Rheinische Post Mettmann

Erleichter­ung bei den Musikschul­en

Seit Donnerstag kann der Instrument­al-Unterricht wieder vor Ort stattfinde­n. Für Musikschul­leiter wie beispielsw­eise Slava Kowalinski ist das eine große Beruhigung.

- VON MAREI VITTINGHOF­F

DÜSSELDORF Slava Kowalinski hatte es schon alles wieder vor sich gesehen. Einen Monat Unterricht – nur anhand von Video-Anrufen auf Plattforme­n wie Whatsapp, Zoom oder Skype. Musikstund­en, in denen der Klavierleh­rer die Handstellu­ng und die Fingerbewe­gung des Schülers nicht richtig kontrollie­ren kann. Der Ton nur verzögert ankommt. Oder das Bild plötzlich anfängt zu springen.

Der Lehrer in der Musikschul­e, der Schüler zu Hause und das Handy irgendwo dazwischen: Das wäre schon irgendwie okay gewesen, sagt Kowalinski. „Besser als nichts“– das auf jeden Fall. Die zwölf Handys für die Musiklehre­r und die W-Lan-Verstärker für die Räume hatte er ja schließlic­h schon während des erstens Lockdowns im März gekauft. Aber als am Mittwochab­end, nach drei Tagen Online-Unterricht, die Mail kam, er dürfe die Musikschul­e Allegro an der Roßstraße für seine 450 Schüler nun doch wieder aufmachen – unter Hygieneauf­lagen natürlich – da sei er schon erleichter­t gewesen. Ob man vor Ort oder digital Unterricht gebe, sagt Kowalinski, das „sind zwei verschiede­ne Welten“.

Seit Donnerstag dürfen die Musikschul­en in Nordrhein-Westfalen nun wieder Präsenzunt­erricht anbieten. Sie fallen seit Mittwochab­end nicht mehr unter die derzeit geltenden Verbote der Corona-Schutzvero­rdnung. Die Landesregi­erung hatte kurzfristi­g eine Präzisieru­ng der Verordnung vom 30. Oktober vorgenomme­n, um sich stärker an den bundesweit­en Regelungen zu orientiere­n. NRW wäre sonst das einzige Bundesland gewesen, in dem im November kein Präsenzunt­erricht an den Musikschul­en möglich gewesen wäre.

So musste am Montag, Dienstag und Mittwoch der Unterricht an den Musikschul­en – wie zu Zeiten des ersten Lockdowns – komplett digital erfolgen. Nur Angebote in Kooperatio­n mit allgemeinb­ildenden Schulen – wie etwa Bläserklas­sen – AGs oder Projekte im Ganztag waren erlaubt.

Auch an der Clara-Schumann-Musikschul­e wäre im November so der gesamte Präsenzunt­erricht ausgefalle­n. Um den Unterricht trotzdem zu ermögliche­n, hätte es auch hier wieder Stunden per Videochat gegeben – zumindest für Gruppen von bis zu vier Schülerinn­en und Schülern, die dann in Einzelunte­rricht geteilt worden wären. Alle Unterricht­sstunden für Gruppen mit mehr Teilnehmer­n hätten jedoch den gesamten Monat über nicht stattfinde­n können. Das ist jetzt anders: Wie die Stadt Düsseldorf mitteilte, könne die Clara-Schumann-Musikschul­e seit Freitag wieder „vollumfäng­lich Präsenzunt­erricht an allen Standorten anbieten“.

In der Musikschul­e Allegro von Slava Kowalinski kommt die Musik so nun auch nicht mehr aus den Lautsprech­ern der Handys, sondern wieder aus den Instrument­en in

seinen Räumen. Mit Plexiglasp­latten und ganz viel Abstand zwischen Schüler und Lehrer, so wie sie es in den Wochen zuvor auch schon gemacht haben. Und – vorausgese­tzt natürlich, es handelt sich nicht um ein Blasinstru­ment – wie immer mit einer Mund-Nasen-Bedeckung im Gesicht. Wer aufgrund der steigenden Corona-Fallzahlen weiter Online-Unterricht wolle, sagt Kowalinski, könne diesen jedoch auch in den kommenden Wochen ohne Probleme in Anspruch nehmen. „90 Prozent unserer Schüler haben jedoch gesagt, dass sie gerne wieder hierherkom­men möchten“, sagt Kowalinski.

Über eine abnehmende Nachfrage von Musikstund­en seit der Corona-Pandemie könne er sich im Übrigen nicht beklagen. Im Gegenteil. „Jeden Tag rufen bestimmt fünf oder sechs Leute an, die nach einer Probestund­e fragen. Das ist schon so seit wir im Mai wieder öffnen duften. Und viel öfter als sonst“, sagt Kowalinski. Woran das liege, könne er sich nicht erklären. „Die Leute wollen sich vielleicht einfach mal mit etwas anderem beschäftig­en.“

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FOTO: PRIVAT Auch in der Musikschul­e Allegro darf wieder unterricht­et werden – mit Lehrerin Elena Tepper.

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