10.000 Lichter mehr für die Königsallee
Stadt und Händler überlegen, wie sie trotz Absage von Weihnachtsmärkten und Kö-Eisbahn für eine adventliche Stimmung sorgen und zum Einkaufen animieren können. Ideen gibt es nicht nur für die Innenstadt.
DÜSSELDORF Keine Weihnachtsmärkte, keine Eisbahn an der Kö – und jetzt der Lockdown. Zwar dürfen die Geschäfte weiter öffnen, aber der Handel spürt bereits jetzt die rückläufigen Fußgängerfrequenzen. An vielen Stellen in der Stadt werden Überlegungen angestellt, wie trotz der problematischen Gesamtlage eine Adventsatmosphäre geschaffen werden kann. Nicht nur, weil die meisten Menschen diese auch in der Corona-Krise nicht missen möchten, sondern auch, weil davon viel für die Einzelhändler abhängt. Die wichtigsten Umsätze werden am Jahresende gemacht. „Keiner will Gedränge auf der Kö“, sagt Frank Schrader, Chef von Düsseldorf Tourismus (DT), „aber natürlich ist es richtig, zu fragen, wie wir trotz aller Einschränkungen und Vorsicht ein wenig Weihnachtsstimmung in die Stadt bekommen können.“
Machbar ist das, glaubt Schrader, zumal die Menschen größtenteils die notwendige Rück- und Vorsicht walten lassen. Gerade erst habe er mit einem Branchenkollegen gesprochen, der deutsche Städte bereist. „Sein Eindruck war, dass es in Düsseldorf beim Maskentragen und Abstandhalten vergleichsweise diszipliniert zugeht.“
Wie lässt sich der Advent in der Landeshauptstadt spürbar machen, so dass auch Konsumfreude entsteht? „Dazu kann man Leute nicht vergattern, da muss die Mischung stimmen“, sagt Schrader. DT diskutiert derzeit mit der Stadtverwaltung,
wo nach dem Vorbild des Heimatsommers auch im Winter einige Buden stehen könnten. Es werden viel weniger sein als die 220 der Weihnachtsmärkte, vielleicht nur einige Dutzend, und diese werden dort stehen, wo eben keine großen Passantenströme zu erwarten sind.
Auch Peter Achten, Hauptgeschäftsführer beim Handelsverband
NRW, plädiert für einen Heimatwinter, zumal die aktuell noch stehenden Buden auch abgebaut werden sollten, um Überschneidungen mit dem Weihnachtsmarkt zu verhindern. Achten kann sich vorstellen, das Konzept auch auf bestimmte Stellen in den Stadtteilen zu erweitern, solange es sich für den Schausteller rechne und der Standort sinnvoll sei. „Und die Buden sollten aus meiner Sicht mit einer einheitlichen Dekoration gestaltet werden, um auch einen Wiedererkennungseffekt zu haben.“
Das Forum Stadtmarketing erwägt, im Dezember Kleinkünstler zu engagieren, die laut Geschäftsführer Frank Hermsen „ein Schmunzeln in die Straßen bringen sollen“. Dass Nikoläuse und das ein oder andere Christkind Familien erfreuen könnten, ist eine schöne Option.
Die Beleuchtung spielt eine besondere Rolle. Die Altstadtgemeinschaft wird den Lichterschmuck aus ihren Rücklagen finanzieren, da die Einnahmen aus dem Weihnachtsmarkt dieses Jahr ausbleiben. Die Interessengemeinschaft Königsallee, deren Geschäftsführer Hans Meijers gerade eine Covid-19-Erkrankung überstanden hat, hängt 10.000 zusätzliche Birnen in die Bäume an der Kö. Die nun 24.000 LED-Birnen sollen schon ab 15 Uhr für ein festliches Ambiente sorgen. Den Lichterdom an der Kreuzung Kö/Steinstraße/Benrather Straße schaltet der neue Oberbürgermeister Stephan Keller (CDU) am 13. November ein.
Erstmals sollen auch die Kö-Terrassen im Winter bespielt werden, allerdings in kleinerer Ausführung. Mit Oscar Bruch haben die Kö-Anlieger vereinbart, dass dieser, wenn die Stadt zustimmt, seine anthrazitfarbenen Gastro-Pavillons aufbaut, die dem Kö-Mobiliar entsprechen und eigens für die Eisbahn am Corneliusplatz angefertigt wurden. „Die passen viel besser zur Kö als die Buden des Heimatsommers, deren Standzeit zweimal verlängert wurde“, sagt Meijers.
Und auch in den Stadtteilen machen sich die Händler bereits Gedanken, wie sie für weihnachtliche Stimmung sorgen. Auf der Lorettostraße werden zum Beispiel ab 6. November als Adventsbeleuchtung wieder Lampenschirme über der Straße hängen. Zudem hat Karin Hammermann vom Verein Lorettoviertel, die mit einer Boutique auf der Straße vertreten ist, eine Reihe von Ideen entwickelt. So will sie etwa die Kinder im Viertel Faltengel basteln lassen, die dann die Geschäfte schmücken sollen. Auch eine weihnachtliche Bude im Zuge eines Heimatwinters kann sie sich gut auf der Straße oder an der Bilker Kirche vorstellen.
Zudem plant der Verein gegen die Online-Rabattschlachten wie Black Friday im November eine Woche für den lokalen Einzelhandel. „Wir müssen in dieser Zeit immer Umsatzeinbußen hinnehmen. Hier wollen wir bewusst gegensteuern“, sagt Hammermann. In den Schaufenstern soll darauf aufmerksam gemacht werden und jeder Tag ein anderes Motto haben. So soll es etwa eine Aufräumaktion im Viertel geben oder zehn Prozent Rabatt bei einem Einkauf, den die Händler einem lokalen guten Zweck zukommen lassen wollen. Münden könnte die Woche in einem Nikolaussingen, bei dem alle Anwohner zeitgleich die Fenster öffnen und mitmachen. Und auch einen Adventskalender kündigt Hammermann für die Straße an. An jedem Tag im Dezember soll es besondere Aktionen in unterschiedlichen Geschäften geben.