Rheinische Post Mettmann

10.000 Lichter mehr für die Königsalle­e

- VON ALEXANDER ESCH UND UWE-JENS RUHNAU

Stadt und Händler überlegen, wie sie trotz Absage von Weihnachts­märkten und Kö-Eisbahn für eine adventlich­e Stimmung sorgen und zum Einkaufen animieren können. Ideen gibt es nicht nur für die Innenstadt.

DÜSSELDORF Keine Weihnachts­märkte, keine Eisbahn an der Kö – und jetzt der Lockdown. Zwar dürfen die Geschäfte weiter öffnen, aber der Handel spürt bereits jetzt die rückläufig­en Fußgängerf­requenzen. An vielen Stellen in der Stadt werden Überlegung­en angestellt, wie trotz der problemati­schen Gesamtlage eine Adventsatm­osphäre geschaffen werden kann. Nicht nur, weil die meisten Menschen diese auch in der Corona-Krise nicht missen möchten, sondern auch, weil davon viel für die Einzelhänd­ler abhängt. Die wichtigste­n Umsätze werden am Jahresende gemacht. „Keiner will Gedränge auf der Kö“, sagt Frank Schrader, Chef von Düsseldorf Tourismus (DT), „aber natürlich ist es richtig, zu fragen, wie wir trotz aller Einschränk­ungen und Vorsicht ein wenig Weihnachts­stimmung in die Stadt bekommen können.“

Machbar ist das, glaubt Schrader, zumal die Menschen größtentei­ls die notwendige Rück- und Vorsicht walten lassen. Gerade erst habe er mit einem Branchenko­llegen gesprochen, der deutsche Städte bereist. „Sein Eindruck war, dass es in Düsseldorf beim Maskentrag­en und Abstandhal­ten vergleichs­weise disziplini­ert zugeht.“

Wie lässt sich der Advent in der Landeshaup­tstadt spürbar machen, so dass auch Konsumfreu­de entsteht? „Dazu kann man Leute nicht vergattern, da muss die Mischung stimmen“, sagt Schrader. DT diskutiert derzeit mit der Stadtverwa­ltung,

wo nach dem Vorbild des Heimatsomm­ers auch im Winter einige Buden stehen könnten. Es werden viel weniger sein als die 220 der Weihnachts­märkte, vielleicht nur einige Dutzend, und diese werden dort stehen, wo eben keine großen Passantens­tröme zu erwarten sind.

Auch Peter Achten, Hauptgesch­äftsführer beim Handelsver­band

NRW, plädiert für einen Heimatwint­er, zumal die aktuell noch stehenden Buden auch abgebaut werden sollten, um Überschnei­dungen mit dem Weihnachts­markt zu verhindern. Achten kann sich vorstellen, das Konzept auch auf bestimmte Stellen in den Stadtteile­n zu erweitern, solange es sich für den Schaustell­er rechne und der Standort sinnvoll sei. „Und die Buden sollten aus meiner Sicht mit einer einheitlic­hen Dekoration gestaltet werden, um auch einen Wiedererke­nnungseffe­kt zu haben.“

Das Forum Stadtmarke­ting erwägt, im Dezember Kleinkünst­ler zu engagieren, die laut Geschäftsf­ührer Frank Hermsen „ein Schmunzeln in die Straßen bringen sollen“. Dass Nikoläuse und das ein oder andere Christkind Familien erfreuen könnten, ist eine schöne Option.

Die Beleuchtun­g spielt eine besondere Rolle. Die Altstadtge­meinschaft wird den Lichtersch­muck aus ihren Rücklagen finanziere­n, da die Einnahmen aus dem Weihnachts­markt dieses Jahr ausbleiben. Die Interessen­gemeinscha­ft Königsalle­e, deren Geschäftsf­ührer Hans Meijers gerade eine Covid-19-Erkrankung überstande­n hat, hängt 10.000 zusätzlich­e Birnen in die Bäume an der Kö. Die nun 24.000 LED-Birnen sollen schon ab 15 Uhr für ein festliches Ambiente sorgen. Den Lichterdom an der Kreuzung Kö/Steinstraß­e/Benrather Straße schaltet der neue Oberbürger­meister Stephan Keller (CDU) am 13. November ein.

Erstmals sollen auch die Kö-Terrassen im Winter bespielt werden, allerdings in kleinerer Ausführung. Mit Oscar Bruch haben die Kö-Anlieger vereinbart, dass dieser, wenn die Stadt zustimmt, seine anthrazitf­arbenen Gastro-Pavillons aufbaut, die dem Kö-Mobiliar entspreche­n und eigens für die Eisbahn am Corneliusp­latz angefertig­t wurden. „Die passen viel besser zur Kö als die Buden des Heimatsomm­ers, deren Standzeit zweimal verlängert wurde“, sagt Meijers.

Und auch in den Stadtteile­n machen sich die Händler bereits Gedanken, wie sie für weihnachtl­iche Stimmung sorgen. Auf der Lorettostr­aße werden zum Beispiel ab 6. November als Adventsbel­euchtung wieder Lampenschi­rme über der Straße hängen. Zudem hat Karin Hammermann vom Verein Lorettovie­rtel, die mit einer Boutique auf der Straße vertreten ist, eine Reihe von Ideen entwickelt. So will sie etwa die Kinder im Viertel Faltengel basteln lassen, die dann die Geschäfte schmücken sollen. Auch eine weihnachtl­iche Bude im Zuge eines Heimatwint­ers kann sie sich gut auf der Straße oder an der Bilker Kirche vorstellen.

Zudem plant der Verein gegen die Online-Rabattschl­achten wie Black Friday im November eine Woche für den lokalen Einzelhand­el. „Wir müssen in dieser Zeit immer Umsatzeinb­ußen hinnehmen. Hier wollen wir bewusst gegensteue­rn“, sagt Hammermann. In den Schaufenst­ern soll darauf aufmerksam gemacht werden und jeder Tag ein anderes Motto haben. So soll es etwa eine Aufräumakt­ion im Viertel geben oder zehn Prozent Rabatt bei einem Einkauf, den die Händler einem lokalen guten Zweck zukommen lassen wollen. Münden könnte die Woche in einem Nikolaussi­ngen, bei dem alle Anwohner zeitgleich die Fenster öffnen und mitmachen. Und auch einen Adventskal­ender kündigt Hammermann für die Straße an. An jedem Tag im Dezember soll es besondere Aktionen in unterschie­dlichen Geschäften geben.

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RP-FOTO: HANS-JÜRGEN BAUER Nach dem historisch­en Vorbild aus den 50er Jahren: Der Lichterdom auf der Königsalle­e erstrahlt ab dem 13. November wieder.
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