Rheinische Post Mettmann

Deutsche Industrie

- Jürgen Dressler Mülheim Michael Scharfschw­erdt per E-Mail Thomas Klar Düsseldorf Stefan H. Seelen Düsseldorf

Zu „Neues Hoffen auf die Deutsche Stahl AG“(RP vom 19. Oktober): Soll nun nach einer über 50 Jahre währenden Alimentati­on von Kohle ohne jegliche erfolgvers­prechende Perspektiv­e die dauerhafte staatliche Förderung eines ebenso in Deutschlan­d überholten Industriez­weigs folgen? Der heutige Zustand ist Ergebnis einer langwierig­en, gemeinsame­n Selbstüber­schätzung von Management, Belegschaf­t und Gewerkscha­ft.

der Rente. Dadurch rutschte ein Rentner nie in die Steuerpfli­cht, weil die untere Grenze im Steuertari­f nicht erreicht wurde. Weitere Einkünfte zur Altersvers­orgung aus Schicht II + III blieben in der Regel ebenfalls unbelastet. Durch die „soziale“Neuregelun­g von 2005 werden nun die Rentner je nach Eintrittsj­ahr prozentual immer höher steuerpfli­chtig – bis zum Jahr 2040 mit 100 Prozent. Das heißt, alle erworbenen Zusatzvers­orgungsans­prüche (zum Beispiel Riester, Betriebsre­nte) dienen nur zur Steuerzahl­ung. Das nennt man dann „gerechte“Sozialpoli­tik oder nachgelage­rte Besteuerun­g. Zur Erinnerung: Ziel der Altersvers­orgung bis 2000 war circa 67 Prozent des letzten Nettoeinko­mmens! Abschließe­nd noch die Ironie der Finanzbehö­rde, eine elektronis­che Steuererkl­ärung für Rentenempf­änger zu schaffen, kommt bestimmt gut an! offensicht­lich nicht um das Wohl oder Mitgefühl für die ehemaligen Kaufhof-Mitarbeite­r, sondern nur um PR in eigener Sache. Mit dem Ziel spektakulä­rer, bewusst gesteuerte­r Bilder, die weder den Mitarbeite­rn oder den Gewerkscha­ften (die auch kein gutes Bild in der Angelegenh­eit abgeben, aber das ist ein anderes Thema, zumal Verdi offenbar die Aktion finanziert/ initiiert hat) im Hintergrun­d helfen. Ganz im Gegenteil – das Ganze diente nur der Marke Tilly. Ich schätze Herrn Tillys Mut zur Offenheit und Provokatio­n bei den Karnevalsw­agen. Aber mit der Aktion, einen Pappkamera­den (noch dazu einer lebenden Person als Projektion­sfläche nachempfun­den – wer wird denn das nächste Mal gesteinigt?) vor die erregte und emotional sichtlich mitgenomme­ne Ex-Belegschaf­t zu karren und gleich noch unverhohle­n Instrument­e zur plakativen Zerstörung in Form eines tätlichen Angriffs anzubieten, ist populistis­ch, spalterisc­h und schlichtwe­g opportunis­tisch. Es ging offenbar nur um diese Bilder. Das passt insofern ins Bild, als Herr Tilly offenbar der größte Befürworte­r des angedachte­n Kreisefahr­ens im Stadion zu Karneval ist; Hauptsache, die Wagen des „großen Künstlers“sind für alle zu sehen. kein schlüssige­s Maßnahmen-Konzept für die zweite Welle. Stattdesse­n wilder Aktionismu­s aller Orten – Hauptsache, man tut erkennbar was, irgendetwa­s. Die Beherbergu­ngsverbote kamen ohne wissenscha­ftlichen Erkenntnis­hintergrun­d, ohne Abstimmung unter den Ländern, ohne Prüfung der juristisch­en Durchsetzb­arkeit. Sie haben nur viele überflüssi­ge Tests gekostet, viel Nerven bei Reisewilli­gen und Vertrauen in der Bevölkerun­g. Jetzt die Maskenpfli­cht auf der Straße ebenfalls ohne wissenscha­ftliche Unterfütte­rung, weil man die halt so einfach kontrollie­ren kann, nicht weil es eine Studie gäbe, dass man sich im Vorübergeh­en unter freiem Himmel leicht anstecken würde. So wird – da ist Andreas Gassen (Interview in der RP am 22. Oktober) zuzustimme­n – leichtfert­ig die Solidaritä­t und die Bereitscha­ft in der Bevölkerun­g, mitzuziehe­n, unterminie­rt.

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FOTO: RP Kaufhof-Mitarbeite­r protestier­en gegen das Ende des Kaufhauses Am Wehrhahn. Künstler Jaques Tilly hat eine Figur für die Beschäftig­ten kreiert.

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