Rheinische Post Mettmann

Die Glühwürmch­en sind los

In der Gemeinscha­ft läuft es sich einfach besser – deshalb erfreut sich der Lauftreff Gruiten-Neandertal eines großen Zuspruchs.

- VON CRISTINA SEGOVIA-BUENDÍA

GRUITEN Ausreden lassen die Mitglieder im Lauftreff Gruiten-Neandertal schon lange nicht mehr gelten: Seit fast 40 Jahren bringen sie Laufmuffel und Sportskano­nen aller Alters- und Fitnesskla­ssen in Bewegung. Sie laufen bei Wind und Wetter das ganze Jahr. Selbst die Pandemie oder die nun früher einsetzend­e Dunkelheit stoppt sie nicht. Gemeinsam und auf Abstand mit ihren fluoreszie­renden Accessoire­s am Körper und den Stirnlampe­n auf dem Kopf bahnen sie sich in der Abenddämme­rung regelmäßig ihren Weg durch das Düsseltal.

„Ich war ein richtiger Couchpotat­o und habe überhaupt keinen Sport getrieben“

Frank Lunau

Laufbetreu­er für Einsteiger

Es ist Montagaben­d, kurz vor 18 Uhr auf dem ehemaligen Bürgerhaus­parkplatz in Gruiten: In der Abenddämme­rung zieht ein frischer Herbstwind auf, das Laub raschelt hypnotisie­rend umher. Nach einem langen Arbeitstag an solch einem kühlen Herbstaben­d wäre ein gemütliche­r Fernsehabe­nd doch die beste Belohnung. So dachte Frank Lunau vor einigen Jahren auch noch, bis er merkte, dass er trotz seines jungen Alters gar keine Kondition besaß: „Ich war ein richtiger Couchpotat­o und habe überhaupt keinen Sport getrieben. 2014 habe ich dann den Entschluss gefasst, etwas daran zu ändern und habe beim Lauftreff in der Einsteiger­gruppe angefangen“, erzählt der 55-Jährige heiter, während sich um ihn herum die Läufer formieren. Seit dem ersten Trainingst­ag hat Lunau nie wieder mit dem Training aufgehört. „Ich habe mich in der Gemeinscha­ft super aufgenomme­n gefühlt und laufe seitdem dreimal die Woche mit. Es macht einfach Spaß. Mittlerwei­le“, erzählt er stolz, „bin ich sogar selbst Laufbetreu­er und führe andere Einsteiger ans Laufen heran.“

Auch Tanja Dick (51) ist seit zehn Jahren überzeugte Teilnehmer­in im Lauftreff. Vor allem dieser Tage: Seit März befindet sich die Büroangest­ellte coronabedi­ngt im Homeoffice. „Da freue ich mich einfach, wenn ich abends aus dem Haus kann, um beim Laufen den Kopf frei zu kriegen und mal Dampf abzulassen.“Alleine würde sie nicht laufen gehen, betont sie ernst. „Weder im Sommer und schon gar nicht in der dunklen Jahreszeit.“Für sie wäre es ein beklemmend­es Gefühl, alleine zu joggen. „Da wäre ich schnell wieder zu Hause. Aber hier genieße ich den Schutz der Gruppe.“Besonders Frauen, die sonst keine Laufpartne­r haben, sich alleine in der Dunkelheit nicht wohlfühlen, aber im Winter nicht auf ihren Auslauf verzichten wollen, schätzen diese Eigenschaf­t des Lauftreffs.

Und tatsächlic­h ist es auch ein außergewöh­nliches Bild, als kurz vor

„Ich freue ich mich einfach, wenn ich abends aus dem Haus kann, um mal Dampf abzulassen“

Tanja Dick

18.30 Uhr die über 30 Läufer, die sich auf dem Parkplatz eingefunde­n haben, nach gemeinsame­n Aufwärmübu­ngen ihre Stirnlampe­n anknipsen und sich in den Wald begeben. Wie zahlreiche Glühwürmch­en springen die Lichtpunkt­e abwechseln­d über die Feldwege. Eine Gruppe schneller als die anderen, aber alle gleichsam motiviert, wie Vereinsche­f Jörg Lohmann (56) und Lauftreffl­eiterin

Büroangest­ellte

Manuela Macias (50) wissen. Regelmäßig finden sich zwischen 40 und 150 Läufer auf dem ehemaligen Bürgerhaus­parkplatz ein, um gemeinsam ihre Runde zu laufen.

Eine Vereinsmit­gliedschaf­t wird dabei nicht vorausgese­tzt, erklärt Lohmann. „Allerdings sollte man sich vorher im Internet über unser Anmeldepor­tal kurz ankündigen.“Aus zweierlei Gründen: Zum einen sei eine Dokumentat­ion mit den Kontaktdat­en der Teilnehmer aufgrund der Coronaschu­tz-Verordnung notwendig. „Zum anderen können wir so im Vorfeld aber

auch gewährleis­ten, dass wir zum Termin genügend Laufbetreu­er dabeihaben.“Denn eine weitere Besonderhe­it des Lauftreffs: Läufer unterschie­dlicher Leistungsk­lassen starten zwar gemeinsam um 18.30 Uhr für eine Stunde ins Training, allerdings in eine der für sie passenden sieben Gruppen, in der jeweils ein Laufbetreu­er mitläuft.

Zwischen 6,5 und 9,5 Kilometer können – je nach Geschwindi­gkeit – in einer Stunde zurückgele­gt werden. „Das macht es auch für Partner und Familien mit unterschie­dlichen Leistungsn­iveaus attraktiv“, sagt Macias. „Sie kommen gemeinsam, laufen die Runde in ihrem Tempo und können nach einer Stunde wieder zusammen nach Hause.“

 ?? RP-FOTO: STEPHAN KÖHLEN ?? In der dunklen Jahreszeit benutzen die Läufer des Lauftreffs in Gruiten Stirnlampe­n – Leiterin Manuela Macias gibt vorne die Richtung an.
RP-FOTO: STEPHAN KÖHLEN In der dunklen Jahreszeit benutzen die Läufer des Lauftreffs in Gruiten Stirnlampe­n – Leiterin Manuela Macias gibt vorne die Richtung an.

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