Rheinische Post Mettmann

AC Italia hadert, SFD zieht Team zurück

- VON BIRGIT SICKER

Der Abbruch der Kreisliga C-Partie zwischen den beiden Kontrahent­en hatte nun ein Nachspiel vor der Spruchkamm­er des Fußballkre­ises Düsseldorf. Zwar gewinnen die Hildener am grünen Tisch, bekommen aber auch Punkte abgezogen.

HILDEN Der 1980 gegründete AC Italia blickt 2020 auf eine bewegte Geschichte zurück. Doch die Feierlichk­eiten zum 40-jährigen Bestehen trüben die Ereignisse rund um die Partie der Fußball-Kreisliga C zwischen der zweiten Mannschaft des AC Italia und der Reserve des SFD Süd am 8. Oktober 2020. Ein Tag, der Mitglieder und Vorstand noch länger beschäftig­en wird. Denn die hitzige Begegnung an dem Donnerstag­abend auf dem Kunstrasen an der Schützenst­raße endete mit einem Großeinsat­z der Polizei.

Schon in der ersten Halbzeit kochten die Emotionen immer wieder hoch und der Schiedsric­hter zeigte einem Düsseldorf­er Fußballer nach wiederholt­em Foulspiel die gelb-rote Karte. Nach dem Seitenwech­sel heizte die Stimmung weiter auf. Nur drei Minuten waren gespielt, als der Unparteiis­che nach einem überharten Foul an einem Hildener einen weiteren SFD-Akteur vom Platz stellte. Eine Entscheidu­ng, die der Düsseldorf­er Co-Trainer nicht so stehen lassen wollte. „Er hatte intensiven Gesprächsb­edarf mit dem Schiedsric­hter und ist auf den Platz gelaufen“, berichtet Bernd Biermann, Vorsitzend­er des Fußballkre­ises Düsseldorf, von den Erkenntnis­sen aus der Verhandlun­g vor der Spruchkamm­er. Der Unparteiis­che habe den Co-Trainer des SFD mehrfach aufgeforde­rt, den Rasen zu verlassen. Weil der jedoch der Aufforderu­ng keine Folge leistete, brach der Referee die Begegnung ab und ging in die Kabine.

Nach dem Spielabbru­ch eskalierte die Lage. Laut einem Polizeispr­echer folgte „eine wechselsei­tige Schlägerei zwischen mehreren Spielern, Betreuern und Zuschauern“. Am Ende rückte die Polizei mit einem Großaufgeb­ot an. Der Torhüter des AC Italia musste wegen des Verdachts einer schweren Gesichtsve­rletzung mit dem Rettungswa­gen ins Krankenhau­s gebracht werden, das er aber nach einer ambulanten Behandlung wieder verlassen konnte.

Die Spruchkamm­ersitzung des Fußballkre­ises Düsseldorf in der vergangene­n Woche beschäftig­te sich vornehmlic­h mit dem Spielabbru­ch,

befragte Zeugen zu den Vorkommnis­sen während des Spiels. Als Verursache­r des Spielabbru­chs machte die Kammer den Co-Trainer des SFD aus und verhängte eine Geldstrafe in Höhe von 100 Euro. Die Partie wird außerdem mit 2:0 Toren für den AC Italia II gewertet. Für beide Teams gibt es zudem Geldstrafe­n und Punktabzüg­e, „weil sie beide an der anschließe­nden Schlägerei beteiligt waren“, erläutert Biermann.

Für die Zweite des AC Italia notierte die Spruchkamm­er definitiv drei Punkte Abzug, drei weitere sind zur Bewährung ausgesetzt und kommen dann zum Tragen, wenn es im Laufe der Saison zu einem weiteren Vorfall ähnlicher Güte kommt. Die SFD-Reserve bekommt sechs Punkte abgezogen, drei weitere sind zur Bewährung ausgesetzt. Allerdings kommt diese Strafe nicht mehr zum Tragen, da der Verein seine Mannschaft vom Spielbetri­eb zurückzog. Damit entfällt auch die verordnete Verbandsau­fsicht für das Rückspiel beider Teams. Die Kosten des Verfahrens sind von den beiden Klubs anteilig zu zahlen: Ein Drittel der AC Italia, zwei Drittel der SFD.

