Hausbrauereien wollen weiter kämpfen
Uerige, Kürzer, Schlüssel und Schumacher wollen trotz Krise und Sperrstunde weiterhin unverändert die Türen öffnen. Füchschen-Chef Peter König hatte am Montag angekündigt, nur noch freitags und samstags aufzumachen.
ALTSTADT Die Entscheidung von Peter König, das Füchschen an der Ratinger Straße wegen Corona nur noch freitags und samstags zu öffnen, findet bei den anderen Düsseldorfer Hausbrauereien noch keine Nachahmer. Uerige, Kürzer, Schlüssel und die Schumacher-Brauerei wollen in der Krise weiter kämpfen oder zumindest das Ergebnis der Krisensitzung von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und den Ministerpräsidenten am Mittwoch abwarten, bevor weitere Maßnahmen getroffen werden.
Peter König hatte am Montag seinen Gästen schriftlich in den sozialen Medien mitgeteilt: „Wir hoffen sehr, dass wir schon bald wieder zu einem geregelten Betrieb zurückkehren können und dass Ihr Verständnis für diesen Schritt habt. Die Entwicklungen der letzten Wochen ließen uns leider keine andere Wahl.“
Seine Mitstreiter leiden ebenfalls seit Monaten unter Umsatzeinbußen, Michael Schnitzler vom Uerige möchte vor Merkels Pressekonferenz aber keine voreiligen Entscheidungen fällen. Die Vergangenheit habe gezeigt, dass man keine Prognosen abgeben kann und es manchmal besser sei, die Vorgaben tagtäglich neu zu bewerten. „Aber natürlich ist die Situation zurzeit für uns alle sehr schwierig und wenn man überall hört, dass man am besten zu Hause bleiben soll, ist das nicht förderlich fürs Geschäft.“
Unverändert kämpferisch gibt sich Hans-Peter Schwemin. „So schnell geben wir jetzt nicht auf. Solange die Leute uns besuchen wollen, machen wir auch auf“, sagt der Chef der Brauerei Kürzer an der Kurze Straße. Die Auswirkungen der Sperrstunde um 23 Uhr spürt aber auch er in der Kasse. „Zu uns kommen gerne junge Leute, die auch mal bis 3 Uhr bleiben wollen. Deshalb ist es ein erheblicher Umsatzeinbruch, aber er ist nicht so schlimm wie in Bars oder Discotheken, wo es erst später am Abend richtig losgeht“, sagt Schwemin.
Das meint auch Karl-Heinz Gatzweiler. Der Schlüssel-Chef hält die Sperrstunde für eine „starke Einschränkung“, wegen der am Wochenende „ein gutes Geschäft wegbricht“. Allerdings sei die Zeit nach 23 Uhr für ihn in einem Corona-Jahr, in dem Messen ausfallen und generell weniger Gäste kommen, nicht so relevant wie zum Beispiel in den Bars. „Vor Corona war bei uns auch jeden Abend bis 1 Uhr was los, aber jetzt sind die Straßen am Abend wie leergefegt. Ich will beim Füchschen nicht von einem Schnellschuss reden, aber wir warten jetzt mal die Fakten am Mittwoch ab“, sagt Gatzweiler. Er hofft, dass die Politiker erkennen, dass die Gastronomie nicht der Hauptverursacher steigender Infektionszahlen sei. Im Schlüssel habe sich noch niemand angesteckt, zumindest habe er vom Gesundheitsamt noch nie eine Anfrage nach den Kontaktlisten erhalten. Weitere Maßnahmen, die der Gastronomie schaden, „soll man tunlichst vermeiden, sonst gibt es eine Katastrophe“, sagt Gatzweiler und meint damit die finanziellen Nöte vieler Betriebe: „Wir sind hier das Bauernopfer.“
Auch in der ältesten Hausbrauerei Düsseldorfs soll es weitergehen. Im Schumacher richtet sich der Blick bei Geschäftsführerin Thea Ungermann zunächst auf den Mittwoch.
Die Verhältnismäßigkeit von Nutzen und Schaden sei bei den neuen Verordnungen aber jetzt schon nicht gegeben, so Ungermann. Sie stellt sich die Frage, ob es wirklich sinnvoll ist, wenn die Treffen aus der Gastronomie verlagert werden. Denn bei privaten Treffen oder auf der Straße würden kaum die erforderlichen Hygienemaßnahmen so umgesetzt wie in der Gastronomie, unter anderem mit einer Registrierung, Desinfektionsständern und der Maskenpflicht beim Verlassen des Tisches.
„Wir haben seit der ersten Verordnung schnell, umfassend und über die erforderlichen Abstands- und Hygieneregeln hinaus alles Erforderliche umgesetzt. Zudem haben wir eine Reihe an organisatorischen
Maßnahmen ergriffen, um unser Personal zu schützen und eine Risikostreuung zu vermeiden“, sagt Ungermann. Aber statt einer Wertschätzung „sorgen neue Bestimmungen dafür, dass es zu massiven Existenzbedrohungen in der Branche kommt.“Das bedrohe auch die Altstadt im Herzen von Düsseldorf. Es müsse eine zumutbare und angemessene Balance zwischen der Sicherheit und dem Bedürfnis der Menschen nach Geselligkeit geben. Ungermann plädiert daher für verschärfte Kontrollen in Bars, der Gastronomie, auf den Straßen, um schwarzen Schafen Einhalt zu gebieten. „Wir bleiben aber motiviert und schauen positiv nach vorne, denn wir in Düsseldorf haben schon andere Krisen gemeistert.“