Sandra Pietschmann setzt auf Miteinander
Mettmanns neue Bürgermeisterin setzt auf mehr Bürgerbeteiligung und Nutzung von Expertisen. Das Erbe, das sie übernimmt, ist kompliziert. Die notorisch klamme Stadtkasse erleichtert ihre Aufgaben nicht.
METTMANN Kommenden Montag, Punkt 9 Uhr, beginnt für Sandra Pietschmann ein neuer Job. Eine detaillierte und persönliche Übergabe der Amtsgeschäfte von ihrem Vorgänger Thomas Dinkelmann an sie gab es nicht. Einzig an einer Verwaltungskonferenz konnte die 50-Jährige, die bis zuletzt als Geschäftsführerin für Mettmann Sport im Einsatz war, teilnehmen und „ein bisschen Tuchfühlung aufnehmen. Ich freue mich riesig auf meine Aufgaben und bin frohen Mutes“, angespannt ist sie laut Eigenaussage auch – verständlich, fällt der Blick auf das, was in Mettmann zu tun ist.
Seitdem sie die Stichwahl im September für sich entscheiden konnte, gab es seitens der Bürger bereits viele Anfragen, „das sind teilweise sehr persönliche Probleme“. In vielen Gesprächen trugen Mettmanner Wünsche und Sorgen an sie heran – wenngleich sie bis dato
„keinen Einfluss auf Prozesse“hat. Die Metzkausener beispielsweise sind derzeit durch das von Baustellen verursachte Verkehrschaos genervt („wenn Sie hier schnell Einsatz
zeigen, wird Mettmann Ihnen das danken und nicht vergessen“, formulieren es Anwohner), überhaupt sind Autoverkehr nebst Straßenführung, Stadtentwicklung mit
Einbindung touristischer Attraktionen, die Digitalisierung auch der Verwaltung, um mehr Dienstleistungen anbieten zu können, ebenso wie die zukunftsfähige Konzeptionierung der Schullandschaft – sie ist „bekennende Befürworterin einer Gesamtschule“– Themen.
Aber Sandra Pietschmann, die mit ihrer Familie in Homberg an der Stadtgrenze zu Mettmann lebt, hat auch allerlei Altlasten zu stemmen. Ein Brennpunktthema ist etwa, was aus der Neandertalhalle werden soll. Zu überprüfen sei, was die Sanierung im Bestand kostet, wie teuer ein Abriss
wäre und wie sich Neubau und Weiterentwicklung des Quartiers gestalten ließen. Letzteres hat „natürlich einen besonderen Reiz. Doch dafür braucht es Investoren“, Pandemie-bedingt ist die Akquise von Geldgebern nicht leichter geworden.
Außerdem erwarten die Mettmanner endlich eine Lösung für den Jubiläumsplatz. „Ein zentraler Platz, der in Angriff genommen werden muss“– mit Begrünung und vielleicht Wasserspielen. „Ich will dazu die Mettmanner mit im Boot haben. Es ist unsere Stadt“, überhaupt möchte sie die Bürgerkreativität
nutzen und die Einwohner beteiligen. „Nur zu schimpfen reicht nicht, aktiv zu werden ist wichtig.“
Die Leute sollen nicht nur eingebunden werden, sondern auch besser als in der Vergangenheit über geplante Vorhaben informiert sein. „Klare und transparente Kommunikation substantieller Informationen ist wichtig“, das gilt nicht nur für den Bürgerdialog, sondern auch für die Zusammenarbeit mit den Kollegen aus der Verwaltung. „Ich möchte offen auf die neuen Kollegen zugehen“, wichtig ist, wie sie sich die Zusammenarbeit vorstellen, was optimiert werden kann. Das soll alles „schrittweise“geschehen, und ganz besonders freut sich die Bürgermeisterin auf die Zusammenarbeit mit Kämmerin Veronika Traumann, „ich bin ja sehr zahlenaffin“.
Die Finanzen sind ein dicker Brocken, bekanntermaßen ist die Stadtkasse notorisch klamm, und die vielen anstehenden Aufgaben sollen zunächst priorisiert werden. Was können wir uns zu welchem Zeitpunkt leisten und welche Konsequenzen hat die jeweilige Investition sind dabei Leitgedanken der Umsetzung.