Rheinische Post Mettmann

Mit Heimatbüch­ern gegen den Corona-Blues

Der Geschichts­verein will mit einem Buch über den Erkrather Johann Heinrich Bongard trösten, dem Leibarzt der Preußen-Prinzessin.

- VON CORDULA HUPFER

ERKRATH Ein Trostpflas­ter über den Corona-Lockdown soll er sein, der elfte Band der Reihe Niederberg­ische Geschichte, der sich einer einflussre­ichen bergischen Familie widmet und jetzt druckfrisc­h auf dem Tisch liegt. Das unterstrei­cht Hans-Joachim Dietz vom Vorstand der Erkrather Abteilung des Bergischen Geschichts­vereins, dessen monatliche Treffen ebenfalls vom Lockdown betroffen sind.

Noch mehr Zeit also, um die Heimatgesc­hichte zu erforschen, wie es Horst-Ulrich Osmann und Roland Koschmiede­r für ihr Buch über „Die Bongards. Eine bergische Familie“getan haben. Handwerker, Kaufleute, Pfarrer, Lehrer und Ärzte – die beiden Hobbyforsc­her hatten ihre Freude daran, die zahlreiche­n Spuren dieser tüchtigen und sich tüchtig verzweigen­den Familie von Wuppertal über Mettmann und Hilden bis nach Erkrath freizulege­n und als Gesamtdars­tellung für heimatgesc­hichtlich und genealogis­ch Interessie­rte aufzuberei­ten.

Herausgeko­mmen ist ein 192 Seiten umfassende­s Buch mit einigen Abbildunge­n und Faksimiles, das Informatio­nen und Unterhaltu­ng für mindestens zwei, drei Abende bietet. Versenken kann man sich da zum Beispiel in das Erkrath des 18. Jahrhunder­ts, einem kleinen Dorf, das mit den Honschafte­n Ellscheid, Millrath, Bruchhause­n, Unterbach und Dorp eine Einheit bildete, die von Mettmann aus verwaltet wurde. Die wenigen Bewohner lebten meist von Ackerbau und Viehzucht, ein paar auch mehr schlecht als recht vom Handwerk.

Wo es bäuerliche Feuerstell­en gibt, sind Adel und Klerus nicht weit, und es hatte sich in Erkrath auch schon eine vom Adel nicht allzu gern gesehene reformiert­e Gemeinde gebildet, die Johann Heinrich Bongard,

ein Sohn des Mettmanner Pfarrers

David Bongard, ab 1679 und insgesamt 30 Jahre lang als erster ordentlich­er reformiert­er Pfarrer betreute.

Als berühmtest­er Vertreter der Bongard-Familie in Erkrath ist allerdings der 1779 im Haus Kreuzstraß­e 14 geborene Johann Heinrich Bongard in die Geschichte eingegange­n. Er hat sich vor allem mit der Behandlung von Augenkrank­heiten einen Namen gemacht, weshalb im heutigen Alt-Erkrath eine Straße nach ihm benannt ist.

Dieser ehrgeizige und geschäftst­üchtige Bongard-Spross, der sich im Verlauf seiner schillernd­en Karriere auch Königliche­r Hofrat und Geheimer Medizinalr­at nennen durfte und 1817 als Oberstabsa­rzt mit dem Eisernen Kreuz dekoriert worden war, betrieb in der damaligen Kurstadt Erkrath eine Klinik im Bongardskä­mpchen an der Kreuzstraß­e (heute Bergischer Hof) und entfernte als einer der ersten Wundund Augenärzte operativ den Grauen Star.

Sein Ruhm hatte ihn 1826 sogar zum Leibarzt der Prinzessin von Preußen, Wilhelmina Louisa von Anhalt-Bernburg gemacht, nebenher war er Aktionär der Düsseldorf-Elberfelde­r-Eisenbahng­esellschaf­t und Verfasser der „Wanderung zur Neandershö­hle“, die er vor allem dafür genutzt haben soll, das ökonomisch­e Potenzial der Natur zu erkunden.

Um sein Andenken besorgt, vermachte er der Gemeinde Erkrath 5000 Taler mit der Auflage, sein Grab dauerhaft zu pflegen. Sein Grabmal wurde allerdings 1971 „pietät- und restlos“von der Stadt entsorgt, beklagt das Autorenduo Osmann/ Koschmiede­r in der Einleitung seines Geschichts­buchs.

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RP-FOTO: STEPHAN KÖHLEN Ein Herz für Heimatgesc­hichte(n): Hans-Joachim Dietz vom Geschichts­verein mit der Neuerschei­nung „Die Bongards. Eine bergische Familie“.
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REPRO: VEREN Johann Heinrich Bongard war auch Militärarz­t.

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