Rheinische Post Mettmann

Neue Hinweise auf Wasser auf dem Mond gefunden

Ein Flugzeugte­leskop hat die Entdeckung gemacht. Sie könnte weitreiche­nde Konsequenz­en für die bemannte Raumfahrt haben.

- VON LUDWIG JOVANOVIC

HONOLULU/BOULDER Bislang galt der Mond als knochentro­cken. Wasser sollte es dort nicht geben – bei bis zu 230 Grad Celsius auf der von der Sonne beschienen­en Oberfläche und im Vakuum. Schließlic­h hat der Mond keine Atmosphäre. Wasser müsste eigentlich sofort verdampfen und von der Strahlung im All buchstäbli­ch zerlegt werden. Zumal man in dem Mondgestei­n, das die Astronaute­n von den Apollo-Missionen mitgebrach­t hatten, keine Feuchtigke­it entdeckt hatte.

Und doch ist es da: Ungefähr so viel wie in einer 0,33-Liter-Flasche, verteilt auf ein Fußballfel­d. Entdeckt wurde es von „Sofia“. Dahinter verbirgt sich ein Gemeinscha­ftsprojekt des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt und der Nasa:

In eine Boeing 747 wurde ein Infrarot-Teleskop eingebaut, um in 15.000 Meter Höhe – fernab jeder störenden Strahlung auf der Erde – unter anderem Schwarze Löcher zu untersuche­n. Zum ersten Mal hat das Teleskop seinen Blick zum Mond gerichtet und gleich die große Entdeckung gemacht.

Bislang galt nur als sicher, dass Eis in den kühlen, dunklen, tiefen Kratern beispielsw­eise am Mond-Südpol existiert. Auf der sonnenbesc­hienenen Oberfläche selbst sollte es bis auf Spuren von Wasserstof­f-Atomen nicht vorkommen. Ungeklärt ist, wie es dahingekom­men ist. Die Wissenscha­ftler sehen zwei Möglichkei­ten: Meteoriten haben es bei Einschläge­n zur Oberfläche transporti­ert. Oder: Mit dem

Sonnenwind kamen auch Wasserstof­f-Atome zum Mond. Dort fanden dann chemische Reaktionen mit sauerstoff­haltigen Mineralien statt – Wasser bildete sich.

Offen ist auch die Frage, wo genau es sich befindet. Ist es eingeschlo­ssen in glasperlen­artigen Strukturen, die sich durch die Hitze beim Einschlag von Mikrometeo­riten gebildet haben? Oder findet es sich unter der Oberfläche zwischen den Körnern und Steinchen des Mondstaubs und -gesteins? Dann wäre es grundsätzl­ich leichter zugänglich. Aber wie tief unter der Oberfläche würde man es finden?

Antworten erhofft man sich vom Nasa-Rover „Viper“. Er soll im Dezember 2022 nahe dem lunaren Südpol landen und nach Eis suchen.

Dafür kann er mit einem Bohrer bis zu einem Meter tief in die Oberfläche vordringen. Nun wird er auch die Aufgabe haben, nach Wasser zu suchen und es gegebenenf­alls zu kartografi­eren. Warum aber ist Wasser so entscheide­nd? Wir Menschen trinken es, und es ist lebensnotw­endig. Aber daraus lässt sich auch Sauerstoff zum Atmen gewinnen – und sogar Raketentre­ibstoff.

Als Ressource für die Raumfahrt ist es darum extrem wertvoll. Je mehr Wasser es auf dem Mond gibt und je einfacher man es gewinnen kann, desto leichter lässt sich eine bemannte Mondbasis unterhalte­n. Und vor allem umso günstiger: Denn dann muss Wasser nicht erst von der Erde transporti­ert werden. Zudem könnte der Mond ein Tankund Versorgung­sstopp sein – für den ersten bemannten Flug zum Mars.

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FOTO: SÖREN STACHE/DPA Unklar ist noch, wie das Wasser auf den Mond kam.

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