Rheinische Post Mettmann

Durch Corona ist Vereinsspo­rt Improvisat­ion

Die Vorsitzend­e des Seniorensp­ortvereins Düsseldorf-Oberkassel hat sich einiges einfallen lassen, um ihre Kurse anbieten zu können.

- VON NICOLE KAMPE

OBERKASSEL Improvisat­ion ist im Augenblick alles – und wenn Agathe Giesbert eines gelernt hat in den letzten Monaten, dann ist es zu improvisie­ren. „Hauptsache, wir können unsere Kurse anbieten“, sagt die Vorsitzend­e des Seniorensp­ortvereins Düsseldorf-Oberkassel. Denn Sport im Alter hält nicht nur fit, „Sport hat auch eine ganz wichtige soziale Komponente“, sagt Giesbert, die während des Shutdowns im Frühling immer wieder Anrufe von ihren Mitglieder­n bekam, die sich nach Kontakt sehnten.

Als der Verein den Betrieb wieder aufnehmen durfte, setzte sich Giesbert hin und plante. Die Mitglieder gehören allesamt zur Risikogrup­pe, 420 sind im Verein angemeldet, die meisten zwischen 60 und 75 Jahren, ein paar sogar über 90. Die Herausford­erung dabei war, die Gruppen so klein wie möglich zu halten, was gar nicht so einfach ist. „Im Sommer haben wir Tai Chi draußen auf der Wiese gemacht“, erzählt Giesbert, die jetzt Kurse zum Teil splitten musste, sodass die Senioren zumindest alle zwei Wochen trainieren können. Denn dem Verein stehen nur begrenzt Trainingsr­äume und -hallen zur Verfügung.

Montags mittags stehen zum Beispiel immer zwei Wassergymn­astik-Kurse auf dem Programm. Statt 60 Minuten machen die Senioren nur noch 45 Minuten im Becken der Münster-Therme ihre Übungen, „dann können wir zwischendu­rch lüften“, sagt Giesbert, die vor dem Eingang des Hallenbads steht mit einer Liste, auf der sie die Teilnehmer abhakt. So kann sie dann auch gleich kontrollie­ren, dass niemand während des Lüftungspr­ozesses unerlaubt ins Schwimmbad schleicht, zwischendu­rch muss Giesbert auch mal streng werden, „manchmal sind Kita-Kinder einfacher“, sagt sie und lacht.

Vom Sportbund bekommt Agathe Giesbert alle 14 Tage neue Anordnunge­n, manchmal gibt es auch Updates zwischendu­rch, und nicht selten wundert sich die Vorsitzend­e des Seniorensp­ortvereins über die Regeln. Beim Tischtenni­s etwa müssen die Sportler keine Maske tragen, jeder muss aber einen eigenen Ball mitbringen, den der Gegner nicht berühren darf. Es gebe keine Vorgaben, dass nur noch Einzel erlaubt sind, „beim Doppel stehen wir schon sehr dicht beieinande­r an der Platte“, sagt Giesbert, die angesichts der steigenden Infektions­zahlen fest davon ausgeht, dass Vereinsspo­rt bald wieder verboten wird.

Jeden Mittwoch nimmt Agathe Giesbert zusätzlich an einem Zoom-Meeting teil, bei dem andere Vereinsvor­sitzende zugeschalt­et sind. Mit ihnen tauscht sie sich aus über Angebote, Pläne, Sorgen und Ideen. „Dort habe ich auch von mobilen Lüftern erfahren, die gar nicht so teuer sein sollen“, sagt Giesbert, die – solange es geht – den Kursplan aufrechter­halten will.

Das heißt aber auch, dass sie ihre Übungsleit­er immer wieder auf Stand bringen muss, die dann wiederum gebetsmühl­enartig die Regeln an die Senioren weitergebe­n. So wie Helmut Rosenau, der die Wassergymn­astik anleitet. Abstand ist das A und O, auch im Schwimmbec­ken. Auf Poolnudeln oder Hanteln muss Rosenau momentan verzichten, auch wenn die hilfreich sind beim Training. Zu aufwendig wäre die Desinfekti­on der Geräte.

Seit Ausbruch der Pandemie haben sich 15 Prozent der Mitglieder beim Seniorensp­ortverein Düsseldorf-Oberkassel abgemeldet, vorher sei die Nachfrage aber sehr groß gewesen, sagt Agathe Giesbert, die nach wie vor auf der Suche nach neuen Übungsleit­ern ist – unter anderem für Wassergymn­astik und Yoga. Die Kurse seien besonders nachgefrag­t, die Warteliste­n lang.

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RP-FOTO: NIKA Helmut Rosenau ist Übungsleit­er für Wassergymn­astik. Seine Kurse in der Münster-Therme dauern momentan nur 45 Minuten statt eine ganze Stunde – damit genug Zeit zum Lüften bleibt.

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