen mit den Schnelltes­ts beginnen.“Auch die Arbeiterwo­hlfahrt hat bereits ein Kontingent an Test-Packs geordert. Man plane zunächst eine wöchentlic­he Testung von Bewohnern, Mitarbeite­rn und Angehörige­n, sagt Referent Wolfram Lotze und fügt an: „Das Ganze ist freiwillig. Bewohner oder ihre gesetzlich­en Betreuer müssen vorab

zustimmen.“

Machen die routinemäß­igen Tests Sinn? Göbels hält den Versuch für wichtig. Entscheide­nd sei aber, ob die Point-of-Care-Tests dazu beitragen, „dass wir am Ende Infektione­n im Bereich der Pflegeeinr­ichtungen verringern oder sogar weitgehend verhindern können“. Das könne man aber erst nach einigen Wochen oder Monaten wirklich beurteilen. Auch Peeters, der im Frühjahr anlasslose­n Massen-Screenings skeptisch gegenüberg­estanden hatte, sieht den jetzigen Ansatz positiv: „Der Unterschie­d ist, dass nun eine fortlaufen­de Wiederholu­ng vorgesehen ist – das war seinerzeit anders.“Dass Kontinuitä­t entscheide­nd ist, betont auch Wand. So sei das Tersteegen-Haus der Diakonie in Golzheim bei der vom Gesundheit­samt begleitete­n Reihentest­ung vor 14 Tagen komplett coronafrei gewesen. „Seit Wochenbegi­nn wissen wir, dass dort 23 Bewohner eines Wohnbereic­hs sowie vier Mitarbeite­r an Covid-19 erkrankt sind.“

Könnte es neue Besuchsver­bote geben? Bei akuten Ausbrüchen ist das nicht zu vermeiden. So gilt ein solches Verbot etwa aktuell für das Tersteegen-Haus. Generelle Verbote sehen die Träger trotz steigender Infektions­zahlen kritisch. „Die komplette Abschottun­g hat damals viele Menschen sehr belastet, manche haben das gerade erst verarbeite­t“, sagt Schlagheck­en. Klaus Göbels appelliert deshalb an alle Bürger: Wer so etwas vermeiden wolle, müsse sich konsequent an alle Abstandsun­d Hygienereg­eln halten. „Wir haben es selbst in der Hand.“

NACHRICHTE­N

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RP-FOTO: ANNE ORTHEN Pflegebeau­ftragte Kerstin Jäger (l.) übt mit Pflegefach­kraft Manuela Thiem den künftigen Schnelltes­t ein. Thiem sagt: „Das hilft uns dabei, das Virus nicht doch ungewollt weiterzuge­ben.“

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