Durch Corona ist Vereinssport Improvisation
Die Vorsitzende des Seniorensportvereins Düsseldorf-Oberkassel hat sich einiges einfallen lassen, um ihre Kurse anbieten zu können.
OBERKASSEL Improvisation ist im Augenblick alles – und wenn Agathe Giesbert eines gelernt hat in den letzten Monaten, dann ist es zu improvisieren. „Hauptsache, wir können unsere Kurse anbieten“, sagt die Vorsitzende des Seniorensportvereins Düsseldorf-Oberkassel. Denn Sport im Alter hält nicht nur fit, „Sport hat auch eine ganz wichtige soziale Komponente“, sagt Giesbert, die während des Shutdowns im Frühling immer wieder Anrufe von ihren Mitgliedern bekam, die sich nach Kontakt sehnten.
Als der Verein den Betrieb wieder aufnehmen durfte, setzte sich Giesbert hin und plante. Die Mitglieder gehören allesamt zur Risikogruppe, 420 sind im Verein angemeldet, die meisten zwischen 60 und 75 Jahren, ein paar sogar über 90. Die Herausforderung dabei war, die Gruppen so klein wie möglich zu halten, was gar nicht so einfach ist. „Im Sommer haben wir Tai Chi draußen auf der Wiese gemacht“, erzählt Giesbert, die jetzt Kurse zum Teil splitten musste, sodass die Senioren zumindest alle zwei Wochen trainieren können. Denn dem Verein stehen nur begrenzt Trainingsräume und -hallen zur Verfügung.
Montags mittags stehen zum Beispiel immer zwei Wassergymnastik-Kurse auf dem Programm. Statt 60 Minuten machen die Senioren nur noch 45 Minuten im Becken der Münster-Therme ihre Übungen, „dann können wir zwischendurch lüften“, sagt Giesbert, die vor dem Eingang des Hallenbads steht mit einer Liste, auf der sie die Teilnehmer abhakt. So kann sie dann auch gleich kontrollieren, dass niemand während des Lüftungsprozesses unerlaubt ins Schwimmbad schleicht, zwischendurch muss Giesbert auch mal streng werden, „manchmal sind Kita-Kinder einfacher“, sagt sie und lacht.
Vom Sportbund bekommt Agathe Giesbert alle 14 Tage neue Anordnungen, manchmal gibt es auch Updates zwischendurch, und nicht selten wundert sich die Vorsitzende des Seniorensportvereins über die Regeln. Beim Tischtennis etwa müssen die Sportler keine Maske tragen, jeder muss aber einen eigenen Ball mitbringen, den der Gegner nicht berühren darf. Es gebe keine Vorgaben, dass nur noch Einzel erlaubt sind, „beim Doppel stehen wir schon sehr dicht beieinander an der Platte“, sagt Giesbert, die angesichts der steigenden Infektionszahlen fest davon ausgeht, dass Vereinssport bald wieder verboten wird.
Jeden Mittwoch nimmt Agathe Giesbert zusätzlich an einem Zoom-Meeting teil, bei dem andere Vereinsvorsitzende zugeschaltet sind. Mit ihnen tauscht sie sich aus über Angebote, Pläne, Sorgen und Ideen. „Dort habe ich auch von mobilen Lüftern erfahren, die gar nicht so teuer sein sollen“, sagt Giesbert, die – solange es geht – den Kursplan aufrechterhalten will.
Das heißt aber auch, dass sie ihre Übungsleiter immer wieder auf Stand bringen muss, die dann wiederum gebetsmühlenartig die Regeln an die Senioren weitergeben. So wie Helmut Rosenau, der die Wassergymnastik anleitet. Abstand ist das A und O, auch im Schwimmbecken. Auf Poolnudeln oder Hanteln muss Rosenau momentan verzichten, auch wenn die hilfreich sind beim Training. Zu aufwendig wäre die Desinfektion der Geräte.
Seit Ausbruch der Pandemie haben sich 15 Prozent der Mitglieder beim Seniorensportverein Düsseldorf-Oberkassel abgemeldet, vorher sei die Nachfrage aber sehr groß gewesen, sagt Agathe Giesbert, die nach wie vor auf der Suche nach neuen Übungsleitern ist – unter anderem für Wassergymnastik und Yoga. Die Kurse seien besonders nachgefragt, die Wartelisten lang.