„Das wäre der Genickbruch“
Christian Binde ist Musiker. Ein weiterer Lockdown bringt Künstler in Existenznot.
Es ist fast unerheblich, was das Ergebnis der virtuellen Zusammenkunft der Ministerpräsidenten im Kanzleramt am Mittwoch ist. Alleine die Tatsache, dass darüber beraten wird, ob ein zweiter Lockdown notwendig ist, um der Lage beizukommen, reicht für die nächsten Konzertabsagen vollkommen aus.
Schon die mögliche Ankündigung eines Shutdowns verunsichert, ich bin gerade auf dem Weg zu einer Konzertprobe – ob die geplante Aufführung noch stattfinden wird, weiß ich nicht. Die ersten Absagen habe ich nun gerade für Termine in der Kölner Philharmonie sowie in Basel bekommen.
Die Situation ist für freie Musiker schwer und führt auf einem schnellen Weg ins Arbeitslosengeld. Der Beginn der Corona-Krise im Frühjahr hat das gezeigt. Zwar wurden in Nordrhein-Westfalen einige Überbrückungshilfen bereitgestellt. Sie zu bekommen, war mit einigem Hin und Her verbunden. Aber es war eine Hilfe. Aber sie reicht natürlich nicht ewig.
Ein zweiter Lockdown wäre nicht nur für mich ein individueller Genickbruch. Es wäre ein kollektiver Genickbruch für viele Kollegen in der Branche. Denn natürlich geht immer ein bisschen was, irgendwie weiß man sich zu helfen. Aber die entschiedene Frage ist doch: Wie lange dauert die Durststrecke? Und was kommt dann? Wäre klar, dass ab Jahresanfang beispielsweise wieder ein normales Leben im Sinne von Aufführungen von Konzerten möglich wäre, wäre das eine Perspektive. Aber das Corona-Virus wird uns so schnell nicht verlassen.