Polizei sieht Erfolge gegen Intensivtäter
Seit drei Jahren arbeiten Polizei, Staatsanwaltschaft und Stadt bei der Bekämpfung Schwerkrimineller eng zusammen.
DÜSSELDORF Seit drei Jahren arbeiten Polizei und Staatsanwaltschaft im Rahmen eines neuen Konzeptes daran, erwachsene Intensivtäter zu definieren und sie engmaschig zu verfolgen. Für den zuständigen Beamten des Kriminalkommissariats 33 ist die Kooperation ein Erfolg. Waren zu Anfang rund 100 Kriminelle ins Visier der Behörden geraten, stehen aktuell rund 40 auf der Liste. „Unser Ziel ist, dass pro Halbjahr mehr als die Hälfte der betreffenden Personen in Haft geht“, sagt Raimund Dockter, 1. Kriminalhauptkommissar und Leiter der zuständigen Dienststelle.
Der Plan geht auf und die Zielstrebigkeit hat Gründe. „Wir haben Taten im Blick, die die Bevölkerung und ihr Sicherheitsgefühl am meisten belasten“, sagt Dockter. Sie finden im öffentlichen Raum statt und es handelt sich oft um Rohheits- und Gewaltdelikte. Es geht um Taten in Düsseldorf. Fällt ein Intensivtäter zusätzlich in einer Nachbarstadt auf, wird diese Tat mitverfolgt. Waren
zunächst nur Männer auf der Liste, gibt es nun auch zwei Intensivtäterinnen. Eine Frau ist über 50 und wegen Eigentumsdelikten aufgefallen, die zweite ist Mitte 30 und beging mehrere Körperverletzungen.
Das KK 33 verfolgt Intensivtäter, die mindestens 21 Jahre alt sind. Das Gros ist zwischen 21 und 35 Jahre alt. Alle sechs Monate wird mit der Staatsanwaltschaft eine Liste erstellt, Vorschläge anderer Kommissariate, aber auch des Amtes für Migration fließen ein. Intensivtäter wird, wer mindestens fünf Mal in einem Jahr straffällig geworden ist. Die Taten werden in einem Punktesystem bewertet, Raubüberfälle werden etwa mit fünf Punkten belegt, ein schwerer Diebstahl aus einem Auto mit drei und ein einfacher Diebstahl mit einem Punkt.
Dennoch herrscht kein Automatismus: Wer als Intensivtäter kategorisiert wird, hängt von der Einzelfallbetrachtung ab. Bei der Polizei sind feste Sachbearbeiter den Tätern zugeordnet, derzeit sind es zwei, die jeweils 20 bis 25 Fälle betreuen. Kooperiert wird mit einem Sonderdezernat
der Staatsanwaltschaft, was eine Zusammenarbeit auf Zuruf ermöglicht. Diese Effektivität ist in den Augen Dockters ein Grund dafür, dass es Rückgänge bei einigen Deliktgruppen gibt.
So sind in der Kriminalitätsstatistik 2019 die gefährlichen und schweren Körperverletzungen um 5,56 Prozent auf 1494 Delikte zurückgegangen. Die Raubüberfälle auf Straßen, Wegen oder Plätzen, also die Taten, die die Allgemeinheit in besonderer Weise belasten, gingen um 66 auf 217 Fälle zurück. Der Diebstahl an und aus Kraftfahrzeugen konnte erneut reduziert werden, diesmal um 7,3 Prozent auf insgesamt 4229 Fälle.
Die Wiederholungstäter landen durch die effektivere Verfolgung öfter vor Gericht. Zwei von ihnen, denen Raubstraftaten nachgewiesen werden konnten, müssen je sieben Jahre Haft verbüßen. Die Polizisten nehmen, wenn Intensivtäter aus dem Gefängnis entlassen werden, sofort Kontakt zu ihnen auf. Dann besuchen sie die betreffenden Personen und halten Gefährderansprachen.
Die Menschen sollen wissen, dass man einen Blick auf sie hat. Zuweilen gibt es Fortschritte, mit dem Bewährungshelfer wird daran gearbeitet, eine Verhaltensbesserung zu erreichen. Aber der Weg aus dem Milieu ist schwer und oft sind Verbrechen das Einzige, das die Täter gut können – und worauf sie angewiesen sind, manchmal auch, um ihre Drogensucht zu finanzieren.
Wo kommen die Täter her? Zwei Drittel von ihnen sind nicht Deutsche, die Hälfte dieser Ausländer stammt aus der EU. Sind Abschiebungen möglich, und dies war bislang in acht Fällen so, dann greift die Kooperation mit dem städtischen Amt für Migration. Nicht selten müssen in einem der fünf nordafrikanischen Staaten Ersatzpapiere beschafft werden, das Amt klappert im Zweifel regelrecht die Länder ab, um die Identität zu klären.
Auch Kinder, Jugendliche und Heranwachsende können Intensivtäter werden. Die Statistik Ende 2019 weist 106 Personen aus, um sie kümmrt sich ein eigenes Kommissariat.