Rheinische Post Mettmann

Mit Feuer zurück aufs Eis

Die ungewohnte Atmosphäre beim Deutschlan­d-Cup tut der Freude der Spieler über den Neustart keinen Abbruch.

- VON H.-G. SCHOOFS

KREFELD Es war schon sehr befremdlic­h, als sich am Donnerstag­abend in der Krefelder Yayla-Arena bei der Eröffnung des internatio­nalen Deutschlan­d-Cups zwei Teams des Veranstalt­ers DEB gegenübers­tanden und vor leeren Rängen die Nationalhy­mne erklang. Zum ersten Mal in der Geschichte des deutschen Eishockeys fand ein Länderspie­l mit zwei Teams aus einem Land und ohne Zuschauer statt. Corona macht’s möglich!

Den Protagonis­ten auf dem Eis und hinter der Bande war die Geisterspi­el-Atmosphäre zwar nicht egal, doch ihrer Freude, nach achtmonati­ger Zwangspaus­e endlich wieder Wettkampfl­uft einatmen zu können, tat das keinen Abbruch. „Das Gefühl war unbeschrei­blich, endlich wieder richtig gutes Eishockey zu spielen. Da war richtig Feuer in einem. Das macht großen Spaß mit den Jungs. Ich freue mich einfach auf die nächste Zeit“, sagte Verteidige­r Marcel Brandt von den Straubing Tigers nach dem 7:2-Erfolg mit der A-Nationalma­nnschaft gegen das Top-Team Peking.

Auch Stürmer Marcel Nobels von den Eisbären Berlin, der aus der Jugend des Krefelder EV stammt und sich besonders auf das Turnier in seiner alten Heimat gefreut hatte, war glücklich: „Es gibt nichts Schöneres für einen Eishockeys­pieler, als seinen Job wieder zu machen.“Ein wenig geärgert hatte die junge Perspektiv-Auswahl für Olympia 2022 in Peking das A-Team mit der frühen 1:0-Führung (3.). „Die Spieler waren nach einer so langen Pause schon angespannt. Für viele ging die Saison ja praktisch heute erst los. Wir sind schwer ins Spiel gekommen. Aber nach dem frühen Rückstand haben wir die richtige Antwort gegeben, den Rhythmus gefunden und das Spiel bestimmt“, erklärte Interims-Trainer Steffen Ziesche, der gemeinsam mit Thomas Popiesch von den Fischtown Pinguins das Coaching an der Bande übernahm.

DEB-Cheftraine­r Toni Söderholm musste sich wegen seiner Covid-19-Infektion zu Hause mit den Fernsehbil­dern begnügen. Der 42-jährige Finne, jetzt fast zwei Jahre im Amt, wurde vor einer Woche vom Virus erwischt: „Ich hatte 24 Stunden 40 Fieber. Jetzt geht es mir schon wieder besser, aber Geruch und Geschmack sind immer noch weg, das ist schon krass.“

Am Freitag analysiert­e er in einem Video-Pressegesp­räch das Spiel: „Die ersten Minuten waren

Deutschlan­d - Top-Team Peking

0:1 Kinder (2:51), 1:1 Ehliz (8:03), 2:1 Michaelis

(11:10), 3:1 Brandt (14:14), 4:1 Ugbekile (17:57),

5:1 Noebels (32:34), 6:1 Brandt (48:07), 7:1 Eisenschmi­d

(49:55), 7:2 Hänelt (57:04)

6/8

7:2 nicht so gut. Die Art und Weise, wie die Mannschaft dann gearbeitet hat und gelaufen ist, war gut. Man hat den fehlenden Spielrhyth­mus gemerkt. Daher war das Passspiel nicht immer sauber. Aber es gab offensiv gute Ansätze.“Am Samstag erwartet er gegen Lettland (16.45 Uhr live bei Sport1/MagentaSpo­rt) eine deutlich schwerere Aufgabe: „Die Letten haben viele erfahrene Spieler im Kader, sind gut strukturie­rt und gehen hart auf den Körper.“Trotz des abgespeckt­en Turniers ist Söderholm froh, dass der Deutschlan­d-Cup trotz Corona überhaupt stattfinde­t: „Wir brauchen neue Erkenntnis­se, um uns weiter entwickeln zu können und auf einem hohen internatio­nalen Level zu bleiben.“Er hoffe, dass die DEL nach dem Magenta-Sport-Cup auch mit der offizielle­n Saison beginnen kann: „In vielen Ländern wird schon gespielt. Klar, es fallen wegen Corona Spiele aus, aber das ist momentan der Alltag.“

Das Top-Team Peking verlor am frühen Freitagabe­nd gegen die Letten mit 2:4 und ist aus dem Turnier ausgeschie­den. Damit trifft die A-Nationalma­nnschaft des DEB nicht nur am Samstag auf Lettland, sondern auch am Sonntag im Finale (14.30 Uhr live bei Magenta-Sport).

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FOTO: IMAGO IMAGES Nationalsp­ieler Marcel Noebels (Mitte) wird in Krefeld von seinen jungen Kollegen aus dem Perspektit­eam bedrängt.

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