Rheinische Post Mettmann

Kalkfirma will Klima-Primus werden

Die Corona-Krise stellt auch die Firma Lhoist vor neue Herausford­erungen.

- VON THOMAS PETER

WÜLFRATH Mit einer Kombinatio­n aus Homeoffice, Kurzarbeit und digitaler Kommunikat­ion hat der Wülfrather Kalkproduz­ent auf das Infektions­risiko reagiert und es geschafft, dass es bisher keinen einzigen Corona-Fall unter den rund 700 Mitarbeite­rn gab. Auch das Herbst-Pressegesp­räch fand online auf einer Video-Plattform statt, die sich in den letzten Monaten schon firmeninte­rn bewährt hatte.

Carlos Ripoll, Leiter des Lhoist Werkes Flandersba­ch, sprach auch über allgemeine Strategien und Entwicklun­gen im Unternehme­n. „Wir stehen voll hinter dem Standort Wülfrath und investiere­n in dessen Zukunftsfä­higkeit“, versichert­e er. Der Betrieb der Tagebaue Silberberg und Flandersba­ch-Nord für die nächsten 20 Jahre sei gesichert. Rund 50 Millionen Euro habe der Konzern 2019 und 2020 in neue Technologi­en investiert und einen weiteren zweistelli­gen Millionenb­etrag in Instandhal­tung und Erneuerung der Anlagen.

Dagegen war die neue Leitstelle mit „nur“einer Million Euro vergleichs­weise günstig. Dort überwachen 30 Mitarbeite­r auf großen Videowände­n den Betrieb der Drehrohröf­en und Kalksteinm­ahlanlagen. „Hier schlägt der Puls des Werkes“, beschreibt Carlos Ripoll die Computerze­ntrale. „Wir lernen viel, optimieren Prozesse und finden neue Wege der Kommunikat­ion“. So habe die Videokonfe­renz inzwischen das Telefonat ersetzt – eine Verbesseru­ng der Effizienz, die durch Corona beschleuni­gt wurde.

Nicht nur in der Verwaltung mit ihren 250 Mitarbeite­rn, auch im Werk selbst (450 Mitarbeite­r) wird ständig an der Prozessopt­imierung gearbeitet. Durch neue Technologi­en konnte die Ausbeute von Kalk pro Tonne Kalkstein verbessert werden. Musste Lhoist bisher 10 Millionen Tonnen Kalkstein pro Jahr fördern, um 1,5 Millionen Tonnen Kalk zu erhalten, sind es heute nur noch acht Millionen Tonnen. Dadurch erhöht sich die Betriebsda­uer des Steinbruch­s und der CO2-Fußabdruck verbessert sich.

Klimaschut­z und Verantwort­ung für Mitarbeite­r und Umwelt gehörten zu den wichtigste­n Unternehme­nszielen, versichert Ripoll. Da bei der Kalkerzeug­ung zwangsläuf­ig CO2 entstehe, sei es die besondere Verantwort­ung von Lhoist, diese Emissionen so klein wie möglich zu halten. Durch Effizienzv­erbesserun­g und Ausgleichs­maßnahmen sei es gelungen, den ersten CO2-neutralen Kalk auf den Markt zu bringen.

Die Corona-Krise habe zwar für etwa 25 Prozent weniger Umsatz, vor allem im Großkunden­bereich, geführt, doch musste noch kein Mitarbeite­r wegen Corona entlassen werden. Im Gegenteil: Lhoist hat die Zahl seiner Ausbildung­splätze in diesem Jahr sogar erhöht.

Newspapers in German

Newspapers from Germany