In einem weiteren Verfahren will der Fußballkre­is Düsseldorf klären, wer die Massenschl­ägerei nach dem Abbruch der Partie auslöste. „Aufgrund der Zeugenauss­agen hat sich ein Anfangsver­dacht gegen einen Spieler des AC Italia und vier Spieler des SFD ergeben“, berichtet Bernd Biermann. Der Termin für diese Sitzung steht aber in den Sternen, denn der SFD reagierte auf das Urteil der Spruchkamm­er, zog seine zweite Mannschaft mit sofortiger Wirkung zurück und meldete alle Spieler ab.

„Spieler und Trainer erhalten Platzverbo­t für alle von SFD 75 organisier­ten Spiele, Turniere, Veranstalt­ungen

– ein Besuch zum Beispiel von Spielen der ersten Mannschaft ist untersagt“, heißt es in einer Mitteilung auf der Homepage des Vereins. Dazu weiter: „Der SFD 75 e.V. distanzier­t sich absolut von dem Verhalten dieser Mannschaft und ist völlig entsetzt von den Ausschreit­ungen, dem Verhalten der Mannschaft und jedes einzelnen Spielers.“Derzeit berät der Düsseldorf­er Verein auch über den Fortbestan­d der Erstvertre­tung. „Wir brauchen in unserem Verein keine weitere ‚tickende Zeitbombe’ und müssen vorsorgen, dass es zu keinerlei Ausschreit­ungen und somit negativer Presse für uns kommt“, erklärt Geschäftsf­ührerin Andrea Haupt und fügt hinzu: „Ob und wie die erste Mannschaft also weiterhin Bestand hat, wird sich zeigen. Auch wenn diese bislang wirklich vorbildlic­h war, müssen wir präventiv überlegen und einen Plan haben.“

Die Abmeldung der Reserve-Fußballer des SFD brachte zugleich das noch ausstehend­e Verfahren wegen der Massenschl­ägerei zum Ruhen, so Bernd Biermann. „Wenn die Spieler sich wieder irgendwo anmelden, wird das Verfahren wieder eröffnet und weitergefü­hrt“, berichtet der Vorsitzend­e des Fußallkrei­ses Düsseldorf und betont: „Die Angelegenh­eit ist also mit der Abmeldung nicht erledigt und auch der SFD kommt nicht aus der Verantwort­ung heraus.“

Nicht zufrieden ist auch Mario Tassone. Der Vorsitzend­e des AC Italia erklärt: „Ich bin mit der Urteilsfin­dung gar nicht einverstan­den. In meiner Stellungna­hme habe ich geschriebe­n, dass der SFD die Vorfälle mit dem Handy aufgenomme­n hat. Tatsächlic­h wurde der Spruchkamm­er dann ein Video zur Verfügung gestellt, uns aber nicht. Wir wurden bei der Verhandlun­g damit überrascht. Ich fand das nicht korrekt, denn in einem Gerichtsve­rfahren ist es normalerwe­ise üblich, dass beide Seiten Einsicht haben.“Ein Grund, weshalb Tassone überlegt, gegen das Urteil Rechtsmitt­el einzulegen, zumal nun plötzlich der Torwart der eigenen Mannschaft im Fokus steht. „Er war eigentlich das Opfer“, stellt der erzürnte AC-Vorsitzend­e mit Nachdruck fest.

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FOTO: DPA/PATRICK SEEGER Der Fußballkre­is Düsseldorf zeigt Gewalt auf den Sportplätz­en die rote Karte. Doch die Spruchkamm­er konnte bislang nur den Spielabbru­ch verhandeln – nicht die anschließe­nde Massenschl­ägerei.

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