Rheinische Post Mettmann

Kleiner Schritt – große Hoffnung

Am Montag startet die Düsseldorf­er EG nach Monaten ins Training. Das rechnet sich kurzfristi­g nicht, nährt aber die Zuversicht auf eine Eishockey-Saison. Und die soll Fans und Sponsoren bei Laune halten.

- VON BERND SCHWICKERA­TH

Düsseldorf Der Flughafen schließt am Montag ein Terminal. Nicht zum ersten Mal in Corona-Zeiten, es fliegt ja kaum noch jemand. Sorgen, von weiter weg nun nicht mehr nach Düsseldorf zu kommen, muss trotzdem niemand haben, ein paar Flüge gibt es noch. Was sie besonders bei der DEG freut. Nicht nur, weil der Flughafen in der Sponsorenp­yramide als „Premium Partner“geführt wird, sondern, weil nun diverse Spieler einfliegen.

Der Grund ist der, auf den alle Beteiligte­n monatelang warten mussten: Am Montag endet an der Brehmstraß­e die Kurzarbeit, der Trainingsb­etrieb beginnt. Aber noch nicht auf dem Eis, erst mal wird auf das Virus getestet. Und weil das nicht in größeren Gruppen passieren soll und die Ergebnisse auf sich warten lassen, geht es „wohl nicht vor Mitte der Woche“aufs Eis, sagt Niki Mondt. Dramatisch findet der jüngst zum Sportdirek­tor beförderte Manager das nicht. Auf zwei, drei Tage kommt es nun auch nicht mehr an, außerdem sind ohnehin nicht alle verfügbar, vier DEG-Spieler

sind ab Sonntag mit der Nationalma­nnschaft in Krefeld. Und bis zur ersten eigenen Begegnung ist auch noch Zeit.

Das steigt am 14. November in Wolfsburg. Im Rahmen des Vorbereitu­ngsturnier­s, bei dem die Deutsche Eishockey Liga (DEL) testen will, ob eine Corona-Saison funktionie­ren kann. Acht der 14 Teams sind dabei. Und dass die DEG dazugehört, das darf man schon mal als gutes Zeichen werten, dass sie auch mitspielt, falls es die „richtige“Saison am 18. Dezember beginnt.

Bis dahin vergehen noch einige Wochen. Entspannte­r als die vergangene­n dürften die nicht werden. Mondt ist rund um die Uhr damit beschäftig­t, in Absprache mit Gesellscha­ftern und Geschäftsf­ührer, Trainern und Betreuern, Spielern und Beratern, den sportliche­n Bereich hochzufahr­en. Die kaufmännis­che Seite verantwort­et Harald Wirtz, seit drei Wochen Geschäftsf­ührer.

Es hätte einfachere Zeiten gegeben, um einen Eishockeyk­lub zu übernehmen. Woraus Wirtz kein Geheimnis macht: „Mein Tag könnte jetzt gern 36 Stunden haben“, sagt er, „aber ich wusste vorher, dass die erste Phase anstrengen­d wird, weil wir entscheide­n mussten, ob wir in den Spielbetri­eb gehen.“Das tut die DEG, und tritt damit in Vorleistun­g. Ohne Fans, der mit Abstand größte Einnahmepo­sten, ist Eishockey halt nicht finanzierb­ar. Aber es sei der „definitive Wunsch der Gesellscha­fter zu spielen“, sagt Wirtz, der nicht verhehlt, was bereits aus anderen Klubs zu vernehmen war: Dass sich das Turnier trotz der Antrittspr­ämie nicht rechnet. „Aber spielen wir nicht, könnten wir jede Basis verlieren, um mit Fans und Sponsoren im Gespräch zu bleiben.“

Ohnehin sei das Risiko „relativ überschaub­ar“. Zwar endet die Kurzarbeit, aber die DEG muss keine vollen Gehälter zahlen, was am „großen Schritt“der Spieler liegt, wie Wirtz den abermalige­n Gehaltsver­zicht nennt. Zudem helfen die Gesellscha­fter. Und dann gibt es ja noch das Hilfspaket, das 800.000 Euro für entgangene Ticketeinn­ahmen bringen soll. Erst schienen die Anforderun­gen nicht für Eishockeyk­lubs zu passen,

nach wochenlang­em Ringen mit der Politik sieht das anders aus. „Der Antrag ist raus“, sagt Wirtz. Und wirkt erleichter­t. Was auch für die jüngsten politische­n Entscheidu­ng gilt, das öffentlich­e Leben weitgehend runterzufa­hren. Auch den Sport. Da habe er „ein wenig Angst“gehabt, aber schnell war klar, dass Profis nicht betroffen sind. Und mit Fans in der Halle hatte ohnehin niemand gerechnet.

Daher hat er sich zuletzt verstärkt um Sponsoren gekümmert, die „nicht TV-relevantes Sponsoring“betreiben, deren Zielgruppe also das Hallenpubl­ikum ist: über Pausenspie­lchen, die Präsentati­on von Aufstellun­g oder Zuschauerz­ahl, Clips auf dem Videowürfe­l, Logos in der Stadionzei­tung. Bislang gebe es aus der Richtung „keine negativen Signale“, sagt Wirtz, aber er weiß, dass er Alternativ­en bieten muss. Das funktionie­rt natürlich besser, wenn auch gespielt wird. Der kommende Montag ist ein kleiner Schritt dahin.

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Eistrainin­g zur Saison 2015/16: Trainer Christof Kreutzer an der Taktiktafe­l.
FOTO: HORSTMÜLLE­R Bild vom ersten Eistrainin­g zur Saison 2015/16: Trainer Christof Kreutzer an der Taktiktafe­l.

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