Die Glühwürmchen sind los
In der Gemeinschaft läuft es sich einfach besser – deshalb erfreut sich der Lauftreff Gruiten-Neandertal eines großen Zuspruchs.
GRUITEN Ausreden lassen die Mitglieder im Lauftreff Gruiten-Neandertal schon lange nicht mehr gelten: Seit fast 40 Jahren bringen sie Laufmuffel und Sportskanonen aller Alters- und Fitnessklassen in Bewegung. Sie laufen bei Wind und Wetter das ganze Jahr. Selbst die Pandemie oder die nun früher einsetzende Dunkelheit stoppt sie nicht. Gemeinsam und auf Abstand mit ihren fluoreszierenden Accessoires am Körper und den Stirnlampen auf dem Kopf bahnen sie sich in der Abenddämmerung regelmäßig ihren Weg durch das Düsseltal.
„Ich war ein richtiger Couchpotato und habe überhaupt keinen Sport getrieben“
Frank Lunau
Laufbetreuer für Einsteiger
Es ist Montagabend, kurz vor 18 Uhr auf dem ehemaligen Bürgerhausparkplatz in Gruiten: In der Abenddämmerung zieht ein frischer Herbstwind auf, das Laub raschelt hypnotisierend umher. Nach einem langen Arbeitstag an solch einem kühlen Herbstabend wäre ein gemütlicher Fernsehabend doch die beste Belohnung. So dachte Frank Lunau vor einigen Jahren auch noch, bis er merkte, dass er trotz seines jungen Alters gar keine Kondition besaß: „Ich war ein richtiger Couchpotato und habe überhaupt keinen Sport getrieben. 2014 habe ich dann den Entschluss gefasst, etwas daran zu ändern und habe beim Lauftreff in der Einsteigergruppe angefangen“, erzählt der 55-Jährige heiter, während sich um ihn herum die Läufer formieren. Seit dem ersten Trainingstag hat Lunau nie wieder mit dem Training aufgehört. „Ich habe mich in der Gemeinschaft super aufgenommen gefühlt und laufe seitdem dreimal die Woche mit. Es macht einfach Spaß. Mittlerweile“, erzählt er stolz, „bin ich sogar selbst Laufbetreuer und führe andere Einsteiger ans Laufen heran.“
Auch Tanja Dick (51) ist seit zehn Jahren überzeugte Teilnehmerin im Lauftreff. Vor allem dieser Tage: Seit März befindet sich die Büroangestellte coronabedingt im Homeoffice. „Da freue ich mich einfach, wenn ich abends aus dem Haus kann, um beim Laufen den Kopf frei zu kriegen und mal Dampf abzulassen.“Alleine würde sie nicht laufen gehen, betont sie ernst. „Weder im Sommer und schon gar nicht in der dunklen Jahreszeit.“Für sie wäre es ein beklemmendes Gefühl, alleine zu joggen. „Da wäre ich schnell wieder zu Hause. Aber hier genieße ich den Schutz der Gruppe.“Besonders Frauen, die sonst keine Laufpartner haben, sich alleine in der Dunkelheit nicht wohlfühlen, aber im Winter nicht auf ihren Auslauf verzichten wollen, schätzen diese Eigenschaft des Lauftreffs.
Und tatsächlich ist es auch ein außergewöhnliches Bild, als kurz vor
„Ich freue ich mich einfach, wenn ich abends aus dem Haus kann, um mal Dampf abzulassen“
Tanja Dick
18.30 Uhr die über 30 Läufer, die sich auf dem Parkplatz eingefunden haben, nach gemeinsamen Aufwärmübungen ihre Stirnlampen anknipsen und sich in den Wald begeben. Wie zahlreiche Glühwürmchen springen die Lichtpunkte abwechselnd über die Feldwege. Eine Gruppe schneller als die anderen, aber alle gleichsam motiviert, wie Vereinschef Jörg Lohmann (56) und Lauftreffleiterin
Büroangestellte
Manuela Macias (50) wissen. Regelmäßig finden sich zwischen 40 und 150 Läufer auf dem ehemaligen Bürgerhausparkplatz ein, um gemeinsam ihre Runde zu laufen.
Eine Vereinsmitgliedschaft wird dabei nicht vorausgesetzt, erklärt Lohmann. „Allerdings sollte man sich vorher im Internet über unser Anmeldeportal kurz ankündigen.“Aus zweierlei Gründen: Zum einen sei eine Dokumentation mit den Kontaktdaten der Teilnehmer aufgrund der Coronaschutz-Verordnung notwendig. „Zum anderen können wir so im Vorfeld aber
auch gewährleisten, dass wir zum Termin genügend Laufbetreuer dabeihaben.“Denn eine weitere Besonderheit des Lauftreffs: Läufer unterschiedlicher Leistungsklassen starten zwar gemeinsam um 18.30 Uhr für eine Stunde ins Training, allerdings in eine der für sie passenden sieben Gruppen, in der jeweils ein Laufbetreuer mitläuft.
Zwischen 6,5 und 9,5 Kilometer können – je nach Geschwindigkeit – in einer Stunde zurückgelegt werden. „Das macht es auch für Partner und Familien mit unterschiedlichen Leistungsniveaus attraktiv“, sagt Macias. „Sie kommen gemeinsam, laufen die Runde in ihrem Tempo und können nach einer Stunde wieder zusammen nach Hause.“