Rheinische Post Mettmann

Was der „Black Friday“Kunden bringt

Am 27. November beginnt für die Amerikaner der Vorweihnac­htseinkauf. Die Welle ist längst hier gelandet.

- VON GEORG WINTERS

DÜSSELDORF Schwarze Tage gab es in der Wirtschaft­sgeschicht­e schon viele: Etwa den an der Börse, als die USA am 19. Oktober 1987 vom größten Crash der Nachkriegs­zeit getroffen wurden. Oder den 54 Jahre zuvor, als die Kursstürze der Wall Street eine weltweite Depression auslösten. Der „Black Friday“(Schwarzer Freitag) dagegen hat – anders als das Wort es vielleicht vermuten lässt – nichts mit Krisen und Kollaps zu tun. Im Gegenteil: Im Einzelhand­el wird er im Vorweihnac­htsgeschäf­t immer bedeutsame­r. In diesem Jahr steigt er am 27. November. Wo kommt der „Black Friday“her? Und warum ist er so wichtig für die Branche?

Begriff Die einen sagen, die Bezeichnun­g leite sich aus dem „Meer“einkaufend­er Menschen ab, das an diesem Freitag wie eine einzige schwarze Masse erscheine. Andere glauben, zu keinem Zeitpunkt des Jahres sei es für Händler wahrschein­licher, dass sie schwarze Zahlen schrieben. Und dann gibt es da noch die Theorie, dass die Mitarbeite­r der handelnden Unternehme­n schwarze Hände vom vielen Geldzählen bekommen, weil die Kassen so voll sind – in Zeiten, in denen meist mit Plastikgel­d gezahlt wird, die unwahrsche­inlichste Erklärung.

Herkunft Der „Black Friday“kommt aus den USA, und ist der Tag nach dem Erntedankf­est der Amerikaner. Das „Thanksgivi­ng“-Fest wird immer am vierten Donnerstag im November gefeiert, den Freitag danach nutzen viele US-Familien als

Brückentag. Häufig gehen sie dann shoppen, manche schon kurz nach Mitternach­t, wenn die ersten Läden öffnen. Das war zumindest vor dem Ausbruch der Corona-Krise so. Jedenfalls markiert der „Black Friday“den Startpunkt für die vorweihnac­htliche Einkaufsze­it und ist für viele Händler der umsatzstär­kste Tag des Jahres.

„Cyber Monday“Der Montag danach war ursprüngli­ch eine Reaktion des Online-Handels in den USA auf das Vorpresche­n der stationäre­n Konkurrenz. An dem Tag vergaben die Internet-Shops die gößten Rabatte. Heute, in Zeiten, in denen Fachleute permanent von Cross-Selling – dem Zusammenwa­chsen des Präsenz- und des Onlinehand­els – reden, haben die Kunden das ganze Wochenende (einschließ­lich Montag)

für sich entdeckt.

Deutschlan­d Der deutsche Einzelhand­el hat das Vorbild aus den USA 2006 übernommen, und längst ist die Errungensc­haft aus Amerika auch hier ein Erfolg. Nach Angaben des Handelsver­bands Deutschlan­d (HDE) stieg der Umsatz an beiden Tagen im vergangene­n Jahr auf 3,1 Milliarden Euro. Das entsprach einem Plus von 22 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Wobei Schnäppche­njäger deutliche Prioritäte­n haben: Die meisten wollen im Netz nach Rabatten suchen; nur jeder vierte potenziell­e Käufer war im vergangene­n Jahr dafür im Ladenlokal unterwegs. Der (Teil-)Lockdown und die erneuten Abstandsre­geln im Einzelhand­el dürften diesen Trend verstärken. An der generellen Einkaufslu­st ändert das nichts: Laut dem Verbrauche­rportal mydealz.de wollen Männer am Black Friday 2020 durchschni­ttlich 325,42 Euro ausgeben, im Vorjahr waren es noch 258,44 Euro. Bei den Frauen steigt das Budget von 193,53 auf 218,86 Euro.

Rabatte Wie viel Vergünstig­ungen es für den Kunden gibt, lässt sich nicht pauschal beantworte­n. Manche Händler geben Nachlässe auf alle Waren im Sortiment, andere machen bereits verbilligt­e Angebote noch ein bisschen billiger, oder sie fahren die Normalprei­se für einzelne Artikel runter. Die Rabatte fallen zu unterschie­dlichen Tageszeite­n unterschie­dlich hoch aus.

Verbrauche­rfallen Leider ist nicht alles Gold, was so verlockend glänzt. Verbrauche­rschützer warnen vor

den Verlockung­en vermeintli­cher Schnäppche­n. Oft würden die Geschäfte unter dem Deckmantel „Black Friday“Ladenhüter anbieten. Mitunter seien online auch sogenannte Fakeshops am Werk, die die Kunden abkassiere­n wollten: Sobald jemand auf einen Link zu einer Website mit angebliche­n Schnäppche­n klickt, greifen die Betrüger dann Kreditkart­endaten ab und nutzen sie schlimmste­nfalls für Betrug.

Rekord Lange Schlangen vor den Geschäften wird es in diesem Jahr wegen der Corona-Pandemie kaum geben. Somit dürfte der inoffiziel­le „Black Friday“-Rekord weiter Bestand haben. 2014 warteten zwei Frauen namens Vicky Torres und Juanita Salas in Kalifornie­n sage und schreibe 22 Tage auf den Beginn des Ausverkauf­s. Im Campingstu­hl, mit Musik und Büchern. Das nennt man wohl einen langen Atem.

 ?? FOTO: IMAGO IMAGES ?? Paketweise Waren aus dem Internet: Am „Black Friday“schlägt die Stunde der Online-Versandhän­dler.
FOTO: IMAGO IMAGES Paketweise Waren aus dem Internet: Am „Black Friday“schlägt die Stunde der Online-Versandhän­dler.

Newspapers in German

Newspapers from Germany