Rheinische Post Mettmann

Wir brauchen eine klare Impfstrate­gie

- VON ANTJE HÖNING

Das ist Timing: Ausgerechn­et an dem Tag, an dem Biontech und Pfizer als erste Entwickler Zwischener­gebnisse für die entscheide­nde Studienpha­se bekanntgeb­en, schlagen Ethiker eine Impfstrate­gie vor. Tatsächlic­h sind die Meldungen von Biontech ermutigend, zumal hier erstmals Botenstoff­e den Menschen zur Bildung von Antikörper­n anregen sollen. „Lightspeed“haben die Mainzer ihr Projekt getauft, doch in Lichtgesch­windigkeit wird es keinen Impfstoff im großen Stil geben. Anders als in Russland darf und wird Schnelligk­eit nicht vor Sicherheit gehen, eine falsche Impfung schadet mehr als sie nutzt. Bis zur Impfung im großen Stil werden noch Monate vergehen. Und auch dann wird es zunächst nicht für alle reichen. Darum ist es wichtig, früh zu klären: Wer bekommt die womöglich lebensrett­ende Impfung sofort und wer zuletzt?

Die Impfstrate­gie muss nachvollzi­ehbar, klar und transparen­t sein, damit die Bevölkerun­g – und vor allem die Gruppen, die zunächst leer ausgehen – sie akzeptiere­n. Es wäre unerträgli­ch, wenn später eine AfD etwa gegen die Impfung im Asylbewerb­erheim poltert, obwohl dort wegen der beengten Wohnverhäl­tnisse zweifellos Risikogrup­pen leben. In Deutschlan­d ist man auf guten Weg: Das gemeinsame Ziel ist es, die Zahl der Toten und Schwerkran­ken zu senken. Die Wissenscha­ftler nehmen es der Politik ab, Risikogrup­pen zu definieren – medizinisc­hes Personal, alte Menschen, Vorerkrank­te, Feuerwehr, Polizei, Lehrer. Doch die Priorisier­ung der Risikogrup­pen wird die Politik selbst vornehmen und auch die Frage klären müssen, wer danach dran ist. Womöglich ist dies die schwerste Entscheidu­ng, die diese Regierung zu fällen hat.

Für alle, die erst spät an die Reihe kommen, gibt es einen Trost: Auch jeder andere Geimpfte verringert das Risiko, sich selbst mit dem Coronaviru­s zu infizieren. BERICHT

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