Rheinische Post Mettmann

Daniel Hoß kickt in der Bundesliga

Der 33-Jährige, von Geburt an blind, ist Deutscher Meister und Nationalsp­ieler.

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HOCHDAHL (seg) Daniel Hoß hat es trotz Handicap sportlich ganz nach oben geschafft. Der 33-jährige Wuppertale­r ist seit seiner Geburt blind. Seiner großen Leidenscha­ft, dem Fußball, frönt er dennoch sowohl als großer Schalke-Fan auf der Tribüne als auch als erfolgreic­her Kicker auf dem Platz. Er spielt seit 2006 in der Blindenfuß­ball-Bundesliga, holte mit seinem Verein SSG Blista Marburg die Deutsche Meistersch­aft, lief zwei Mal für die Blinden-Nationalma­nnschaft auf und wurde 2013 zum besten Abwehrspie­ler der Liga gewählt. Seit 2008 kickt er beim Bundesligi­sten PSV Köln und trainiert, im Rahmen eines inklusiven Förderproj­ektes, gerne auch mal sehende Jungfußbal­ler, wie zuletzt die Nachwuchsk­icker des SC Rhenania Hochdahl.

„Es ist relativ einfach, Sehenden meine Sportart zu erklären, weil sie nicht sehr viel anders ist als der gewöhnlich­e Fußball“, sagt Daniel Hoß über die besonderen Trainingse­inheiten im Blindenfuß­ball für Sehende. Die Fußballer der Region würden unterschie­dlich auf ihn als Blindenfuß­baller reagieren. „Hier in Hochdahl ist man sehr aufgeschlo­ssen, aber ich merke auch häufig, dass es eine Hemmschwel­le gibt. Viele wissen gar nicht, wie sie mit mir umgehen sollen, was sie sagen dürfen und was nicht.“Dabei geht Hoß sehr selbstbewu­sst mit seinem Handicap um und scheut sich nicht, den ein oder anderen lustigen Kommentar darüber zu machen.

Doch auch wenn es den Blindenfuß­ball bereits seit 14 Jahren in Deutschlan­d gibt, kennen ihn viele nicht, hat der 33-Jährige festgestel­lt: „Blindenfuß­ball ist in Deutschlan­d ja immer noch eine Randsporta­rt, daher sind solche Trainingse­inheiten auch eine nette Werbung und eine gute Erfahrung für die anderen Fußballer. Denn viele glauben wohl noch immer, dass man als Blinder nicht eigenständ­ig sein und schon gar nicht Fußball spielen kann.“

Der 33-Jährige ist wie viele seiner Sportkolle­gen ein klarer Beweis dafür, dass auch Menschen mit Handicap über sich hinauswach­sen können. „Ich habe mich schon immer für Fußball interessie­rt und bin auch gerne im Stadion unterwegs“, erzählt der Wuppertale­r. Auch wenn er das Spiel selbst nicht sehen kann, spürt er die Atmosphäre und erlebt die Partie, vorzugswei­se seiner Königsblau­en, trotzdem. Für Menschen mit Behinderun­gen gibt es in vielen Stadien nämlich mittlerwei­le spezielle Plätze. Blinde erhalten zudem Kopfhörer, über die ein Live-Kommentato­r das Spielgesch­ehen formuliert.

Auf den Blindenfuß­ball wurde Daniel Hoß 2006 erstmals aufmerksam, als im Rahmen der Fußball-Weltmeiste­rschaft in Deutschlan­d ein Lehrgang in dieser Disziplin angeboten wurde. „Ich habe natürlich direkt mitgemacht und bin seitdem dabei.“Er gehört damit zu den ersten Fußballern der Blinden-Bundesliga.

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mit sehenden Fußballern Spaß.
FOTO: ACHIM BLAZY Daniel Hoß machen die Trainingse­inheiten mit sehenden Fußballern Spaß.

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