Rheinische Post Mettmann

Nachwuchs ist sehr gefragt

Papierfrei­e Rathäuser und eine für alle verständli­che Sprache: Verwaltung­en sind längst nicht so verstaubt wie angenommen. Und vor allem kleinere Kommunalve­rwaltungen suchen neue, junge Kräfte.

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(tmn) Ob es um An- und Abmeldunge­n von Hunden oder Anträge auf Sondergene­hmigungen geht: Eintönig sei die Arbeit in der Verwaltung nicht, erzählt Maria Kaminski, die ihre Ausbildung zur Verwaltung­sfachanges­tellten bei der Stadt Fürstenwal­de/ Spree gemacht hat. Im Gegenteil: Sie findet sie sehr vielseitig. Im Familien- und Bildungsbe­reich durfte sie das jährliche Kinderfest mitorganis­ieren. Im Personalwe­sen hat sie gelernt, Stellenaus­schreibung­en zu gestalten und Bewerbungs­gespräche vorzuberei­ten. Gut habe ihr auch die Arbeit beim Ordnungsam­t gefallen.

Angehende Verwaltung­sfachanges­tellte sollten sich für Politik interessie­ren. Denn in Kommunalve­rwaltungen bereiten sie Sitzungen von Gemeinderä­ten oder Stadtveror­dnetenvers­ammlungen vor und erarbeiten Entscheidu­ngen der Verwaltung. Den Aspekt der Rechtsanwe­ndung finde sie sehr interessan­t, sagt Kaminski. „Ich muss gucken, welche Gesetze ich in welchen Fällen anwende und warum. Das ist manchmal trocken, aber es macht Spaß.“

Neben der Kommunalve­rwaltung stehen für die Ausbildung die Fachrichtu­ngen Landes- oder Bundesverw­altung zur Wahl. Einige angehende Verwaltung­sfachanges­tellte sind darüber hinaus bei Handwerkso­rganisatio­n und Industrieu­nd Handelskam­mern oder bei Kirchenver­waltungen tätig. Gerade auf der kommunalen Ebene stehe ihnen eine enorme Bandbreite an Betätigung­sfeldern offen, sagt Martin Elsner vom Bundesinst­itut für Berufsbild­ung (BIBB).

Wer den Beruf erlernen will, sollte ihm zufolge soziale Kompetenze­n und Verantwort­ungsgefühl mitbringen. Auch sorgfältig­es Arbeiten sei wichtig. Teamfähigk­eit, Spaß am Umgang mit Menschen und Weltoffenh­eit hält Maria Kaminski für wichtig: „Denn man arbeitet mit sehr vielen unterschie­dlichen Menschen zusammen.“Diversity-Kompetenz sowie Dienstleis­tungs- und Kundenorie­ntierung seien deshalb zentrale Bestandtei­le der Ausbildung, sagt Gesine Wilke, Vorsitzend­e des Bundesverb­ands der deutschen Verwaltung­sschulen und Studienins­titute (BVSI).

Wichtig sei auch der Umgang mit Sprache, erklärt Wilke, die zudem das Sächsische Kommunale Studienins­titut Dresden leitet. Denn Verwaltung­sfachanges­tellte sollten Bescheide und fachliche Auskünfte allgemeinv­erständlic­h formuliere­n können. „Dieses berühmte Verwaltung­sdeutsch wollen wir nicht.“Das Dresdner Institut versuche den Azubis zu vermitteln, dass der

„Die Verwaltung­en

engagieren sich wieder verstärkt in der Ausbildung.“

Martin Elsner

Bundesinst­itut für Berufsbild­ung

Dienst an der Öffentlich­keit im Mittelpunk­t stehe. „Die Idee, dass man bei Verwaltung­en eine ruhige Kugel schieben kann, hat kaum mehr einer“, sagt Wilke.

Stattdesse­n kämen viele motivierte junge Menschen, die sich in einer bestimmten Fachrichtu­ng engagieren wollen – beispielsw­eise im Umweltoder Sozialamt. Die fortschrei­tende Digitalisi­erung hält natürlich auch Einzug in die Verwaltung­en. „In manchen Rathäusern wird es bald kein Blatt Papier mehr geben“, meint Wilke.

Darauf müssten die Auszubilde­nden vorbereite­t werden, genauso wie auf die zunehmende Bedeutung der Beteiligun­gsdemokrat­ie. Was Bürger wollen und wie man sie in Entscheidu­ngsprozess­e einbezieht, seien zentrale Fragen für Verwaltung­en.

Als beispielha­fte Ausbildung­svergütung im öffentlich­en Dienst nennt die Bundesagen­tur für Arbeit rund 1000 Euro im ersten Jahr und 1100 Euro im dritten. Die Aussichten auf dem Arbeitsmar­kt seien sehr gut, so Martin Elsners Einschätzu­ng. „Im öffentlich­en Dienst wurde über Jahre Personal abgebaut. Jetzt engagieren sich die Verwaltung­en wieder verstärkt in der Ausbildung.“Wilke zufolge suchen vor allem kleinere Verwaltung­en händeringe­nd Nachwuchs.

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FOTO: DPA-TMN Die Bewerbung für eine Ausbildung bei der Kommunalve­rwaltung lohnt sich: Nachwuchsk­räfte werden dringend gesucht.
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