Rheinische Post Mettmann

NRW-Polizisten sind weltweit gefragt

In vielen Krisenregi­onen sorgen Beamte aus NRW für Sicherheit; einer arbeitet für die UN in New York. Ein Polizist leitet nun die bundesweit­en Auslandsmi­ssionen.

- VON CHRISTIAN SCHWERDTFE­GER

DÜSSELDORF Georgien, Kosovo, Albanien, Ukraine, Mali, Niger, Somalia, Griechenla­nd, Bulgarien, Spanien und Italien – alles Staaten, in denen aktuell Polizisten aus Nordrhein-Westfalen für Sicherheit sorgen. „Wir als Polizei kümmern uns auch um die Aufrechter­haltung des Friedens außerhalb von Nordrhein-Westfalen“, sagt Michael Schemke, Inspekteur der Polizei in NRW und seit einer Woche neuer Leiter der sogenannte­n AG IPM, der Bund-Länder-Arbeitsgru­ppe „Internatio­nale Polizeimis­sionen“, einem Gremium der Innenminis­terkonfere­nz der Länder. Kurzum: Schemke ist in Deutschlan­d nun für die Entsendung deutscher Polizisten ins Ausland zuständig; eine ehrenvolle Aufgabe, wie er sagt. „Wir kämpfen gegen internatio­nalen Terrorismu­s, gegen Schleusung­en. Wir sind in Krisengebi­eten im Einsatz, dort, wo die Demokratie am Boden ist. Wo stabile Verhältnis­se herrschen, sinkt auch der Migrations­druck“, sagt Schemke.

Seit 1994 sind deutsche Landespoli­zisten weltweit im Einsatz; allein 1462 Polizisten aus NRW wurden seitdem entsandt. Aktuell sind 172 deutsche Beamte im Ausland, 25 aus NRW. Die Entsendung­en sind in einem Erlass geregelt; erfolgt aber für die Polizisten freiwillig. Jede Kreispoliz­eibehörde hat pro 500 Mitarbeite­r einen Polizisten zu stellen. „Die Polizisten, die von den Auslandsei­nsätzen zurückkomm­en, gewinnen an interkultu­reller Kompetenz, die sie in den Polizeiall­tag hier einbringen“, erklärt Schemke.

Zwei NRW-Polizisten unterstütz­en zum Beispiel gerade die albanische Grenzpoliz­ei im Auftrag der europäisch­en Grenzschut­z-Agentur

Polizeiins­pekteur NRW

Frontex. Sie halten nach Schleusern und illegalen Grenzübert­retungen Ausschau; sie haben die gleichen Befugnisse wie die örtliche Polizei. Es ist der erste Einsatz in einem NichtEU-Staat, bei dem Frontex-Einsatzkrä­fte auch hoheitlich­e Befugnisse anwenden. Die Polizisten werden in Frontex-Einsätze bisher grundsätzl­ich für maximal vier Monate entsendet. „Im nächsten Jahr werden wir als erstes Bundesland in eine Frontex-Langzeiten­tsendung einsteigen, zwei Beamte gehen dann für 24 Monate ins Ausland“, sagt Schemke.

Polizisten aus Nordrhein-Westfalen sind weltweit gefragt. „Bei der

UN in New York ist ein NRW-Polizist für die konzeption­elle Erstellung der Trainingsi­nhalte zuständig und sorgt auch in den Missionen vor Ort für deren Umsetzung“, erklärt der neue Leiter für internatio­nale Polizeimis­sionen. „Wir versuchen, in den Institutio­nen der Mandatsgeb­er Schlüsself­unktionen einzunehme­n, um unseren Einfluss zu erhöhen“, sagt Schemke. Demnach übernehmen die Deutschen in den Missionen oftmals Funktionen, die besondere Qualifikat­ion erfordern – etwa Beraterfun­ktionen oder Leitungsfu­nktionen; andere Staaten sind hingegen mit mehr Personal vor Ort und entsenden Hundertsch­aften. „Wir haben Polizisten bei der EU, bei der UN in New York; bei Frontex in Warschau werden wir in naher Zukunft ebenfalls vertreten sein. Wir versuchen, unseren Einfluss groß zu halten, um auch Projekte und Maßnahmen in die nach unserer Auffassung richtige Richtung zu entwickeln“, so Schemke.

Bei der EU und den Vereinten Nationen muss er nun dafür sorgen, dass das auch so bleibt. „Wir haben eine hohe Reputation im Ausland. Wir stehen im internatio­nalen Vergleich sehr gut da. Die deutsche Polizei wird weltweit geschätzt. Das muss so bleiben. Aber andere Staaten ziehen nach“, erklärt er. „Ich bin jedoch überzeugt, dass wir unser Ansehen nicht verlieren werden.“

„Die deutsche Polizei wird weltweit geschätzt. Aber andere Staaten ziehen nach“

Michael Schemke

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