Förderangebote, thematische Schwerpunkte und die Lage spielen eine wichtige Rolle bei der Suche.
Immer mehr Eltern haben sich in den vergangenen 30 Jahren dazu entschieden, ihre Kinder auf eine private Schule zu schicken. Im Schuljahr 2018/19 besuchte nach Angaben des Statistischen Bundesamts bereits jeder elfte Schüler eine Privatschule – Tendenz steigend. Auch die Zahl der Angebote nimmt zu. Mittlerweile gibt es über 5800 allgemeinbildende und berufliche Privatschulen, 554 davon befinden sich in Nordrhein-Westfalen.
Bei den Privatschulen handelt es sich beispielsweise um Einrichtungen kirchlicher oder freikirchlicher, jüdischer, islamischer oder freier Träger mit waldorf- oder anderer reformpädagogischer Ausrichtung. Voraussetzung für die staatliche Genehmigung einer privaten Ersatzschule ist, dass es ein pädagogisches Konzept gibt wie etwa reformpädagogische oder konfessionelle Ausrichtungen.
Soll das Kind eine Privatschule besuchen, sind viele Aspekte zu berücksichtigen. „Neben der richtigen Schulformwahl und Unterrichtsgestaltung gibt es zahlreiche Faktoren, die Eltern und Kinder bei der Schulsuche berücksichtigen sollten“, erklärt Andreas Schrade, Geschäftsführer des Verbands
Deutscher Privatschulen Nordrhein-Westfalen. „Betreuungszeiten, Tagesstrukturierung, Förderangebote, außerschulische Zusatzangebote, Verpflegung und Schulausstattung beeinflussen die Wahl der Schule.“
Darüber bestimmen sogenannte „weiche“Kriterien die Entscheidung. Wie ist die Atmosphäre an der Schule? Fühlen sich Eltern und Kind willkommen und gut betreut? Gibt es Patenprogramme, gruppenfördernde Maßnahmen und eine gelebte Schulgemeinschaft?
„Eine erste gute Gelegenheit, die Schule kennenzulernen, sind die Tage der offenen Tür“, rät Schrade. „Privatschulen bieten im Allgemeinen zusätzlich die Möglichkeit, im Unterricht zu hospitieren. In der aktuellen Pandemielage kann dies allerdings zeitweise anders geregelt sein.“
Nicht zu vernachlässigen ist die Erreichbarkeit der Schule. Schließlich sollen Kinder nicht dauerhaft auf das Elterntaxi angewiesen sein. Es ist daher zu klären, ob die Schule gut mit Bus, Bahn, Fahrrad oder zu Fuß erreichbar ist. Einige Schulen bieten darüber hinaus eine eigene Schülerbeförderung an.
Die Privatschullandschaft ist vielfältig. „Grundsätzlich muss man zwischen Ersatz- und Ergänzungsschulen unterscheiden“, sagt Andreas Schrade. „Eine Schule in freier Trägerschaft ist dann eine Ersatzschule, wenn sie Bildungsgänge oder Abschlüsse anbietet, die so oder vergleichbar auch an staatlichen Schulen angeboten werden oder zumindest vorgesehen sind.“Sie ersetzen daher eine staatliche Schule und erhalten Zuschüsse. Diese Schulen nehmen in der Regel kein Schulgeld. Stattdessen gibt es oft Fördervereine, die sich für die Finanzierung einsetzen.
Schulen in freier Trägerschaft leben auch vom Engagement
der Schulgemeinde. „Wenn man sich für eine Ersatzschule entscheidet, sollte man zumindest überlegen, ob man über eine Mitgliedschaft im Förderverein oder auf andere Weise einen Beitrag zum Erhalt der Schule leisten kann“, sagt Schrabe. Daneben gibt es Ergänzungsschulen. „Diese sind freier in der Gestaltung der Unterrichts, können bei der Fächern stärkere Schwerpunkte setzen und unterrichten im Allgemeinen in kleineren Klassen“, erklärt der Experte. Sie erhalten keine staatliche Unterstützung und finanzieren sich ausschließlich über Schulgeld.
Im Allgemeinen hat jede Schule in freier Trägerschaft ein besonderes Profil. Neben der konfessionellen Ausrichtung gibt es die bekannten Montessori- und Waldorfschulen. Einige setzen zudem unterschiedliche Schwerpunkte, zum Beispiel auf Naturwissenschaften, Sprachen, musische Fächer oder besondere Sportarten. So sind einige Privatschulen in NRW Olympiastützpunkte, an einer Schule ist eine Musicalschule angegliedert, oder es wird eine ganzheitliche Betreuung ab 7 Uhr angeboten. Viele Privatschulen arbeiten zudem inklusiv beziehungsweise integrativ oder unterrichten bilingual.